Anna Xiulan Zeeck, Geheimnisvolle Zeichen
„Die Versöhnlichkeit ist’s, was die Liebe bewahrt und alle ihre zarten Blüten“, bemerkte der Schweizer Pfarrer und Erzähler Jeremias Gotthelf vor mehr als 150 Jahren.
Auch in Anna Xiulan Zeecks Erzählung „Geheimnisvolle Zeichen“ geht es um Versöhnung und das zarte Pflänzchen der Freundschaft, das daraus erwachsen kann.
Der kleine Fuchs Huan treibt gerne Schabernack und so stiehlt er dem kleinen jungen Bären, nur so zum Spaß, eine Papierrolle vor der Nase weg, welche dieser so hingebungsvoll betrachtet hatte. Er rechnet aber nicht damit, dass ihm der kleine Bär so schnell hinterher rennen würde. Auf seiner Flucht stürzt Huan in eine Schlucht und kann sich nur mit Mühe an den Wurzeln einer alten Eiche festhalten.
Nachdem er weder rauf noch runter kommt, entdeckt er den Eingang zu einer Höhle und ein merkwürdiges Zeichen, das ihn an den Mond und die Sonne erinnert. Als er die Papierrolle näher betrachtet, glaubt er in dem chinesischen Bildzeichen für Helligkeit den Hinweis auf den Höhlenausgang zu erkennen und folgt der Höhle, bis er tatsächlich am anderen Ende der Höhle wieder in die Freiheit kommt. Die Landschaft, die er erblickt, erinnert ihn an das Bild auf der Papierrolle.
Er hat jedoch keine Zeit darüber nachzudenken. Der junge Bär hatte ihn bereits erwartet und nimmt dem Fuchs seine Papierrolle wieder ab. Der Fuchs ist neugierig geworden und möchte wissen, was der Bär mit der Papierrolle vorhat. Er beschließt ihm heimlich zu folgen, um auf eine Gelegenheit zu warten, sich wieder mit ihm zu vertragen.
Er bemerkte, dass der Bär an einer Weggabelung stand und offenbar nicht wusste, welchen Weg er nehmen sollte. Wenn er dem Bären jetzt helfen könnte, den richtigen Weg zu finden, würde der Bär ihm bestimmt seinen Streich verzeihen. (21)
Der Plan gelingt und Huan der Fuchs und Ban der Bär beschließen, sich gemeinsam auf den Weg zu den Berggipfeln zu machen, wie er auf der Papierrolle beschrieben wird. Der junge Bär erzählt dem Fuchs, wie er vor Tagen zwei Menschen belauscht hat, die über ein Tal gesprochen hatten, das dem Bären bekannt vor gekommen war. Hoch am Hang eines Berges solle in einer großen einsamen Kiefer etwas Geheimnisvolles verborgen liegen. Als die beiden Fremden sich kurz entfernt hatten, nutzte der junge Bär die Gelegenheit, um sich die Papierrolle zu schnappen.
Huan der Fuchs und Ban der Bär verfolgen den Weg mit den seltsamen Schriftzeichen gemeinsam weiter. Sie entdecken die mächtige Kiefer, aber als Huan seinen Freund Ban sucht, stürzt er neuerlich in eine Höhle, wo er einen merkwürdigen Fund macht.
Anna Xiulan Zeecks Geschichte „Geheimnisvolle Zeichen“ verbindet geschickt eine schöne Freundschaftsgeschichte mit einer spannenden Abenteuergeschichte. Die abenteuerliche Suche nach dem Geheimnis der Papierrolle und ihrer chinesischen Bildzeichen hält die jungen Leserinnen und Leser von Anfang an in ihrem Bann. Je enger sich die Beziehung von Fuchs und Bär entwickelt, desto mehr erfahren wir, was es mit der Karte und ihren Zeichen auf sich hat. So hält sich der Spannungsbogen der Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite und bietet Unterhaltung vom Feinsten.
In einem Nachwort erfahren wir sowohl etwas über den historischen Hintergrund zu den 28 Schriftzeichen, die in der Geschichte vorkommen, als auch Interessantes über den Kalligraphischen Stil und finden zudem eine kleine Tabelle mit sieben Zeichen der chinesischen Schrift. Das Buch zeichnet sich zudem durch seine klare Sprache und seine schön gestalteten Illustrationen aus und kann jungen wie älteren Lesern gerne weiterempfohlen werden.
Anna Xiulan Zeeck, Geheimnisvolle Zeichen. Ill. v. Christa Unzner, ab 6 Jahren
Oldenburg i. O.: Desina-Verlag 2011, 48 Seiten, 17,40 €, ISBN 978-3-940307-19-4
Weiterführender Link:
Andreas Markt-Huter, 13-03-2012