Maggie Schneider, Opa Meume und ich

„Unsere Lebensalter sind die der Pflanze: wir gehen auf, wachsen, blühen, blühen ab und sterben“, schrieb einst der deutsche Philosoph und Dichter Johann Gottfried von Herder.

Maggie Schneider behandelt in ihrem Kinderbuch „Opa Meume und ich“ das Thema „Altern und Sterben“ mit einer fesselnden Leichtigkeit. Dabei lässt sie nichts aus. Weder Schmerz, Einsamkeit, Gebrechlichkeit noch das Sterben im Krankenhaus werden versteckt, sondern werden ganz bewusst als Teil der Stationen des menschlichen Vergehens gezeichnet.

Emma ist neun Jahre alt und geht in die vierte Klasse. Sie wohnt im zweiten Stock eines Mietshauses und ihr Nachbar Opa Meume wohnt im dritten Stock. Seit dem Tod seiner Frau ist die Lebensfreude aus Opa Meume gewichen. Früher hat sich Oma Meume immer rührend um Emma gekümmert, deren Eltern arbeiten gehen und Opa Meume hatte dem Mädchen bei den Mathematikaufgaben geholfen.

Eines Tages besucht Emma wie gewohnt ihre beiden Nachbarn vom oberen Stock und findet Oma Meume tot auf ihrem Sofa liegend. Von diesem Tag sollte alles anders werden. Opa Meume grüßt sie kaum noch, wenn er ihr im Stiegenhaus begegnet. Als sich Emma eines Tages versehentlich ausgesperrt hat, nutzt sie die Gelegenheit, um bei Opa Meume zu läuten. Von nun an findet sie jeden Tag einen Grund, um ihn zu besuchen. Mal gibt sie vor eine Haarspange vergessen zu haben, ein anderes Mal braucht sie ein Pflaster und das nächste Mal dringende Hilfe bei ihrer Rechenaufgabe.

Von Tag zu Tag gelingt es Emma mehr, Opa Meume wieder aus seiner Lethargie heraus zu holen und ihr von seiner Zeit mit seiner Frau zu erzählen. Zu Weihnachten lädt Emma Opa Meume zur Weihnachtsfeier bei ihr zu Hause ein. Während für Emma der Umgang mit Opa Meume ganz selbstverständlich ist, zeigen sich ihre Eltern hingegen ziemlich gehemmt und verunsichert.

„Bei uns gab es auch immer Ente“, sagte Opa Meume dann. „Bei uns zu Hause auch. Mit Blaukraut und Knödeln“, fügte meine Mutter hinzu, und mein Vater nickte bestätigend. Dann war es wieder still. (41)

Emma besucht Opa Meume auch in Folge regelmäßig und als es im Sommer in den Urlaub geht, bittet sie drei ihrer Schulfreunde, sich um Opa Meume zu kümmern. Beruhigt fliegt Emma los, aber dann kommt doch alles anderes, wie geplant.

Maggie Schneider erzählt anhand der Beziehung der neunjährigen Emma zu ihrem alten Nachbarn Opa Meume, was es heißt, mit einem Menschen in Beziehung zu treten, sich verantwortlich zu fühlen, aber schließlich auch Abschied zu nehmen und mit der eigenen Trauer fertig zu werden. Das alles aus dem Blickwinkel eines Kindes erzählt, macht die Erzählung zu einer Perle der Kinderliteratur, bei der aber auch die fröhlichen und heiteren Momente nicht zu kurz kommen. Ein überaus empfehlenswertes Stück Kinderliteratur für Jung und Alt.

Maggie Schneider, Opa Meume und ich. Ill. v. Jacky Gleich, ab 8 Jahren
München: dtv junior 2011, 96 Seiten, 7,20 €, ISBN 978-3-423-71464-8

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Andreas Markt-Huter, 02-04-2012

Bibliographie

AutorIn

Maggie Schneider

Buchtitel

Opa Meume und ich

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

dtv junior

Illustration

Jacky Gleich

Seitenzahl

96

Preis in EUR

7,20

ISBN

978-3-423-71464-8

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Maggie Schneider ist der Künstlername der Verlegerin Mascha Schwarz. Sie studierte an der Fotoakademie in München und arbeitete als frei Fotografin, Regisseurin und Autorin für Film- und Fernsehproduktionen. Sie gründete gemeinsam mit Sascha Nicoletta Simon den Tulipan Verlag. Mascha Schwarz lebt mit ihrer Familie in München.

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