Volker Meid, Das Buch der Literatur

„Das Reclam Buch der deutschen Literatur ist eine Geschichte der deutschen Literatur in einer neuen Form. Sie verbindet historische und systematische Sichtweisen aus lässt sich durch die eng auf den Text bezogene reichhaltige Bebilderung und vielfältige, den jeweiligen Kontext erhellende Zusatzinformationen in den Randspalten […] ein facettenreiches und auch im wörtlichen Sinn farbiges Bild der Geschichte der Literatur im deutschen Sprachgebiet entstehen.“ (9)

In neun großen, chronologisch unterteilten Kapiteln wird die Geschichte der deutschen Literatur von ihren Anfängen im frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert nach Themenbereichen und am Beispiel ausgewählter Autorinnen und Autoren vorgestellt. Das zahlreiche ausgewählte Bildmaterial bietet den Leserinnen und Lesern neben der kompakten Information auch einen visuellen Einblick in die Welt der deutschsprachigen Literatur der vergangenen 1250 Jahre.

Im Kapitel „Frühes Mittelalter“ werden die Anfänge deutschsprachiger Literatur in Althochdeutscher Sprache vorgestellt, die in Klöster niedergeschrieben worden ist, sich aber auf ältere mündlich überlieferte Erzählungen stützen konnte. Im Mittelpunkt der frühmittelalterlichen Dichtung stehen Heldendichtung und Bibelepik, wobei die erste deutsche Dichterin Hrotsvit von Gandersheim, mit ihren mittelalterlichen Dramen, ebenso zur Sprache kommen wie Hildegard von Bingen oder grundsätzliches zur Mündlichkeit und Schriftlichkeit, zur Heldendichtung, den sieben freien Künsten, der Nachdichtung des Hohen Lieds der Liebe sowie Allegores und Typologie u.a.

Das Kapitel „Hochmittelalter“ setzt sich u.a. mit dem einsetzenden Mäzenatentum der Fürsten- und Adelshöfe sowie dem selbstbewussten Auftreten von Autoren auseinander. Daneben werden die Themen „Ritter und Dame“, „Höfische Liebe“, „Minnesang“, „Politik, Propaganda und Polemik“ ebenso präsentiert wie die Beschreibungskunst oder Autoren wie Walther von der Vogelweide, Gottfried von Straßburg und Wolfram von Eschenbach. Literarisch kommen exemplarisch der Artusroman, das Nibelungenlied und die Gralsgeschichte zur Sprache.

Für das „Spätmittelalter“ behandelt der Autor Themen wie „Vers- und Prosaroman“, „Zeitkritik und Morallehre“, „Predigt“, „Mystische Frömmigkeit und Literatur“, „Liederhandschriften“, „Wissenschaft“ und „Prager Vorhumanismus“. Außerdem werden die Bedeutung der Heiligenlegenden und der Märendichtung sowie die Autoren Meister Eckhart und Oswald von Wolkenstein gewürdigt.

Das Kapitel „16. Jahrhundert“ beschreibt die Veränderungen in der Literatur mit dem Aufkommen des Humanismus und der Reformation wobei die Bedeutung der Universitäten, Martin Luthers mit seiner deutschen Bibel, die Bauernkriege, das Aufkommen von Flugschriften sowie die Entwicklung neuer literarischer Gattungen wie der Meistergesang und Hans Sachs, das Schuldrama, die Neulateinische Literatur, die Schwankliteratur und der bürgerliche Roman und Johann Fischart im Mittelpunkt stehen.

„17. Jahrhundert“ beginnt mit dem Abschnitt „Literaturreform“ in der eine Erneuerung in der Literatur im Geist des Humanismus seinen Einzug hält. Weiters werden die literarischen Themen „Dichtung und Rhetorik“, „Buchmarkt“, „Flugblatt und Zeitung“, „Kirchenlied“, Barockroman und –theater und „Geschichte“ ebenso behandelt wie die beliebten Dichtungsformen dieser Zeit wie Sonett und Emblem oder bekannte Autoren wie Andreas Gryphius, Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen, Abraham a Sancta Clara oder Johann Christian Günther.

Das „18. Jahrhundert“ steht ganz im Zeichen der Aufklärung und ihres Niederschlags in Schriften und Literatur. Die Themenpalette dieses Kapitels reicht von „Robinsonade“ über „Moralische Wochenschriften“, „Lehrhafte Dichtung“, „Erziehung“, „die Leser und das Lesen“, „Autobiographie“ bis „Sturm und Drang“, „Natur“, „Empfindsamkeit“, „Briefroman“, „Freiheit“ sowie „Religion, Aufklärung und Toleranz“ und „Trivialroman“. Als wichtige Autoren werden Gotthold Ephraim Lessing, Christoph Martin Wieland, Übertragungen von Shakespeares Werken und Jakob Lenz vorgestellt.

Das Kapitel „Revolution und Restauration 1789 – 1832“ setzt sich mit den Folgen der Französischen Revolution, der Freiheitskriege und der anschließenden Restauration auf die Literatur auseinander, wobei u.a. die Epoche der Weimarer Klassik und der Romantik behandelt werden. Zur Sprache kommen auch die die Themen „Nationalbewusstsein und Freiheitskriege“, „Antikisierende Formen“ und „Geschichtsdrama“ sowie die Autoren Johann Wolfgang von Goethe, Jean Paul, Friedrich Schiller, Friedrich Hölderlin, Johann Friedrich Cotta, Heinrich von Kleist, und E. T. A. Hoffmann.

Das „19. Jahrhundert“ thematisiert die Zeit die Literatur der Zeit des „Biedermeier und Vormärz“ bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wobei die Palette der Autoren von Franz Grillparzer, Heinrich Heine und Georg Büchner bis Gottfried Keller, Theodor Fontane, Gerhard Hauptmann und Friedrich Nitzsche reicht. Thematisch werden das „Wiener Volkstheater“, „Geschichte und Drama“, „Politische Lyrik“, „Natur und Landschaft“, der „Historische Roman“, „Neue Erzähl- und Romanformen“, „Zeitschriften“, die „Novelle“ u.a. vorgestellt.

Das abschließende Kapitel „20. Jahrhundert“ zeigt die literarischen Entwicklungen von der Jahrhundertwende bis zum Ende des 20. Jahrhunderts auf. Die bunte und umfangreiche Palette der Themen reicht dabei von „Frauenbilder“, „Sprachkrise“, „Drama und Film“ bis hin zur „Lyrik der Nachkriegszeit“, „Literaturverfilmungen“, „Politisches Theater“ und „Frauenliteratur – Literatur von Frauen“. Als Autoren werden u.a. Heinrich und Thomas Mann, Hugo von Hofmannsthal, Franz Kafka, Bertold Brecht, Günter Grass, Heinrich Böll und Thomas Bernhard speziell vorgestellt.

Volker Meids „Buch der Literatur“ zeichnet sich durch seine kompakte Darstellung der wichtigsten Epochen mit ihren Erzähl- und Dichtungsformen sowie einer Auswahl der wichtigsten Repräsentanten der jeweiligen Zeitabschnitte aus. Die Einbindung der literarischen Entwicklung und Werke in die gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Entwicklungen und Ereignisse der jeweiligen Zeit helfen beim Verständnis der spezifischen Dichtformen und literarischen Auseinandersetzung in den einzelnen Werken.

Das „Buch der Literatur“ überzeugt durch seine klare Struktur und seinen übersichtlichen Aufbau. Das Buch lässt sich sowohl als Entwicklungsgeschichte der deutschsprachigen Literatur lesen als auch als Nachschlagewerk zu deren einzelnen Epochen, zu einzelnen Themen oder Autorinnen und Autoren. Ein überaus gelungenes Sachbuch zur deutschsprachigen Literatur das jugendlichen Leserinnen und Lesern für den Unterricht ebenso empfohlen werden kann, wie erwachsenen literaturinteressierten Leserinnen und Lesern.

Volker Meid, Das Buch der Literatur. Deutsche Literatur vom frühen Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Jubiläumsausgabe, m. zahlr. Abb., ab 16 Jahren
Stuttgart: Reclam Verlag 2017, 526 Seiten, 20,60 €, ISBN 978-3-15-011117-8

 

Weiterführende Links:
Reclam Verlag: Volker Meid, Das Buch der Literatur
Wikipedia: Volker Meid

 

Andreas Markt-Huter, 18-08-2017

Bibliographie

AutorIn

Volker Meid

Buchtitel

Das Buch der Literatur. Deutsche Literatur vom frühen Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert. Jubiläumsausgabe

Erscheinungsort

Stuttgart

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Reclam Verlag

Seitenzahl

526

Preis in EUR

20,60

ISBN

978-3-15-011117-8

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Volker Meid lehrte als Professor für deutsche Literatur an der University of Massachusetts, in Freiburg und Bielefeld und lebt und arbeitet nun als freier wissenschaftlicher Schriftsteller. Zu seinen Arbeiten zählen zahlreiche Veröffentlichungen wie z.B. das Lexikon der deutschsprachigen Autoren und das Sachwörterbuch der deutschen Literatur.