Norman T. Grant, Das Tödlein und das Mädchen mit den roten Haaren

In guten Mundarten laufen die Verkleinerungsformen von Tod und Todel (Trottel) fließend in einander über. Wenn also das Tödlein grinsend mit dem Mädchen mit den roten Haaren hinter einem Stück Wäsche hervor lugt, haben wir es mit einem fröhlichen Buch zu tun.

Für die existentielle Fröhlichkeit garantieren der Texter Norman T. Grant, der aus dem kleinen Nest Danville nie weggekommen ist in der Hoffnung, dass ihn der Tod in diesem Nest nicht findet, und der farbfröhliche Christian Yeti, der aus seinem Geburtskaff Oberletzen weggezogen ist, weil alles andere den Tod bedeutet hätte.

Beide pflegen also einen frischen Umgang mit dem Tod und spielen das auch in einer subtilen Geschichte durch.
Als die Großmutter stirbt, lernen sich das Tödlein und das Mädchen mit den roten Haaren erstmals kennen. Das Tödlein hat nichts besonders im Sinn, es erfüllt irgendwie Repräsentationspflichten, die rund um einen Leichnam notwendig sind. Im Übrigen schaut es Flugzeugen nach, um aus deren Flugbewegungen einen Sinn zu erraten.

Das Mädchen mit den roten Haaren hat einen Wahrnehmungstrick: wenn man sich auf die Zehenspitzen stellt, kriegt man mehr von der Welt mit. In diesem Fall hilft das nicht viel, denn das Tödlein ist selbst sehr unglücklich hat sich schon lange nicht mehr gefreut.

Da kommt dem Mädchen eine alte Oma-Weisheit in den Sinn. „Um glücklich zu sein, müssen wir zuerst staunen, und das Zaubern und Träumen hilft dabei.“ Spontan beschließt das Tödlein, seine Arbeit an den Nagel zu hängen. Aber das Mädchen meint, dass der Tod irgendwie zur Vollendung des Glücks notwendig ist.

„Wenn wir uns in Zukunft also sehen, wird dein Leben sehr wertvoll sein“, meint das Tödlein ziemlich optimistisch.
Zu diesen philosophischen Sätzen zeichnet Yeti immer die Welt bis an den Rand des Vorstellbaren. Das Tödlein schickt er auf das Arbeitsamt, am Firmament kreisen Flugzeuge wie am dritten Tag der Schöpfung, und als die beiden Heldinnen mit einer Blume im Mund im Gras liegen, ist die Freundschaft auch optisch besiegelt. - Eine knappe Geschichte über Leben und Tod, ausgemalt mit allen Farben dieser Welt!

Norman T. Grant, Das Tödlein und das Mädchen mit den roten Haaren. Illustriert von Yeti Beirer. A. d. Amerikan. von H. R. Tomki.
Innsbruck: Kyrene 2011. 24 Seiten. EUR 16,90. ISBN 978-3-900009-88-5.

 

Weiterführender Link:
Kyrene-Verlag: Bücher

 

Helmuth Schönauer, 12-04-2012

Bibliographie

AutorIn

Norman T. Grant

Buchtitel

Das Tödlein und das Mädchen mit den roten Haaren

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Kyrene

Illustration

Yeti Beirer

Übersetzung

R. Tomki

Seitenzahl

24

Preis in EUR

16,90

ISBN

978-3-900009-88-5

Kurzbiographie AutorIn

Norman T. Grant, geb. 1957 in Danville / USA, von wo er nie weggekommen ist.<br />Christian Yeti Beirer, geb. 1966 in Oberletzen, lebt als Illustrator, Karikaturist und bildender Künstler in Innsbruck.