Brigitte Jaufenthaler, Diva & Angelo

Ein Krimi kann offensichtlich in jedem Milieu spielen, weil es in jedem Milieu Abweichungen von der Moral gibt. Die provinzielle Universität Innsbruck, eingekreist von akademischen Ritualen, ist natürlich ein ideales Terrain zum Abwickeln eines Krimis mit Kleingeistern als Helden.

Brigitte Jaufenthaler lässt im Studentenmilieu recherchieren. Vinzenz, der Mini-Dozent, und Theresia, die musische Studentin, treffen an einer Bar aufeinander und beginnen akademisch verbrämt ein lustvolles Geschlechtsverhältnis. Jetzt kann man mit alpin-trivialen Namen natürlich keinen Recherche-Baum ausreißen, weshalb sich die beiden Diva und Angelo nennen.

Am nächsten Tag ist ein sogenannter Dies honorum, ein akademischer Ehrentag, da werden vergangene und kommende Größen geehrt. Für das Paar ein passender Anlass, es gleich wieder miteinander zu versuchen. Aber dann geschieht Unerwartetes: Der zu Ehrende bricht bei seiner Ansage zusammen und stirbt. Rasch schlüpfen Diva und Angelo in die Rollen akademischer Kripos und beginnen zu recherchieren, weil ihnen das Rede-Manuskript des Zusammengebrochenen spanisch vorkommt.

Und tatsächlich, in einer Parallelgeschichte erfahren wir von einem ungeheuren akademischen Verbrechen. Michael und Daniel. zwei ehemalige studentische Freunde, haben sich zerkracht, der eine ist Eigenbrötler geworden, der andere weltgewandter Forscher. Aber der Erfolgreiche hat offensichtlich Dreck am Stecken, denn seine Forschungen spielen mit dem Leben von Probanden. So rächt sich also der Zu-kurz-Gekommene, betäubt den Widersacher und schlüpft in dessen Ehrenrolle. Freilich rechnet er nicht damit, dass er an der eigenen Rede stirbt.

Mit recht seltsamen Erzählbögen, wobei immer wieder wie in einem Musikstück ein überraschendes Motiv auftaucht, klären Diva und Angelo den Fall, wobei sie ihre eigene Lebenskultur als Künstlerin und ehrenwerter Dozent ins Spiel bringen. Es gibt sie also diese Guten, die der Wahrheit auf die Sprünge helfen, ein wenig Händchen halten und ein erfülltes Leben im Auge haben!

Die Figuren sind letztlich ziemlich geklont, die Handlung ist brav und logisch wie ein Studium, das in der Mindestzeit geschafft wird. Krimi-Plot und Liebesgeschichte passen auf jeden Uni-Ball, es wird so lange gefloskelt und mit Worten gehülst, bis ein gewisses akademisches Provinz-Niveau erreicht ist. Vom akademischen Ambiente, der konkreten Innsbrucker Universität oder dem Sound der alpinen Hirnströme erfährt man als Leser gar nichts. Dieser Ehrentag bleibt blass und steif, nicht nur für die Figuren. Und am Schluss diese überwältigende Frage, sollen wir ins Kino gehen oder einfach zusammen sitzen bleiben? – Sorgen gibts auf dieser Krimiwelt, da kann man nur noch staunen.

Brigitte Jaufenthaler, Diva & Angelo. Dies honorum. Kriminalroman.
Marchtrenk: Verlag Federfrei 2011. 166 Seiten. EUR 11,90. ISBN 978-3-902784-11-7.

 

Weiterführende Links:
Verlag Federfrei: Brigitte Jaufenthaler, Diva & Angelo
Wikipedia: Brigitte Jaufenthaler

 

Helmuth Schönauer, 25-06-2012

Bibliographie

AutorIn

Brigitte Jaufenthaler

Buchtitel

Diva & Angelo. Dies honorum

Erscheinungsort

Marchtrenk

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Federfrei

Seitenzahl

166

Preis in EUR

11,90

ISBN

978-3-902784-11-7

Kurzbiographie AutorIn

Brigitte Jaufenthaler, geb. 1961 in Innsbruck, ist Schauspielerin.