U. Elisabeth Sarcletti, such.spuren

Spuren dünnen immer wieder aus, verlaufen im Weiß des Sehfeldes oder ändern die Spurweite. In einem Gedichtband laufen diese Fährten sporadisch vor dem Leser ab, zwischendurch ist das Ziel sofort einsichtig, dann wieder verliert es sich, um vielleicht gar nicht mehr aufzutauchen.

U. Elisabeth Sarcletti setzt in vier lyrischen Bewegungen an, diese filigranen Abbilder von Fugen, Alltagsspänen und Empfindungspartikeln „auf die Reihe zu kriegen“. Den Kapiteln ist jeweils eine stilisierte Bild-Vignette beigesetzt, wo ein Netz selbständig an Land geht, ein Schleier sich zu einer Linie verkrümmt oder eine Frostvase zu einem Kelch ausblüht.

In „närrin“ bricht der Tag unverhofft durch und verjagt den Dunst der Nacht, der Morgen strampelt sich aus der Nacht, das lyrische Ich duckt sich und schickt die Bilder vor, um nicht entdeckt zu werden. Die Mondin tritt auf und der Körper wird plötzlich so schwer, als wolle er die Seele unterstützen, die sich krümmt.

närrin / die morgensonne /bricht schüchtern / im traum harrt noch / das greise paar /in ihrem rücken die närrin / die sie grinsend teilt / im blau des himmels / kreißt das adlerpaar / den frühling (47)

Im zweiten Abschnitt sind die Gedichte als Spuren ausgelegt, die man sich durch Gehen erarbeiten muss.

ge(h)dichte // beim gehen / sich ver.dichtende / bilder / schritt / für / schritt / auf den / weg / geschrieben (53)

Die graphische Auflösung der Gedichte erinnert zwischendurch an einen poetischen Catwalk, den es abzuschreiten gilt. Schritte ganz anderer Art bedarf es im Ultental, wenn ausgesetzt die Grunderfahrungen des Gehens aufblitzen.

ultental// hinter / der angst / berge / un.berührter / wild.heit. (67)

im krebsgang“ nennt sich jener sektor, der offensichtlich „arschlings durchschritten werden muss.

im krebs.gang // ver.härteter / schatten / un.ausgesprochener / wünsche / ver.knotetes /sehnen / im herz (82)

In hoffnungsvoller Manier setzt das Schlusskapitel zum Aufbruch in eine neue Saison an. „die königin überdauert den winter“ (97)

Suchspuren sind schmale Gedichte, oft dünn geschliffen wie ein Messer, mit dem sich die zarten Komponenten des Alltags herausschälen lassen mit klaren kurzen Bewegungen.

U. Elisabeth Sarcletti, such.spuren. Gedichte.
Innsbruck: TAK 2012. 120 Seiten. EUR 19,-. ISBN 978-3-900888-51-0.

 

Weiterführender Link:
TAK Verlag: U. Elisabeth Sarcletti

 

Helmuth Schönauer, 02-05-2014

Bibliographie

AutorIn

U. Elisabeth Sarcletti

Buchtitel

such.spuren

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

TAK Verlag

Seitenzahl

120

Preis in EUR

19,00

ISBN

978-3-900888-51-0

Kurzbiographie AutorIn

U. Elisabeth Sarcletti, geb. 1959, aufgewachsen in Salzburg/Innergebirg, lebt in Telfs.