Im Interview: Gerhard Falschlehner

Lesen in Tirol sprach mit Gerhard Falschlehner, dem Geschäftsführer des Österreichischen Buchklubs der Jugend, über die Arbeit für den Buchklub und Qualitätskriterien einer Non Profit Organisation mit Tradition. Der Buchklub besteht seit 1948.

Lesen in Tirol:

Der Buchklub gibt seit Jahrzehnten Medien zur Leseerziehung heraus und entwickelt seine Produkte ständig weiter. Heute gibt es viele Mitbewerber auf diesem Gebiet. Wie unterscheidet sich der Buchklub von diesen?

Gerhard Falschlehner:

Schulen werden, so hat man den Eindruck, heute von Kindermagazinen, Arbeitsblattsammlungen und Leselern-Patentmethoden überschwemmt. Darunter findet man aufwändig gemachte Produkte ebenso wie in jeder Hinsicht Billiges; oft stehen kommerzielle Interessen dahinter und wenig lesedidaktisches Know How. Der Buchklub muss sich auf diesem Markt behaupten und von anderen Anbietern abgrenzen. Wir tun das durch Transparenz und allerhöchste Qualität auf allen Ebenen unserer Arbeit.

Lesen in Tirol:

Wer leistet im Buchklub diese Qualitätsarbeit?

Gerhard Falschlehner:

Das sind natürlich die Mitarbeiter/innen im Haus, aber auch rund 6000 ehrenamtliche ReferentInnen in den Schulen. Viele davon bringen ihr pädagogisches Know How in unsere Medien ein, entweder weil sie in einem unseren Redaktionsteams mitwirken oder unsere Produkte kritisch prüfen und laufend evaluieren.

Lesen in Tirol:

Dass die Buchklubmedien im Unterricht eingesetzt werden sollen, ist seit 2010 sogar „amtlich“ …

Gerhard Falschlehner:

Ja, und das unterstützt uns sehr. Im Leseerlass des Bildungsmisteriums heißt es nämlich:

Die vom Buchklub herausgegebenen Kinder- und Jugendmedien eignen sich ganz besonders für den Einsatz im Unterricht (als Klassenlektüre, aber auch für differenzierende Leseformen). Sie fördern sowohl Lesekompetenz als auch Lesebereitschaft.

Lesen in Tirol:

Dass die Buchklubmedien pädagogisch überzeugen, wissen und schätzen viele Lehrpersonen. Der Buchklub ist eine Non Profit Organisation. Ist das auch Teil einer Qualität?

Gerhard Falschlehner:

Ein ganz wichtiger sogar. Der Buchklub verfolgt keine kommerziellen Interessen, er vertritt neben den pädagogischen Zielsetzungen auch soziale Anliegen. Dazu gehört unser Wunsch, dass alle – wirklich alle – Kinder Zugang zu unseren Medien haben. Durch unsere Freiexemplar-Regelung können LehrerInnen auf die Situation in ihrer Klasse reagieren und unbürokratisch bis zu 10 % SchülerInnen-Freiexemplare, z. B. für Geschwister oder soziale Härtefälle vergeben. Darüber hinaus bemühen wir uns ständig um Sponsoren, die unsere Produkte Familien kostenlos zugänglich machen.

Lesen in Tirol:

Eingangs war von vielen Mitbewerbern die Rede, geht der Buchklub auch Kooperationen ein?

Gerhard Falschlehner:

Unbedingt! Mit einem gewissen Stolz kann ich vom Buchklub sagen, dass er ganz sicher eine internationale Qualität besitzt. Wir kooperieren nicht nur mit den wichtigsten Leseinstitutionen Österreichs wie etwa die KSL (Koordinationsstelle Lesen beim BMBF), wir sind auch europaweit gut vernetzt, zum Beispiel als Mitglied bei EU READ (European Task Force for Reading Promotion) und ELINET (European Literacy Policy Network). Dadurch haben wir Zugang zu den aktuellsten Schwerpunkten und tauschen Methoden zur Leseförderung aus. Wenn es irgendwo in Europa neue, spannende Erkenntnisse gibt, sind wir die ersten, die davon erfahren und sie umsetzen.

Lesen in Tirol:

Sie haben verschiedene Qualitäten des Buchklubs genannt, sind sie auf eine besonders stolz.

Gerhard Falschlehner:

Stolz ist vielleicht der falsche Ausdruck. Ich sehe es eher als eine Haltung: Der Buchklub ist hohen Standards in Nachhaltigkeit und Umweltschutz verpflichtet. Wir arbeiten ausschließlich mit österreichischen Druckereien zusammen, die die Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens und anderer Standards für Nachhaltigkeit erfüllen. Das alles hat seinen Preis, der sich in den Mitgliedsbeiträgen niederschlägt. Aber speziell als NPO im Jugendbereich haben wir für die jungen Menschen und ihre Zukunft eine hohe moralische Verantwortung.

Lesen in Tirol:

Vielen Dank für das Interview.

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Gerhard Falschlehner ist Journalist, Lehrer und Autor. Seit 1999 leitet er als Geschäftsführer den Österreichischen Buchklub der Jugend. Er zeichnet für zahlreiche Publikationen zur Lesepädagogik verantwortlich, zuletzt erschienen: Die digitale Generation: Jugendliche lesen anders (ueberreuter, 2014)

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