Joseph Zoderer, Hundstrauer

Die Hundstrauer ist so ein Wort, das man oft nachlässig hinsagt wie Hundswetter. Wenn sie aber Überbau für einen Gedichtband ist, steckt man als Leser gleich die Lauscher auf wie ein lyrischer Hund.

Joseph Zoderer hat einen Freund verloren und widmet seinem Django Gedichte von der Innigkeit eines durchtrainierten Lyrikers, gleichzeitig aber ist auch dieser ironische Augenaufschlag dabei, wenn jemand voller Fröhlichkeit staunt, wozu die Poesie letzten Endes fähig ist.

Das lyrische Ich ist in seiner Traurigkeit getroffen und hellhörig gemacht sinniert es über den Verlust dahin.

Du hast dir alle Türen / aufgemacht mit einem Sprung / du konntest aber / keine schließen / deine Pfoten waren eis- und hitzefest / du konntest vieles / nur nicht schallend lachen (19)

Dabei wird der treue Freund weder kitschig überhöht noch zu einem Hauchbildchen erniedrigt, der Hund ist vielleicht etwas wie der Herbst, der langsam die Blätterfarbe wechselt und dennoch golden in der Erinnerung bleibt.

Als Partner und Komplementär-Gefühl des lyrischen Ichs löst der „angesungene“ Hund melancholische Einstimmungen aus.

Du warst ein Wächter / mit kurzem Schlaf / (auch wenn du Daunendecken /geliebt hast) / sogar mein Schweigen / weckte dich / Wenn es zu lange dauerte /spürte ich / deine Pfote auf der Brust (39)

Dem lyrischen Reflektierer tut sich immer wieder eine helle Sequenz auf, wie sie einem oft beim Spazierengehen durch den Kopf schießt, ohne Vorankündigung und Nachhall, ein straffer Aphorismus eben.

Du warst verdammt / zur Treue / Ich hatte alle Freiheit / Glück / und Unglück zu verbreiten / aber/ auch zu teilen (50)

Und schließlich taucht gar noch die letzte Frage auf, was soll das ganze Leben, und wie komme ich überhaupt zu meiner Daseins-Rolle.

Warum warst du / ein Hund / und ich / ein Mensch (51)

Joseph Zoderer hat sich seinen stillen Schmerz von der Leber geschrieben, dabei lässt man sich auch ohne Hund gerne auf diese Gedichte ein, sie kläffen nicht, sie beißen nicht, sie sind der ideale Hund.

In den Zeichnungen von Josef Fürpaß schaut einen manchmal ein Hund ohne Kopf aus tiefster Seele an, dafür geht an anderer Stelle das Antlitz des Menschen in eine Hunde-Maske über, dabei ist alles auf einen Strich zusammengefügt, der sich als pure Kontur vor den Augen des Betrachters auflöst.

Joseph Zoderer, Hundstrauer. Gedichte. Mit Zeichnungen von Josef Fürpaß.
Innsbruck: Haymon 2013. 56 Seiten. EUR 16,90. ISBN 978-3-7099-7047-8.

 

Weiterführende Links:
Haymon-Verlag: Joseph Zoderer, Hundstrauer
Wikipedia: Joseph Zoderer

 

Helmuth Schönauer, 22-03-2013

Bibliographie

Buchtitel

Hundstrauer. Gedichte

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Haymon Verlag

Illustration

Josef Fürpaß

Seitenzahl

56

Preis in EUR

16,90

ISBN

978-3-7099-7047-8

Kurzbiographie AutorIn

Joseph Zoderer, geb. 1935 in Meran, lebt in Terenten und Bruneck.