Rezension und Tipps für den Unterricht: Ponderosa
Michael Sieben, geboren 1977, studierte Wirtschaftswissenschaften in Mainz, Köln und Paris und lebt seit 2006 mit seiner Familie in Berlin. „Ponderosa“ ist sein Debütroman.
Inhalt:
Die drei Jugendichen Kris, Juri und Josie treffen sich immer in einer verlassenen Hütte am Rande der Siedlung, genannt Ponderosa. Sie „chillen“ dort und besprechen alles miteinander. Das ändert sich, als der Erzähler Kris Gefühle für Josie entwickelt. Dazu kommt noch das mysteriöse Verschwinden von Josies Nachbarn. Kris geht der Sache nach. Bei einer Party eskaliert dann alles, viele Geheimnisse kommen ans Licht.
Zum Buch:
Das Buch beginnt mit dem Zitat „Things change. And friends leave. Life doesn’t stop for anybody.“ aus The perks of Being a Wallflower von Stephen Chbosky. Das nimmt schon viel vom Inhalt des Buches vorweg. Der Autor beginnt mit einer rätselhaften Szene, als der 15-jährige Protagonist Kris mit seinem blutigen T-Shirt in einem Polizeiauto sitzt. Man will unbedingt wissen, was geschehen ist – ist jemand ums Leben gekommen?
Die folgenden Kapitel spielen drei Wochen vor dem Prolog und behandeln in einer Rückblende die entscheidende Vorgeschichte. Man lernt Kris und seine Clique kennen, sie hängen in der verlassenen Hütte ab, rauchen und besprechen ihre Probleme mit den Eltern und der Schule. Die Sache wird kompliziert, als Kris Gefühle für die hübsche Josie entwickelt und zwischen ihm und seinem Freund Juri Spannungen auftreten. Außerdem verschwindet Josies Nachbar und die drei Freunde beginnen nachzuforschen. Dabei wird vor allem Kris in eine allmählich gefährlicher werdende Sache hineingezogen.
Ponderosa ist ein Jugendroman, der Autor trifft mit seinem Schreibstil den richtigen „Teenie-Ton“. Die Sprache ist leicht schnoddrig und doch schildert der Autor glaubhaft, was in dem Kopf des Jungen vorgeht. Freundschaft, erste Liebe und die Unsicherheit eines pubertierenden Jugendlichen werden gekonnt wiedergegeben. Kris wird als ruhiger, nachdenklicher Charakter dargestellt. Er agiert glaubwürdig, hin- und hergerissen zwischen nötiger Coolness in diesem Alter und doch einer gewissen Ritterlichkeit seiner Freundin gegenüber. Die eingewobene Kriminalgeschichte sorgt durchgehend für Spannung und zeigt auch Personen, die am Rand der Gesellschaft leben und durchaus kriminelle Tendenzen entwickeln.
„Ponderosa“ ist meiner Meinung nach ein interessantes Jugendbuch. Die Idee, eine Kriminalgeschichte mit den Problemen des Erwachsenwerdens eines Jugendlichen zu verknüpfen, ist gelungen.
Einsatz im Unterricht:
Dieses Buch wird seiner Altersempfehlung (ab 13 Jahren) gerecht und kann im Leseunterricht der 7. und 8. Schulstufe sehr gut eingesetzt werden:
- Man könnte einen Textteil mit verteilten Rollen lesen, beispielsweise als Kris, Juri und Josie über den verschwundenen Nachbarn reden (Seite 24 ff).
- Zum besseren Leseverständnis könnte man eine Mindmap zu den handelnden Personen und deren Beziehung zueinander anfertigen.
- Es wäre möglich, eine Inhaltsangabe mit Hilfe von Satzstreifen zu erstellen.
- Auch thematisch verwandte Jugendromane können vorgestellt werden, beispielsweise „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf.
- Im Rahmen eines Unterrichtsgespräches könnte man anhand von Leitfragen wesentliche Elemente des Inhalts erfassen, z.B. Figuren, Raum- und Zeitdarstellung, Konfliktverlauf.
- Der zeitliche Aufbau des Romans könnte erarbeitet und in einem Zeitstreifen dargestellt werden.
- Als analytische Methode könnte man ausgewählte Textstellen interpretieren und mit eigenen Worten erklären.
- Eine weitere Möglichkeit wäre, eine Fotostory bzw. einen Comic zu einem Kapitel des Romans zu erstellen.
- Das Verfassen eines Steckbriefes zu einer Figur würde sich ebenso anbieten, wie ein fiktives Interview mit einer Hauptfigur zu führen.
- Die Geschichte könnte weitergedacht und –geschrieben werden.
- Ein Zeitungsbericht könnte über eine Textstelle verfasst werden, beispielsweise passend zum Unfall, bei dem Juri verletzt wird.
Titel: Ponderosa
Autor: Michael Sieben
Sprache: Deutsch
Verlag: Carlsen
Einscheinungsdatum: 18. März 2016
Seitenanzahl/Hardcover: 224
Rezension: Renate Huber