D. D. Everest, Archie Greene und der Fluch der Zaubertinte
„Auf dem Dach der Bodleian Bibliothek in Oxford hockte ein Rabe, so still, dass man hätte meinen können, er wäre aus Stein gemeißelt. Seine harten schwarzen Augen beobachteten einen Jungen, der unter ihm vorbeilief. Der Name des Jungen war Archie Greene.“ (16)
Keiner der normalen Menschen ahnt, dass sich mitten unter ihnen eine Welt der Magier befindet, die alles tut, um von den sogenannten „Unreifen“ unentdeckt zu bleiben. Seit dem großen Brand in London im Jahre 1666, bei dem die halbe Stadt durch ein waghalsiges magisches Experiment den Flammen zum Opfer gefallen war, wurde die Ausübung von Magie unter strenge Regeln gestellt, die in magischen Kreisen als die „Lehre von den Magischen Tabus“ bekannt ist. Diese untersagt u.a. den Gebrauch von Magie außerhalb magischer Räumlichkeiten.
Der zwölfjährige Waisenjunge Archie Green, dessen Eltern und ältere Schwester bei einer Überfahrt über den Kanal verschwunden sind, als er noch ein Baby war, wurde von seiner Großmutter aufgezogen. Vor kurzem hatte er unbekannte Verwandte kennengelernt, die sein Leben gründlich auf den Kopf stellen sollten. Dabei konnte er in Erfahrung bringen, dass er ein Nachfahre der „Flammenhüter von Alexandria“ ist, einer geheimen Gemeinschaft, deren Aufgabe das Aufspüren und Bewahren magischer Bücher war.
Archie lebt nun bei seinen Verwandten und teilt sich mit seinem gleichaltrigen Cousin Thistle Foxe ein Zimmer, während seine fünfzehnjährige Cousine Bramble bereits den Unterricht als Lehrling am Museum für Magiekunde in Oxford besucht, den Archie nach den Sommerferien beginnen soll. Auch sein Cousin Thistle steht kurz davor in den Kreis der Magier aufgenommen zu werden und sein erstes Feuermal zu erhalten, das seinen zukünftigen Weg bestimmen soll.
Als Thistle seinen Flammentest ablegt, um sein erstes Feuermal zu erhalten, geschieht etwas Außergewöhnliches. Während bei Thistle das „Feuermal des Findens“ auf seiner Hand erscheint, brennt sich auch bei Archie ein neues Feuermal in die Hand: ein goldener Drache der seinen eigenen Schwanz verschlingt – der Goldene Zirkel, das „Mal der Alchemisten“. Als das „Mal der Alchemisten“ auch noch bei Thistle, seiner Cousine Bramble, bei Arabelle Ripley und dem bereits etwas ältere Lehrling Rupert Trevallan auftaucht, bricht im magischen Zirkel Aufregung aus.
Der „Goldene Zirkel“ war zuletzt vor 350 Jahren bei Magiern als Feuermal erschienen, die sich zum Club der Alchemisten zusammengeschlossen haben. Sie hatten die Fähigkeit durch Meistersprüche Magie neu zu erschaffen. Ihre Experimente führten aber schließlich zum großen Brand in London.
Als immer mehr magische Bücher ihre Wirkung zu verlieren beginnen, liegt die große Hoffnung bei Archie und seinen vier Freunden, die den Club der Alchemisten erneuern. Aber auch die dunklen Kräfte der Schwarzen Magie sehen ihre große Chance gekommen, die Macht über die Welt der Magie an sich zu reißen.
Mit viel Fantasie und Freude am Detail erwacht eine magische Welt hinter den Kulissen der Alltagswelt, die in ihren Grundzügen an Fantasiegeschichten à la Harry Potter erinnert. Trotzdem entwickelt Everest Geschichte ihr eigenes Flair eines Kosmos magischer Bücher und verstaubter Bibliotheken und vermag die jungen Leserinnen und Leser rasch mitten in die Handlung und in ihren Bann zu ziehen.
Ein überaus empfehlenswertes, spannendes und unterhaltsames Buch das durch seine farbenprächtige Fantasie und seine liebevoll gezeichneten Protagonisten zu überzeugen vermag und bereits mit Neugier auf eine Fortsetzung warten lässt.
D. D. Everest, Archie Greene und der Fluch der Zaubertinte. Aus der Reihe: Archie Greene Band 2, übers. v. Nadine Mannchen [Orig. Titel: Archie Green and the Alchemist’s Curse], ab 11 Jahren
Bindlach: Loewe Verlag 2016, 320 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-7855-8077-6
Weiterführende Links:
Loewe Verlag: D. D. Everest, Archie Greene und der Fluch der Zaubertinte
Homepage: D. D. Everes (engl.)
Andreas Markt-Huter, 26-01-2017