Matto Kämpf u.a., Das Lexikon der ausgestorbenen Sportarten

Buch-Cover

Ein Lexikon ist, wenn man es freiwillig und ohne Prüfungsstress benützen darf, eine fröhliche Unterhaltungsform, um einem Thema bis zu dessen eigener Verpuffung auf die Schliche zu kommen.

Einmal in der Hand gehalten, ist das Lexikon der ausgestorbenen Sportarten etwas vom Natürlichsten und Harmonischsten von der Welt.

Denn die Frage, warum jemand zu einer Sportart neigen soll, eine Sportart ausübt und diese wieder einstellt, wird so in dieser Form in der Öffentlichkeit kaum gestellt. Meistens üben ja die Menschen eine Sportart aus oder schauen ihr zu, ohne zu beachten, dass Sportarten wie Moden kommen und gehen.

Nicht umsonst wird im Vorwort darauf hingewiesen, dass ähnlich wie in der Biologie weltweit jede Woche an die zwanzig Sportarten aussterben. Einigen dieser verschollenen Gattungen ist dieses Lexikon gewidmet.

Es beginnt mit dem A-Schreien, wobei der A-Laut so laut und heftig geschrien wird, dass man ihn bis zu fünf Kilometer weit hören kann.

Beim Bergbauernweitwurf wirft man verarmte Bauern ähnlich einer Kuh, die sich im Gelände verstiegen hat, möglichst weit durch die Gegend, wo bei es je nach Lage des Opfers die Gattungen Längs- und Querwurf gibt.

Choreographiert abstürzen nennt sich jene Sportart, in der die berühmtesten Abstürze im Gebirge möglichst elegant und authentisch nachgestellt werden.

Kampfjodeln, Extremschach, Fauleinwurf deuten schon von ihrem Namen her die Spielregel an, der sie unterliegen.

Manche Sportarten gehen fließend in politische Handlungen über, wiewohl der Sport ja weltweit darin besteht, unpolitisch zu sein oder zumindest so zu tun. Pilgering ist nichts anderes, als in einer Gegend möglichst fremd zu sein, je fremder und abstoßender der Ausübende von der einheimischen Bevölkerung aufgenommen wird, umso größer die Sieges-Chancen.

Das Wettkampf-Häuserbesetzen hingegen fordert von den Teilnehmern eine gewisse Grundkenntnis der heimischen Lage, immerhin gilt es möglichst ökonomisch so viele Häuser wie möglich zu besetzen. Da man nicht überall gleichzeitig besetzen kann, verlangt diese Sportart hohe Intelligenz und großes strategisches Denken.

Wett-Erbrechen, ökumenischer Zehnkampf, Orientierungs-Saufen sind hingegen direkt aus dem Alltag abgeleitet und manchmal gar nicht als Sportart auszumachen.

Leider sind alle diese Spezialitäten ausgestorben. Im Lexikon wird immer wieder der Zeitraum angeführt, in dem diese Künste ausgeführt worden sind.

Als Leser denkt man natürlich sofort daran, ein Lexikon der eigenen Sportarten zu entwickeln, denn jeder Mensch übt individuell die absurdesten Sportarten aus, die leider nie als solche entdeckt werden.

Das Lexikon der ausgestorbenen Sportarten. Mit Beiträgen von Matto Kämpf, Ralf Schlatter, Wolfgang Bortlik, Elsa Fitzgerald, Christoph Fellmann, Heini Gut, Matthias Burki, Luca Schenardi u.a.
Luzern: Der gesunde Menschenversand 2008. 48 Seiten. EUR 9,90. ISBN 978-3-905825-06-0.

Helmuth Schönauer, 26-05-2008

Bibliographie

AutorIn

Matto Kämpf / Ralf Schlatter / Wolfgang Bortlik / Elsa Fitzgerald / Christoph Fellmann / Heini Gut / Matthias Burki / Luca Schenardi u.a.

Buchtitel

Das Lexikon der ausgestorbenen Sportarten

Erscheinungsort

Luzern

Erscheinungsjahr

2008

Verlag

Der gesunde Menschenversand

Herausgeber

o.A.

Seitenzahl

48

Preis in EUR

9,90

ISBN

978-3-905825-06-0