Bettina Balàka, Die Prinzessin von Arborio

Gebildete und emanzipierte Märchenprinzessinnen schlafen natürlich nicht mehr auf der Erbse, sondern auf exotischem Reis. Arborio gilt für Risotto-Liebhaber als Inbegriff geschmackhaften Reises.

Bettina Balàka spielt bewusst mit diesen Bobo-Elementen Genuss, Insiderwesen und Adabei-Szenerie, wenn sie ihre Heldin Zorzi durch alle Zwiebelschalen der Forensik jagt. Dabei wird das Leben als ein Gefäß erzählt, in dem man einsitzen muss.

Die Heldin hat seinerzeit als selbstbewusste Single-Frau ein gut gehendes Restaurant mit italienischen Spezialitäten geführt, die Kellner sind vor ihrer Seele Schlange gestanden, aber sie hat nur Männer an sich rangelassen, mit denen sich vielleicht ein Kind ausginge. So gibt es drei heftige Beziehungen, die jeweils für die Männer letal enden.

Einer stürzt im Gebirge in die Tiefe und wird in der mörderisch entlegenen Gegend von Schmirn begraben. Der nächste bereitet schon den Seitensprung vor, wird aber noch rechtzeitig erschossen und in der Adria vom Boot aus versenkt. Der dritte schließlich kollabiert tödlich beim Radfahren auf der Höhenstraße, nachdem er isotonisch vergiftetes Wasser aus der Spritzflasche getrunken hat.

Die Fälle liegen wie Beziehungen quer über den Kontinent verteilt herum, erst als man sich näher mit der Zorzi beschäftigt, kommen die Morde ans Tageslicht und vor Gericht. Der Fall erregt mächtig Aufmerksamkeit, vor allem, weil die Verdächtige sehr schön im Gesicht operiert ist und eloquent auftritt. Psychologen, Kriminalisten, Gerichtskiebitze und die Medien haben einen Narren an der Prinzessin von Arborio gefressen.

Besonders wild erwischt es den Profiler Körber, der alle Fälle zusammenführt und nach dem Urteil ständiger Gast im Frauengefängnis ist.

„Ich habe mir mit der Zorzi etwas angefangen“ (205) resümiert der Profiler ziemlich deprimiert, als er längst in den Bann der Prinzessin geraten ist. Und diese scheint alle Männer um den Finger zu wickeln und schiebt im Bedarfsfalle alles auf die Hormone und wünscht sich ein Kind. Dabei kocht ihr Selbstbewusstsein immer wieder über, schlechter Sex wird gnadenlos bestraft, sie achtet auf ihre Psyche und eliminiert alles, was ihre zarte Haut der Empfindung stören könnte. Was sie selbst betrifft wird sie tatsächlich zur Prinzessin auf der Erbse. Körber kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und erzählt den Fall, als ob er selbst alles angestellt hätte.

Am Schluss befreit sich Zorzi aus allen Bindungen und Gefängnissen, bei einem Arzt-Ausgang sticht sie diesen nieder und ihre Spur verliert sich hinter der Punk-Szene in Berlin. Zurück bleiben Forensiker, ein abgelöster Erzähler und ein baffes Publikum, die die Zorzi alle an der Nase herumgeführt hat.
Bettina Balàka lässt den Fall der befreiten Frau wie einen Krimi vor den Augen der Leserschaft abrollen, mit deren Hintergrundwissen wird dann alles zur puren Realität.

Bettina Balàka, Die Prinzessin von Arborio. Roman
Innsbruck: Haymon 2016, 262 Seiten, 19,90 €, ISBN 978-3-7099-7239-7

 

Weiterführende Links:
Haymon Verlag: Bettina Balàka, Die Prinzessin von Arborio
Wikipedia: Bettina Balàka

 

Helmuth Schönauer, 26-05-2016

Bibliographie

AutorIn

Bettina Balàka

Buchtitel

Die Prinzessin von Arborio

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Haymon Verlag

Seitenzahl

262

Preis in EUR

19,90

ISBN

978-3-7099-7239-7

Kurzbiographie AutorIn

Bettina Balàka, geb. 1966 in Salzburg, lebt in Wien.