Richard David Precht, Wer bin ich. und wenn ja wie viele?

„Wie passen die philosophischen, die psychologischen und die neurobiologischen Erkenntnisse über das Bewusstsein zusammen? Stehen sie sich im Weg, oder ergänzen sie sich? Gibt es ein „Ich“? Was sind Gefühle? Was ist das Gedächtnis?“ (12)

Welche Antworten bietet die Philosophie auf die Fragen: „Was kann ich wissen?“, „Was soll ich tun?“ und „Was darf ich hoffen“. Precht greift damit die drei großen Fragen Immanuel Kants auf, die er aus den verschiedensten Perspektiven großer Philosophen und vor dem Hintergrund neuester naturwissenschaftlicher Erkenntnisse diskutiert. Dass in er der kleinen Reise durch die Philosophiegeschichte und des philosophischen Denkens in den einzelnen Themen jeweils seine ganz persönliche Neugier und sein eigener Blickwinkel deutlich zum Ausdruck kommt, macht die Lebendigkeit aus, die Philosophie als spannendes Abenteuer erleben lässt.

Die erste Frage „Was kann ich wissen?“ beginnt mit Nietzsches philosophischer Kritik über die Anmaßung und Unwissenheit des Menschen, der die Welt nach seiner eigenen Logik und Wahrheit beurteilt und Wirklichkeit doch selbst nur ein Tier sei. In weiterer Folge werden die Ursprünge des Menschen und die Entwicklung seines Gehirns aus dem Tierreich näher untersucht. Wie dieses Gehirn funktioniert, welche Erkenntnisse die moderne Hirnforschung dazu liefert und was es über das „Ich-Bewusstsein“ zu sagen gibt, wird in den folgenden Abschnitten erläutert.

Auch die weiteren Abschnitte des 1. Kapitels werden in regem Zusammenhang von zwischen philosophischen Standpunkten und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen betrachtet wie z.B. die Fragen „Was sind Gefühle?“, „Was ist mein Unterbewusstsein?“, „Was ist das Gedächtnis?“ oder „Was ist Sprache?“

Das zweite Kapitel stellt die große Frage „Was soll ich tun?“ über das richtige Verhalten in den Mittelpunkt und nimmt dabei engen Bezug auf das Wesen des Menschseins an sich. Fragen wie „Brauchen wir andere Menschen?“, „Warum helfen wir anderen?“, „Warum soll ich gut sein“ führen schließlich zu Fragen nach den Grundlagen und Ursachen der Moral wie z.B. „Kann ich wollen, was ich will?“ „Gibt es Moral im Gehirn?“ oder „ Ist Moral angeboren?“

Das dritte Kapitel „Was darf ich hoffen“ thematisiert Fragen nach Gott, nach dem Sinn der Natur und des Lebens ebenso wie nach der Liebe, dem Eigentum und nach den Grundlagen eines glücklichen Lebens.

Richard David Precht gelingt es auf erfrischende Weise die großen Fragen der Philosophie neu zu beleuchten und mit den wichtigsten Erkenntnissen der Naturwissenschaft in Verbindung zu bringen. Diese überaus moderne und spannende Kombination stellt gekonnt Verbindung zu philosophischen und moralischen Diskussionen der Gegenwart her und macht den Stellenwert philosophischen Denkens und Argumentierens auch für die Gegenwart augenscheinlich. Ein überaus empfehlenswertes und unterhaltsam geschriebenes Buch für alle, die sich mit Philosophie und bewusstem kritischen Denken auseinandersetzten wollen.

Richard David Precht, Wer bin ich. und wenn ja wie viele? Eine philosophische Reise
München: Goldmann Verlag 2007, 400 Seiten, 9,30 €, ISBN 978-3-442-15528-6

 

Weiterführende Links:
Wilhelm Goldmann Verlag: Richard David Precht, Wer bin ich. und wenn ja wie viele?
Wikipedia: Richard David Precht

 

Andreas Markt-Huter, 11-08-2014

Bibliographie

AutorIn

Richard David Precht

Buchtitel

Wer bin ich. und wenn ja wie viele? Eine philosophische Reise

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2007

Verlag

Goldmann Verlag

Seitenzahl

400

Preis in EUR

9,30

ISBN

978-3-442-15528-6

Kurzbiographie AutorIn

Richard David Precht ist Philosoph, Publizist und Autor und wurde in Solingen geboren. Er promovierte 1994 an der Universität Köln und war fünf Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem kognitionspsychologischen Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Schulpädagogik. Als Honorarprofessor lehrt er Philosophie an der Leuphana Universität Lüneburg und an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin.