Über das Illustrieren von Kinderbüchern

Einige der renommiertesten Kinderbuch-IllustratorInnen Österreichs haben sich auf einer gemeinsamen Internetplattform zusammengeschlossen, um die Wertschätzung von Illustrationen im Bilderbuch zu vertiefen. „illustria-kinderbuch.at“ wendet sich dabei gleichermaßen an Kinder und Erwachsene wie an Schulen, Kulturinstitutionen, aber auch an Verlage und den Buchhandel.

Unter den 18 Illustratorinnen und Illustratoren der Plattform „illustria-kinderbuch.at“ finden sich renommierte Namen wie Renate Habinger, Erwin Moser, Carola Holland, Lisa Althaus und Peter Widmann, um nur einige zu nennen.

Über die Bedeutung von Bilderbüchern heißt es:

[…] Für das Kind ist es die erste Begegnung mit der Kunst, denn in seiner besten Form ist das Bilderbuch ein Kunstwerk.

Als kulturelles Zeitdokument neben Fernsehen, Film und Computer muss es seinen Wert und Platz behaupten und verlangt im Gegensatz zu den anderen Medien das ruhige Verweilen des Auges auf dem Bild, denn nur so kann das Dargestellte richtig erkannt werden, von dem dann das Spiel der Fantasie seinen Lauf nehmen kann.
Über Illustria-Kinderbuch

 

 

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Die bekannten Kinderbuch-Illustratoren und Mitbegründer von „illustria-kinderbuch.at“ Susanne Riha und Winfried Opgenoorth haben sich Lesen in Tirol für ein „Frage -Antwort-Gespräch“ zur Verfügung gestellt.

Lesen in Tirol: Wie wird man Kinderbuch-IllustratorIn?

Susanne Riha: Allererste Voraussetzung ist sicher, dass man gut zeichnen kann.
Ich selbst habe die Graphische Bundes-, Lehr- und Versuchsanstalt in Wien besucht und anschließend ein paar Jahre als Graphikerin gearbeitet. Mit meinen Arbeiten bin ich schließlich zu einem Verlag gegangen, mit dem dringenden Wunsch, Kinderbücher zu illustrieren. Das Lektorat stellte mir daraufhin eine Aufgabe, das Resultat gefiel, und es folgten für die nächsten Jahre Aufträge zu Buchcovers und Illustrationen nach vorgegebenen Texten.

Susanne Riha wurde 1954 in Wien geboren. Ausbildung zur Grafikerin und seit 1982 Illustratorin von Natursachbüchern für Kinder nach eigenen Texten. Foto: Susanne Riha

 

Winfried Opgenoorth: Ich bin gelernter Tiefdruckretuscheur und habe eine Werkskunstschule besucht. Bei mir hat es beim zweiten Anlauf bei einem Verlag geklappt. Vorerst für Illustrationen zu Schulbüchern. Bis ich eines Tages ein fertiges Konzept zu einem Bilderbuch mit Text und Bild vorgelegt habe. Man mochte meine Zeichnungen, aber den Text nicht. So riet man mir, die Autorin  Mira Lobe dafür zu gewinnen.

Mira Lobe schrieb einen gereimten Text  zu meinen Bildern und so entstand 1979 das Buch: „Hokuspokus in der Nacht.“ Es wurde sehr erfolgreich und ist heute, in einer Neuauflage, wieder  im Handel. Ich konnte noch weitere Bücher für Texte von Mira Lobe zeichnen, später dann auch für viele andere ausgezeichnete AutorInnen.  Bis heute rund 70 Bücher...

Susanne Riha: Auch ich habe  mich bald als Autorin versucht und konnte 1985 mein erstes Natursachbuch nach eigenen Texten veröffentlichen. Es folgte 1988 ein Buch über den Winterschlaf der Tiere mit dem Titel „Wir schlafen bis der Frühling kommt“, das bis heute erhältlich ist. Seither bin ich fast ausschließlich beim Thema Natursachbuch für Kinder geblieben. Auf ganz so viele Bücher wie Winfried habe ich es noch nicht gebracht, aber er ist ja altersmäßig etwas im Vorteil....

Lesen in Tirol: Wie entsteht die Illustration zu einem Buch?

Winfried Opgenoorth: Bei mir vom Text zum Bild. Ich bekomme den Text, in Originalgröße gesetzt, und teile ihn Seite für Seite ein. Dann skizziere ich dazu meine Illustrationen. Ich mache also zu Beginn ein Layout des gesamten Buches.

Winfried Opgenoorth wurde 1939 in Düsseldorf geboren
und übersiedelte 1972 nach Wien. Seit 1979 Illustrator
von Kinderbüchern, darunter viele Musikbilderbücher.

Foto: Winfried Opgenoorth

 

Susanne Riha: So exakt geht es bei mir nicht zu. Nachdem ich mein Naturthema im gesamten genau recherchiert habe, teile auch ich das Buch grob in einzelne Kapitel (Themenbereiche) ein. Dann aber schreibe ich den Text zu einem Kapitel, skizziere die Illustrationen und führe sie auch aus. Dann kommt das nächste Kapitel und so weiter….

Lesen in Tirol: Welche Rolle spielt das Alter der Zielgruppe bei Illustrationen?

Susanne Riha: Eine sehr wichtige. Ich versuche, meine Texte und Bilder durch die Augen meiner jungen Leser zu sehen.

Winfried Opgenoorth: Natürlich hat man die Zielgruppe immer im Auge…

Lesen in Tirol: Welche Techniken gibt es und wechseln IllustratorInnen ihre Technik je nach Buchinhalt?

Winfried Opgenoorth: Techniken gibt es viele: Buntstift, Aquarell, Tusche, Tempera, um nur einige zu nennen. Für meine detailreichen Illustrationen verwende ich meistens die Tuschefeder und aquarelliere die Tuschezeichnungen. Denn, wer Geld ausgibt, soll auch viel zum Ansehen haben. Für einen flotteren Stil verwende ich aber auch Buntstift und Aquarell.  

Susanne Riha: Bei mir ist es fast immer eine Kombination aus air brush, Deckfarbe und Buntstift.  Eine aufwendige, aber notwendige Arbeitsweise für naturgetreue Darstellungen.

Schneemann in der Stadt. Aus dem Buch: Es ging ein Schneemann durch
das Land.
Verlag Jungbrunnen, Illustration: Winfried Opgenoorth

 

Lesen in Tirol: Ist es wichtig, einen unverkennbaren Stil als Markenzeichen zu entwickeln?

Winfried Opgenoorth: Der Stil entsteht, das ist einfach so!

Susanne Riha: Und wenn man einmal einen Stil hat, wird man dann darauf auch festgelegt…

Lesen in Tirol: Welche Bedeutung haben Illustrationen, um jungen  Lesern den Zugang zu einem Buch zu erleichtern?

Winfried Opgenoorth: Für ein Bilderbuch ist die Illustration das A und O, soll aber mit dem Text eine Einheit bilden.

Susanne Riha: Ein guter Verlag legt eben auch Wert auf tolle Texte oder gute Reime, vor allem für kleinere Kinder.

Lesen in Tirol: Was ist das Schöne am Beruf eines Illustrators, einer Illustratorin?

Susanne Riha: Gestalten zu können, der Fantasie freien Lauf zu lassen, einfach in die Arbeit abzutauchen.

Winfried Opgenoorth: (lacht): Das Schöne ist 1) das Abgeben der fertigen Illustrationen; 2) wenn das Buch erscheint; und 3), wenn es sich gut verkauft. Denn niemand weiß im Voraus, woran es liegt, dass sich ein Buch gut verkauft oder nicht.

Lesen in Tirol: Und die Nachteile des Berufs?

Susanne Riha: Es ist ein einsamer Beruf. Jeder für sich. Irgendwo an einem Zeichentisch.

Präsentation von "illustria-kinderbuch" auf der Buch-Wien. Foto: Susanne Riha

 

Winfried Opgenoorth: Deshalb sitzen wir jetzt hier am Stammtisch meiner „Federhasen“ Nachdem sich anfangs nur einige wenige AutorInnen und IllustratorInnen in einem Atelier oder einer Wohnung getroffen haben, gibt es seit März 91 diesen Stammtisch, an jeden ersten Montag im Monat.

Wie ich auf den Namen „Federhasen“ gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Wird wohl etwas mit dem Federzeichnen zu tun gehabt haben. Am „Federhasenstammtisch“ hat schon so mancher Illustrator/ Illustratorin einen Autor/Autorin gefunden, und viele junge IllustratorInnen Tipps und Anregungen erhalten.

Susanne Riha: Bei designaustria, der größten Interessensvertretung für DesignerInnen in Österreich hat sich vor einem Jahr die IllustratorInnen-Gemeinschaft illustria gebildet. Dazu gehören auch die meisten Federhasen, nämlich zu illustria-Kinderbuch:

Illustria-Kinderbuch hat eine eigene Website. Zu sehen unter: www.illustria-kinderbuch.at

Von 21. 6.-25.8. 2013 zeigt illustria-Kinderbuch eine umfangreiche Ausstellung im designforum im MuseumsquartierWien mit dem Titel

„Illustration im Bilderbuch-Kommunikation auf Augenhöhe“.

Natürlich hoffen wir, die Ausstellung vielleicht in kleinerem Umfang auch in den Bundesländern zeigen zu können.

Lesen in Tirol: Vielen Dank für das Interview

 

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Susanne Riha wurde 1954 in Wien geboren. Ausbildung zur Grafikerin und seit 1982 Illustratorin von Natursachbüchern für Kinder nach eigenen Texten.

Winfried Opgenoorth wurde 1939 in Düsseldorf geboren und übersiedelte 1972 nach Wien. Seit 1979 Illustrator von Kinderbüchern, darunter viele  Musikbilderbücher.

 

Weiterführender Link:
Illustria-Kinderbuch

 

Andreas Markt-Huter, 10-04-2013

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