Richard David Precht, Warum gibt es alles und nicht nichts?

„Deshalb sind Kinderdinge oft etwas sehr Ähnliches wie Erwachsenendinge. Nur eben meist spontaner, lustiger und ehrlicher. Kinder wissen nämlich meistens, dass sie vieles nicht wissen.“ (14)

Auf seinen Spaziergängen durch die Berliner Zoos, Museen, Sehenswürdigkeiten und Stadtteile diskutiert der Autor Richard David Precht mit seinem Sohn Oskar grundlegende Fragen der Philosophie wie z.B. „Warum gibt es alles und nicht nichts?“, „Warum gibt es mich?“ oder „Wer ist Ich?“ Jede Station dient als Ausgang für neue Fragen, Überlegungen und Antworten.

Den Start ihres „Ausflugs in die Philosophie“ machen Vater und Sohn bei ihrem Besuch im Museum für Naturkunde, bei dem die Dinosaurier, Fossile und Dokumentationen über die Entstehung des Universums und der Erde die Frage aufwirft: „Warum gibt es alles und nicht nichts?“ Dabei verfolgt Precht bei der Auseinandersetzung mit den einzelnen philosophischen Fragen ein einheitliches Schema. Zunächst gibt es eine kurze Einführung zum Ort und seine Geschichte, der anschließend mit einem Dialog als Frage und Antwortspiel verbunden wird.

Ganz am Vorbild des platonischen Dialogs orientiert, erarbeitet Precht im Gespräch mit seinem Sohn gezielt Fragen und Antworten, wobei er an das bereits bestehende Vorwissen seines Sohnes anknüpft, um gezielt wichtige Grundlagen der Erkenntnistheorie, Ethik, Moralphilosophie u.a. zu thematisieren. Am Ende werden die erkannten und gewonnen philosophischen Einsichten jeweils in einem kurzen Merktext zusammengefasst.

Auf jeden Fall haben wir eine erste philosophische Einsicht gewonnen: Nicht jede philosophische Frage lässt sich beantworten. Auf viele gibt es nur ungefähre Antworten. Und viele davon führen sofort zu neuen Fragen. (25)

Zu den weiteren großen philosophischen Themen, die unterhaltsam und kindergerecht aufbereitet werden, gehören u.a. Fragen wie: "Hat es einen tieferen Sinn, dass es mich gibt, oder ist es Zufall?", "Wie sehen und empfinden Tiere die Wirklichkeit?", "Wie hängt unser Bewusstsein mit unserer Aufmerksamkeit zusammen?",  "Was ist das Ich?", "Sind fünf Menschen mehr wert als einer?", "Was ist fair?", "Was ist Schönheit?" oder „Was ist Gerechtigkeit?“

Mit viel Einfühlungsvermögen in die kindliche Denk- und Vorstellungswelt und dem Vertrauen auf das kindliche philosophische Interesse handelt Precht vor der Kulisse eines Spaziergangs durch die Sehenswürdigkeiten Berlins die großen Fragen der Philosophie ab. Dabei geht er "methodisch" zu den philosophischen Wurzeln, der große Zeit der griechischen Philosophenschulen zurück, wo die Philosophen ihre Einsichten im Dialog entwickelten und das Nachdenken bevorzugt bei einem Spaziergang erfolgte.

Gerade im Dialog mit seinem Sohn gelingt es ihm, kindliches Fragen und Denken zu erfassen, die Grundthemen der Philosophie einem jungen Publikum verständlich näherzubringen und dabei dennoch überaus unterhaltsam und informativ zu sein. So ganz nebenbei empfiehlt sich das überaus lesenswerte Buch auch als kleiner Fremdenführer für Kinder durch die Sehenswürdigkeiten und Plätze Berlins.

Richard David Precht, Warum gibt es alles und nicht nichts? Ein Ausflug in die Philosophie, ab 10 Jahren
München: Goldmann Verlag 2011, 208 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-442-31238-2

 

Weiterführende Links:
Goldmann Verlag: Richard David Precht, Warum gibt es alles und nicht nichts?
Wikipedia: Richard David Precht

 

Andreas Markt-Huter, 24-06-2014

Bibliographie

AutorIn

Richard David Precht

Buchtitel

Warum gibt es alles und nicht nichts? Ein Ausflug in die Philosophie

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Goldmann Verlag

Seitenzahl

208

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-442-31238-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Richard David Precht ist Philosoph, Publizist und Autor und wurde in Solingen geboren. Er promovierte 1994 an der Universität Köln und war fünf Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem kognitionspsychologischen Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Schulpädagogik. Als Honorarprofessor lehrt er Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg und an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin.