Martin Waddell, Bauer Ente

„Die Ente hatte kein Glück mit ihrem Bauern. Faul lag der Bauer im Bett, den ganzen Tag, das ganze Jahr. Und die Ente ackerte, den ganzen Tag, das ganze Jahr. Die Ente holte die Kuh von der Wieder. »Was macht die Arbeit?«, rief der Bauer. »Quak!«, sagte die Ente.“

Die arme Ente schuftet tagein tagaus für den faulen Bauer, der nur im Bett liegt und sich von ihr bedienen lässt. Nicht nur, dass der Bauer keinen Finger rührt, erweist er sich noch dazu als grober und unfreundlicher Antreiber, der die Ente bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit ausbeutet.

Der Bauer liegt faul im Bett, liest seine Zeitung, isst Konfekt und lässt sich von der Ente das Mittagessen ans Bett bringen. Sie holt bei Sturmregen die Kuh von der Weide, trägt im Winter das Schaf vom verschneiten Hügel und schickt die Hühner am Abend in ihren Stall. Während der Bauer immer fauler und dicker wird, nimmt die Arbeit der kleinen Ente immer mehr zu. Vom Bauern hört in monotoner Wiederholung:

„Was macht die Arbeit?“
„Quak!“

Doch eines Tages bricht die Ente bei ihrer Arbeit zusammen, sie kann nicht mehr. Die Tiere des Bauernhofs haben Mitleid mit der Ente und kümmern sich um sie. Sie versammeln sich und fassen einen Plan, um der armen Ente zu helfen.

„Muuh!“, sagte die Kuh. „Bäh!“, sagten die Schafe. „Gack!“, sagten die Hühner. Das war der Plan.

Gemeinsam machen sich die Tiere am nächsten Morgen auf den Weg in das Bauernhaus, wo sie den schlafenden faulen Bauern schlafend im Bett finden. Sie kriechen unter das Bett und werfen den Bauern mit aller Kraft aus dem Bett heraus und vertreiben den dicken Faulpelz. Die Ente die sich mittlerweile wieder erholen konnte, hat noch gar nicht bemerkt, dass niemand mehr fragt: „Was macht die Arbeit?“.

Martin Waddells Geschichte von der Ente und dem Bauern erinnert zunächst an eine Variante von George Orwells „Animal Farm“ für kleine Kinder. Ganz im Gegensatz zu Orwells Kritik an den Folgen der Oktoberrevolution in Russland beschließen die Tiere bei Waddell hingegen von nun an die Arbeit am Bauernhof gemeinsam zu übernehmen. Das überaus versöhnliche und harmonische Ende löst für die jungen Leserinnen und Leser somit die zunehmende Spannung und Ablehnung der Ungerechtigkeit auf, unter der die Ente immer stärker leidet.

Ein überaus empfehlenswertes und kluges Kinderbuch, das mit knappen Worten die Grundprinzipien der Ungerechtigkeit und Unterdrückung zum Ausdruck bringt und aufzeigt, wie eine Lösung ausschauen kann. Die liebevoll gestalteten und ausdrucksstarken Illustrationen geben dem Ruf nach Gerechtigkeit und Solidarität einen zusätzlichen bildlichen Ausdruck. Ein schönes Buch, das zum Nachdenken und Diskutieren von Jung und Alt anzuregen weiß.

Martin Waddell, Bauer Ente. Ill. v. Helen Oxenbury, übers. v. Seraina Staub [Orig. Titel: Farmer Duck], ab 4 Jahren
Zürich: Atlantis Verlag 2017, 40 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-7152-0721-6

 

Weiterführende Links:
Atlantis Verlag: Martin Waddell, Bauer Ente
Wikipedia: Martin Waddell
Wikipedia: Helen Oxenbury (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 28-09-2017

Bibliographie

AutorIn

Martin Waddell

Buchtitel

Bauer Ente

Originaltitel

Farmer Duck

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Atlantis Verlag

Illustration

Helen Oxenbury

Übersetzung

Seraina Staub

Seitenzahl

40

Preis in EUR

15,40

ISBN

ISBN 978-3-7152-0721-6

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Martin Waddell wurde in Belfast geboren und ist ein nordirischer Schriftsteller. Er hat auch unter dem Pseudonym Catherine Sefton veröffentlicht. Waddell ist verheiratet und lebt im nordirischen Newcastle.<br />Helen Oxenbury ist eine der beliebtesten und erfolgreichsten Illustratorinnen der Welt. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen gewonnen und illustrierte Klassiker wie „Alice im Wunderland“. Helen Oxenbury ist verheiratet und lebt in London.