Claudia Gliemann, Ohne Oma

Der französische Essayist und Philosoph Michel de Montaigne bemerkte zum Thema Tod: „Letztendlich führen alle Weisheit und Überlegungen der Welt dahin, den Mensch zu lehren, sich nicht vor dem Tod zu fürchten.“

Auch für Kinder stellt der Tod eines Menschen ein schwer zu verstehendes Ereignis dar, das die Gefühlswelt aufrüttelt und Fragen aufwirft. Claudia Gliemann setzt sich mit dem Thema Tod in ihrem Kinderbuch „Ohne Oma“ auf sehr eindringliche Weise auseinander.

Die Autorin lässt ein Kind über seine Beziehung zu seiner verstorbenen Oma Lina erzählen. Als sie noch gelebt hat, hat die Oma ihr Enkelkind vom Kindergarten abgeholt, das dann auch bei ihr übernachten durfte. Das Kind erzählt, dass die Oma lustig war, Lieder mit ihm gesungen und sein Lieblingsessen gekocht hat, mit ihm in den Zoo gegangen war und abends Gutenachtgeschichten erzählt hat.

Im zweiten Teil des Buches wird geschildert wie die Oma älter und schwächer wurde und wie sich die Familie nun um die Oma gekümmert hat. Wie Papa ihr Geschichten von früher erzählt hat, Mama für die Oma gekocht und das Kind die Oma durch den Zoo gefahren hat.

Im dritten Teil wird der Tod und die Trauer aber auch die Wut um den Verlust der Oma beschrieben sowie die Verbindung und Erinnerung an die Oma, die weiter besteht.

Aber meine Oma bleibt immer in meinem Herzen. Ich denke an meine Oma Lina, wenn es mein Lieblingsessen gibt. Im Zoo denke ich auch manchmal an meine Oma Lina. Oder abends vor dem Schlafengehen.

Und so schließt sich der Kreis der gemeinsamen Erlebnisse, die zu Beginn des Buches beschrieben werden, mit den Erinnerungen an diese gemeinsame Zeit, die im Herzen des Kindes weiter leben.

Claudia Gliemann gelingt es mit einfachen Worten und Sätzen sich dem zu nähern, was wir beim Verlust eines geliebten Menschen empfinden und durchleiden. Das Buch zeigt auf, dass neben all dem Verlust, den wir beim Tod eines Menschen erleiden, die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse und Ereignisse weiterbestehen. Gliemann lässt dabei nichts aus und bringt auch die Wut und die Trauer zur Sprache, bietet dabei aber immer wieder eine Hilfe und zeigt, dass wir in unserer Trauer nicht allein sind.

Parick Tritschlers Illustrationen sind aussagekräftige Piktogramme, die sich nahtlos an die klare, präzise und reduzierte Sprache der Autorin anpassen. Ein außergewöhnliches Buch zu einem schwierigen Thema, dass allen Eltern und Kindern, die sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzen, wärmstens empfohlen werden kann.

Claudia Gliemann, Ohne Oma. Ill. v. Patrick Tritschler, ab 4 Jahren
Monteraosa-Verlag 2011, 36 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-942640-02-2

 

Weiterführender Link:
Monteraosa-Verlag: Claudia Gliemann, Ohne Oma

 

Andreas Markt-Huter, 15-04-2012

Bibliographie

AutorIn

Claudia Gliemann

Buchtitel

Ohne Oma

Erscheinungsort

Karlsruhe

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Monterosa-Verlag

Illustration

Patrick Tritschler

Seitenzahl

36

Preis in EUR

15,40

ISBN

978-3-942640-02-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Claudia Gliemann übersetzt seit 15 Jahren vorwiegend Kinder­bücher. Mittlerweile hat sie mehr als 50 Bücher aus dem Englischen ins Deutsche übertragen.<br /> Patrick Tritschler absolvierte eine Ausbildung an der Freiburger Grafik-Schule und war dann für verschiedene Agenturen und Unternehmen tätig. Er lebt in Freiburg, wo er ein eigenes Atelier hat.