Leander Kaiser, Allegorien des Blicks

Buch-CoverIm Werk von Leander Kaiser treffen der reine Geist und die klare Anschauung aufeinander. Das hat damit zu tun, dass Leander Kaiser eine positiv aufgespaltene Person ist, zum einen ist er Maler, der bei Max Weiler studiert hat, zum anderen Philosoph.

In einem Vorwort zum Bildband beschreibt daher Peter Weiermair mit Genuss, wie im Atelier von Leander Kaiser die Farbtiegel in philosophische Schriften überfließen, skizzierte Gedankengänge auf der Leinwand in Strukturen auskristallisieren und Bilder den puren Blick auslösen.

Die Bilder bestechen auf den ersten Blick durch knallharte Farben, wobei die gezeigten Gegenstände und Personen jeweils an den Konturen ausfransen. So liegt ein verschwommener Hauch über den Motiven, je genauer man die Bilder betrachtet, umso mysteriöser werden die gezeigten "Fälle". Hinter den selbstverständlichsten Dingen liegen mehrere Schichten von Geheimnissen, die es beim Betrachten zu enträtseln gilt.

"Ich fürchte mich nicht" (27) heißt ein verschachteltes Gemälde, worin eine Frau im Schatten ihrer selbst vor drei verschränkten Gerüsten aufgestellt ist.

"Kühnheit der Jugend" (51) nennt sich eine wagemutige Motiv-Installation, worin ein frecher Kerl sich aus den Säulen eines Tempels hinauslehnt in den Weltraum.

Eine Frau hält schließlich ihr eigenes Gesicht verschattet, sie sitzt emotionslos "im Windbruch", die Füße versteckt im amorphen Untergrund.

Mechthild Podzeit-Lütjen hat zu diesen aufregenden Bildern fallweise Texte geschrieben, dabei geht es nicht um Kommentierung, sondern um die Auswirkungen jenes Blickes, den die Bilder bei gewisser Betrachtungsweise auslösen.

Gipfel (in uns gehen) // Berge sind eben Berge / Sie warten / Geduldig / Bis jemand kommt / Das ist so // Ich mag diesen Platz / Sonne versinkend / Weiche Grasmulde / Wollgras Glucksen von / Bach Moor Tümpel / Der Berg Spiegelbild / Zeigt sich ein zweites Mal / In der Schwarzlacke schroff / Grat zum Geierhaupt / Man geht in sich // Eine Doline / Darunter Höhlen sagst du / Gefährlich ist das / (Rax, Oktober 2005) (14).

Allegorien des Blickes sind ein toller Versuch, "das Allgemeine", in dem sich das Besondere spiegelt zu dokumentieren.

Leander Kaiser, Allegorien des Blicks. Mit Texten von Mechthild Podzeit-Lütjen. Biographischer Essay von Irene Prugger (Der Gefangene der Reise).
Wien: Brandstätter-Verlag 2007. 110 Seiten. EUR 39,90. ISBN 978-3-85033-132-6.

 

Weiterführende Links:
Brandstätter-Verlag: Leander Kaiser, Allegorien des Blicks
Homepage: Leander Kaiser

 

Helmuth Schönauer, 30-09-2008

Bibliographie

AutorIn

Leander Kaiser

Buchtitel

Allegorien des Blicks

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Brandstätter-Verlag

Seitenzahl

110

Preis in EUR

39,90

ISBN

978-3-85033-132-6

Kurzbiographie AutorIn

Leander Kaiser, geb. 1947 in Innsbruck, Studium der Malerei bei Max Weiler, Philosoph, lebt in Wien.

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