Walter Wippersberg, Erik und Roderik

„Ganz friedlich saßen sie nebeneinander unter dem Kastanienbaum und redeten noch eine ganze Weile von der Zeit, als sie noch Freunde gewesen waren, bis Roderick die Bemerkung machte: »Unsere Gefolgsleute werden sich wundern, wieso sie keinen Kampflärm hören, was?«“ (26)

Die beiden Ritter Erik de la Montagne IV. und Roderik de la Plaine V. sind Nachbarn und tragen ein schweres Erbe. Schon seit Generation stehen die Familien im Streit wegen eines Hügellands und machen sich, wo immer es geht, das Leben schwer. Nun sind die beiden jedoch alles andere als kampflustig oder streitsüchtig. Noch dazu waren sie in ihrer Schulzeit noch richtig gute Freunde.

Eriks Berater werfen ihrem Herrn vor zu weichherzig zu sein und sich am liebsten mit unritterlichen Tätigkeiten zu beschäftigen wie z.B. Pilzesuchen oder Wilderer zu nachsichtig zu behandeln. Bei einem Jagdausflug treffen Erik und seine Berater auf Roderick, der ein Wildschwein in Eriks Wald erlegt hat. Gleich geraten sich die Gefolgsleute der beiden in die Haare und Erik kann den drohenden Kampf nur verhindern, indem er Roderick auffordert, den Streit unter sich auszutragen.

Außer Sichtweite geben die beiden vor mit dem Schwert zu kämpfen, während sie lediglich Jugenderinnerungen austauschen.

„Unsere Männer werden wissen wollen, wie der Kampf ausgegangen ist.“ „Wir reiten gleich davon“, schlug Erik vor, „dann kann jeder von uns seinen Leuten erzählen, dass er’s dem andern ordentlich gegen hätte.“ (27)

Erik schreibt an König Artus, weil er hofft, dass dieser endgültig den Streit um den kleinen Streifen Hügelland zwischen dem Land der beiden Familien zu klären und beizulegen. In seiner Antwort erklärt Artus keine Zeit zu haben, weil er zu sehr mit Beutezügen, Turnieren und Plünderungen beschäftig sei, um seine Ritter zu beschäftigen und zu versorgen.

Erik ist über das Verhalten des Königs enttäuscht, während für Roderick Kämpfen und Krieg für einen Ritter den höchsten Sinn darstellen. In der Zwischenzeit nehmen die Streitigkeiten zwischen Roderick und Erik zu und hätten beinahe zu einem Krieg geführt, wenn es Erik nicht gelungen wäre, Roderick mit Hilfe einer List aufzuhalten. Als König Artur ein Turnier plant, bei dem ein goldener Becher aus dem Besitz Rodericks als Preis dienen soll, begraben Erik und Roderick ihren Streit und versuchen gemeinsam das Turnier zu verhindern.

„Erik und Roderick“ ist eine außergewöhnliche Rittergeschichte, die mit viel Witz und Humor alte Ritteruntugenden wie Kämpfen und Streiten in Frage stellt und diesen Tugenden wie Freundschaft und Frieden gegenüberstellt. Dabei erleben die jungen Leserinnen und Leser den berühmten König Artus von einer neuen, wenig schmeichelhaften Seite, während Ritter Erik als Symbol für Toleranz, Friedfertigkeit und Mitgefühl das neue Heldentum repräsentiert.

Ein überaus lesenswertes Kinderbuch das durch seinen Humor und seine gelungenen Protagonisten zu überzeugen weiß und das allen jungen Leserinnen und Lesern vergnügliche und spannende Lesestunden verspricht.

Walter Wippersberg, Erik und Roderik. Eine Rittergeschichte, ill. v. Franz J. Tripp, ab 8 Jahren
Innsbruck: Obelisk Verlag 2016, 176 Seiten, 12,95 €, ISBN 978-3-85197-829-2

 

Weiterführende Links:
Obelisk Verlag: Walter Wippersberg, Erik und Roderik
Wikipedia: Walter Wippersberg

 

Andreas Markt-Huter, 16-09-2016

Bibliographie

AutorIn

Walter Wippersberg

Buchtitel

Erik und Roderik. Eine Rittergeschichte

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Obelisk Verlag

Illustration

Franz J. Tripp

Seitenzahl

176

Preis in EUR

12,95

ISBN

978-3-85197-829-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Walter Wippersberg wurde 1945 in Steyr, Oberösterreich geboren und studierte in Wien Theaterwissenschaften, Kunstgeschichte und Psychologie. Der Schriftsteller war von 1965 bis 1970 Bühnenbildner und Regisseur an verschiedenen Kleinbühnen und lehrte seit 1990 an der Wiener Filmakademie Drehbuch und Dramaturgie. Er verstarb im Jänner 2016.