Claudia Paganini, Wagnis

Buch-CoverOrdensleute in der Kunst sind eine seltsame Sache. In Unterhaltungsfilmen und Vorabendserien treten sie meist als fröhlich swingende Glückskäfer in Kutte auf, in der Literatur hingegen sind sie zernagt und geplagt von Selbstzweifeln.

Claudia Paganini hat einen strengen Ordens-Roman geschrieben, das Wagnis besteht dabei aus einem ordensgemäßen Ein- und Austritt.

Eine junge Frau sieht in Russland keine Perspektive mehr und da sie offensichtlich katholisch ist, flüchtet sie in den Westen. In einem Tiroler Bethaus mit Aussicht auf das nasse Tal (77) wird sie Betschwester und Westlerin. Neben der spirituellen Hingabe an den Tagesrhythmus arbeitet die Schwester im Sozialbereich und kommt mit den Pfleglingen gut zurecht.

Aber mit der Zeit packen sie die Selbstzweifel. Darf man ein Kloster benützen, um sich das Leben zu verbessern? Darf man von ewigen Dingen beten, wenn man vielleicht doch nur auf Zeit im Kloster ist?

Die Kirche selbst freilich nimmt ja auch aus allen Kontinenten und Biographien ungeniert alles, was sie gebrauchen kann, so gesehen muss man sich kein schlechtes Gewissen machen, meint die Zweiflerin.

Und dann kommt es wie es offensichtlich im echten Leben gerne so kommt: Ein Mann hat diesen erotischen Blick, der jede Kutte durchdringt. Wenn es vielleicht nicht auf den ersten Schnall die große Liebe ist, so könnte man es ja pragmatisch angehen. Das Visum läuft aus und eine staatsbürgerlich feste Ehe könnte den Aufenthalt stabilisieren.

Alles wendet sich zum Guten, die Ehe ist ja eine tolle Sache, zumal man dabei das Wort Familie fallen lassen kann und bald einmal Kinder ins Haus stehen. Die Schwestern werden zur Hochzeit eingeladen und wenn sie nicht gestorben sind, sind sie heute noch am Leben oder so.

Der Roman Wagnis spielt sich ausschließlich im Innern der Hauptfigur als Monolog, Zweifelsgestrüpp und schlierige Argumentationskette ab. In solchen nach außen hin friedlichen Figuren kocht es oft gewaltig. Der ganze Text ist eine stille Kampfschrift für ein religiöses Leben, das sich manchmal auch korrigieren lässt, wenn auch mit Bauchweh.

Für jemanden, der mit einem Ordensleben nichts am Hut hat, ist dieser Roman natürlich fern und unzugänglich wie eine Schrift aus einer anderen Welt.

Claudia Paganini, Wagnis. Roman.
Innsbruck: Berenkamp 2007. 108 Seiten. EUR 16,10. ISBN 978-3-85093-220-2.

 

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Helmuth Schönauer, 23-01-2008

Bibliographie

AutorIn

Claudia Paganini

Buchtitel

Wagnis

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Berenkamp

Seitenzahl

108

Preis in EUR

16,10

ISBN

978-3-85093-220-2

Kurzbiographie AutorIn

Claudia Paganini, geb. 1978 in Innsbruck, lebt in Innsbruck.