Tiroler Landesmuseum (Hg.), Druckfrisch

Das Druckwesen hat zur Entwicklung der Gesellschaft mindestens so viel beigetragen wie die Adelsgeschlechter zusammen, daher gebührt es einer guten Druckerei, dass sie zwischendurch epochal dargestellt wird.

Unter dem Ausstellungs-Titel Druckfrisch werden im Innsbrucker Ferdinandeum die epochalen Leistungen des Druckhauses Wagner gezeigt, ein 375-Jubiläum ist durchaus nicht jeden Tag in der Provinz zu feiern.

Apropos Provinz: Der Buchdrucker Wagner macht sich von Augsburg aus auf den Weg nach Innsbruck, um dort nach einer klugen Dienstheirat das Druckwesen zu übernehmen, ab 1639 wird er in Hötting nachgewiesen.

Thema ist aber nicht nur die Familiengeschichte Wagner und deren Nachfolger, die Dynastie Schumacher, Schwerpunkt der Jubiläumsveranstaltungen sind jene Überblicke und Ausschweifungen, in denen diese eine Druckerei in Tirol beinahe die gesamte Welt bestrichen hat.

Zum einen sind es die Musikalien, die Tirol vielleicht international nach vorne gebracht haben. In einer Zeit, in der es noch keine Tonvervielfältigungsmaschinen gegeben hat, hat die musikalische Hoheit jener, der die Noten kostengünstig und lese-freundlich drucken kann. Die Schlager und Hits entstehen damals auf dem Notenpapier und werden bis in die letzten Ecken der Welt dann jeweils live aufgeführt.

Neben der Musik macht sich die Druckerei mit den Formularen und bürokratischen Grundausstattungen unverzichtbar. Jeder Beamte ist aufgeschmissen, wenn er nicht brauchbare Formulare unter den Griffel kriegt. Die Druckerei Wagner liefert also auch Drucksorten für jede politische Fasson der Verwaltung.

Die Ausstellungsmacher haben alle möglichen und unmöglichen Drucksorten zusammengetragen, darin spiegelt sich jeweils die Zeit. Auch der klassische Buchdruck als  Kunsthandwerk nimmt breiten Raum ein.

Öfters an der Kippe zur Zerschlagung hat es der Name Wagner dann doch noch bis in die Gegenwart geschafft, wo man versucht, den Gegebenheiten der regionalen Vervielfältigung von Tirolensien gerecht zu werden.

Roland Sila stellt als Kustos der Bibliothek des Ferdinandeums die Frage, was die Zukunft bringen wird. Zuversicht, liest man aus seiner kurzen Analyse heraus. Bücher werden immer spannend bleiben und die Gesellschaft bewegen, warum sollte man also vor der Zukunft Angst haben.

Druckfrisch zeigt die Geschichte Tirols als intelligente und künstlerische aufregende Spur, die sich durch die Jahrhunderte zieht. Das ist für ein Land, das sich meist kriegerisch, katholisch und rural plump präsentiert, ziemlich ungewöhnlich.

Tiroler Landesmuseum (Hg.), Druckfrisch: Der Innsbrucker Wagner-Verlag und der Buchdruck in Tirol. Katalog zur Ausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, 13. Juni bis 26. Oktober 2014. Abb. Herausgegeben von Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft.
Innsbruck: Wagner 2014. 284 Seiten. EUR 29,90. ISBN 978-3-7030-0856-6.

Weiterführender Link:
Wagner Verlag: Druckfrisch
Tiroler Landesmuseen

Helmuth Schönauer, 30-07-14