Heather Petty, My Dear Sherlock - Nichts ist, wie es scheint

„Sherlock hatte meinen Vater daran gehindert, mich zu töten. Das tat ihm ganz offensichtlich kein bisschen leid. Doch er hatte die Polizei gerufen, obwohl er gar nicht gewusst hatte, ob ich wirklich Hilfe brauchte. Das hatte er getan, weil er kein Vertrauen zu mir hatte.“ (14)

Die siebzehnjährige Jamie „Mori“ Moriarty ist knapp einem Mordversuch ihres gewalttätigen Vaters, Seargent Moriarty, entgangen, der unter Verdacht steht ein Serienmörder zu sein. Im Gefängnis benutzt er seine Stellung als ehemaliger Polizist, um mit Hilfe seiner alten Kollegen Mori unter Druck zu setzen. Als schließlich bei Hausdurchsuchung ein Arm im Müllcontainer gefunden wird und Mori mysteriöse Drohbriefe erhält, spitzt sich die Lage zunehmend zu. Mit Hilfe ihres Freundes Sherlock „Lock“ Holmes versucht sie aus den zahlreichen verwirrenden Puzzleteilen ein Gesamtbild zusammen zu stellen.

Mori wohnt mit ihren drei jüngeren Brüdern Freddie, Michael und Sean in der Baker Street, wo sie unter der Vormundschaft von Alice, der besten Freundin ihrer Mutter stehen. Diese hat sich mit Hilfe gefälschter Dokumente als ihre Tante ausgegeben, damit die Jungen nicht in einem Heim untergebracht werden. Moris Vater, der selbst aus dem Gefängnis heraus noch über einen mächtigen Wirkungsbereich verfügt, versucht seine Tochter unter Druck zu setzen, um wieder frei zu kommen.

Mori lässt sich überreden, ihren Vater im Untersuchungsgefängnis zu besuchen, weil sie hofft, ihm etwas über seine nächsten Schritte entlocken zu können. Sie erfährt, dass ihre Mutter eine Trickbetrügerin gewesen sei, die in einem Stundenhotel in Notwehr einen Mann getötet habe. So bedrückend das Treffen mit ihrem Vater verläuft, erkennt sie dennoch, dass er nichts von dem kürzlich erhaltenen Drohbrief weiß, in dem gestanden hat:

GESTEHE DEINE TATEN SONST MELDET SICH EIN ZEUGE! (86)

Sherlock findet heraus, dass es sich beim Absender des Drohbriefes um eine Frau handeln muss. Kurze Zeit später erhält Mori einen zweiten Brief mit einer Zeichnung, auf der ihre von ihrem Vater ermordete Freundin Sadie Mae zu erkennen ist und auf dem die Worte „Zweite Sünde“ zu erkennen sind. Als sie daraufhin den ersten Brief genauer untersucht, findet sie die Worte „Erste Sünde“ und erkennt, dass die rechte Hand des Mannes auf dem Bild durch einen Stumpf ersetzt worden ist. Gehörte die Hand in der Mülltonne, dem Mann auf der Zeichnung?

„My Dear Sherlock“ spielt ganz im Ambiente und in der Stimmungswelt klassischer Sherlock Holmes-Abenteuer, auch wenn die Ereignisse in der Gegenwart spielen und aus der Ich-Perspektive der Hauptprotagonistin Jamie Moriarty spielen. Wie sie, sind die Leserinnen und Leser hin und her gerissen zwischen dem großen Druck und der Bedrohung durch ihren Vater und einer anonymen Erpresserin sowie der spannungsgeladenen Liebesgeschichte zwischen ihr und Sherlock Holmes. Der jugendliche Detektiv zeigt sich im Roman nicht nur von seiner brillanten Seite als Denker sondern vor allem als gefühlsbetonter Freund, der wie magisch von seiner ebenbürtigen Freundin angezogen wird.

Heather Petty bietet eine überaus spannend zu lesende Variante des Sherlock-Holmes Themas, in dem die emotionalen und psychologischen Verwicklungen der Protagonisten einen ebenbürtigen Widerpart zu den logischen Schlussfolgerungen des Kriminalfalls einnehmen. Ein überaus empfehlenswerter zweiter Band der Detektivtrilogie, der auch ohne den ersten Band problemlos gelesen und verstanden werden kann.

Heather Petty, My Dear Sherlock - Nichts ist, wie es scheint. Übers. v. Anne Brauner [Orig. Titel: Lock & Mori – Mind Games], ab 12 Jahren
München: cbj-Verlag 2016, 336 Seiten, 15,50 €, ISBN 978-3-570-17251-3

 

Weiterführende Links
cbj-Verlag: Heather Petty, My Dear Sherlock - Nichts ist, wie es scheint
Homepage: Heather Petty (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 14-03-2017

Bibliographie

AutorIn

Heather Petty

Buchtitel

My Dear Sherlock - Nichts ist, wie es scheint

Originaltitel

Lock & Mori – Mind Games

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

cbj Verlag

Reihe

My Dear Sherlock, Bd. 2

Übersetzung

Anne Brauner

Seitenzahl

336

Preis in EUR

15,50

ISBN

978-3-570-17251-3

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Heather Petty hat ein Faible für Rätsel seit sie zwölf war. Ungefähr zu diesem Zeitpunkt stellte sie fest, dass Geschichten, in denen es um Morde in Londoner Stadthäusern und englischen Küstenstädtchen geht, das Nonplusultra sind. Zusammen mit ihrem Mann, ihrer Tochter und vier Katzen lebt sie in Nevada.