Alison McGhee, Komm, wir fliegen zum Mond

„»Elder?« »Ja?« »Wenn du ein junges Glühwürmchen wärst und … und …« Ihre Stimme wurde immer schwächer. »Und was?«, fragte Elder. »Und du wüsstest gern, wie es außerhalb vom Glühwürmchental aussieht …« Das war’s. Sie hatte es ausgesprochen. Sie wollte wissen, wie es hinter dem Tal aussah. Doch das ging gegen sämtliche Regeln des Glühwürmchenvolkes.“ (18)

Fünkchen, das junge Glühwürmchen, und Zirps, die kleine Grille, träumen davon die engen Grenzen des Glühwürmchentals zu durchbrechen und die weite Welt zu entdecken. Ratz, die alte Wasserratte, der nach der Zerstörung eines Biberdammes durch die Menschen ganz allein in einem Boot am Flussufer lebt, sehnt den Tag herbei, an dem er, wie sein Großvater, mit seinem Segelboot flussabwärts bis zum Meer aufbrechen wird. Der kleine Junge Peter wieder wünscht sich nichts mehr, als einen neuen Freund, seit sein alter Freund Charlie weggezogen ist.

Fünkchen ist anders als die anderen Glühwürmchen, die immer alle Regeln einhalten, sich nie weit von zu Hause entfernen und vor allem nicht die Nähe der Menschen, die sie Riesen nennen, suchen. Es gibt sogar ein eigenes „Museum für Riesenkunde“ in denen den jungen Glühwürmchen vor Augen geführt wird, was mit jenen passiert, welche die wichtigste Regel für Glühwürmchen missachtet haben:

Riesen muss man fürchten. Riesen sind die Feinde des Glühwürmchenvolkes. Riesen muss man um jeden Preis aus dem Weg gehen. (14)

Nur der alte Elder hat Verständnis für Fünkchens Sehnsucht nach der Ferne und bringt ihr wichtige Flugtechniken bei oder schaut weg, wenn Fünkchen die Gegend erkundet oder der Musik des kleinen Zirps lauscht, dessen Familie in der Nähe lebt.

Auch Zirps widersetzt sich dem Gebot für Grillen, den Menschen unbedingt aus dem Weg zu gehen. Er ist schon einige Male zum Haus der Riesen geschlichen, um den kleinen Riesen zu beobachten und seine Lieder zu lernen. Als Fünkchen eines Tages Zirps beim Singen eines Menschenliedes belauscht, lernen sich die beiden kennen und schleichen gemeinsam zum Haus der Menschen. Der kleine Junge Peter entdeckt die beiden und kann sich, zu ihrer Überraschung mit den beiden unterhalten.

Als Zirps den strengen und sinnlosen Unterricht an der Schule nicht mehr aushält, ergreift er zu seiner eigenen Überraschung die Flucht. Fünkchen muss in der Zwischenzeit erfahren, dass ihr alter Freund Elder gestorben ist. Auf ihrem gemeinsamen Weg treffen die beiden auf Ratz und den Jungen Peter, der sich ein Floß bauen will. Er hat beschlossen, heimlich rasch zu verschwinden, bevor er er ohne seinen Freund Charlie wieder in die Schule gehen muss. Zwischen dem ungleichen Quartett entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft.

„Komm, wir fliegen zum Mond“ liest sich, im besten Sinn des Wortes, wie eine Geschichte aus vergangenen Tage. In einer ruhigen Erzählweise richtet Alison McGhee ihren Blick auf die persönlichen Dinge des Lebens, auf Ängste, Hoffnungen, auf den Drang, aus engen Grenzen auszubrechen und die Last der Einsamkeit, wenn es niemanden gibt, mit dem man seine Träume und Wünsche teilen kann.

Mit einer großen Leichtigkeit und viel Einfühlungsvermögen wird der Tod eines Freundes erzählt oder Gefühle des Verlassenseins vermittelt, wobei ein versöhnliches Ende den jungen Leserinnen und Lesern Mut macht. Ein überaus empfehlenswertes Kinderbuch mit wunderschönen Illustrationen, das zum selberlesen oder zum Vorlesen gleichermaßen geeignet ist.

Alison McGhee, Komm, wir fliegen zum Mond. Die großen Abenteuer von Fünkchen und Zirps, ill. v. Christopher Denise, übers. v. Birgitt Kollmann [Orig. Titel: Firefly Hollow], ab 8 Jahren
München: Hanser Verlag 2016, 256 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-446-25301-8

 

Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Alison McGhee, Komm, wir fliegen zum Mond
Wikipedia: Alison McGhee (engl.)
Wikipedia: Christopher Denise (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 14-12-2016

Bibliographie

AutorIn

Alison McGhee

Buchtitel

Komm, wir fliegen zum Mond. Die großen Abenteuer von Fünkchen und Zirps

Originaltitel

Firefly Hollow

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Hanser Verlag

Illustration

Christopher Denise

Übersetzung

Birgitt Kollmann

Seitenzahl

256

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-446-25301-8

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Alison McGhee hat zahlreiche Romane für Erwachsene, Kinder und Jugendliche veröffentlicht, die regelmäßig auf der New York Times-Bestsellerliste stehen. Die Autorin lebt in Minneapolis, Minnesota.<br />Christopher Denise wurde in Ashland in Massachusetts geboren und wuchs in Irland auf. Nach seiner Rückkehr in die USA besuchte er die Rhode Island School of Design und begann seine Karriere als Illustrator für Bücher und Zeitungen. Er lebt mit seiner Familie auf Rhode Island.

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