Piers Torday, Die Große Wildnis

"Meine Geschichte beginnt damit, dass ich auf dem Bett sitze und durchs Fenster sehe. Ich weiß, das hört sich nicht gerade vielversprechend an. Aber dazu muss man wissen, wo sich das Bett befindet und welchen Blick ich aus dem Fenster habe." (8)

In einer dystopischen Gesellschaft der Zukunft, in der keine Tiere mehr vorkommen, lebt der zwölfjährige Kester im Mentorium, einer Art Jugendheim für verhaltensgestörte Kinder. Er gilt als Problemkind, weil er seit dem Tod seiner Mutter kein Wort mehr gesprochen hat. Kester hält sich selber für verrückt, als er eines Tages erkennen muss, dass er die Sprache der Tiere versteht.

Die Tiere, angeführt vom General, einer Kakerlake helfen ihm aus der Besserungsanstalt zu fliehen. Sie führen ihn in die Wildnis, wo er auf die letzten wilde Tiere trifft, die sich vor den Menschen verborgen haben und überleben konnten. Im Grunde hätten alle bereits an der roten Pest gestorben sein sollen. Anführer der Tiere ist der weise mächtige Hirsch, der in Kester etwas ganz besonderes sieht: den Retter der Wildnis. Aber nicht alle Tiere sind damit einverstanden und vor allem die Wölfe nehmen Kester gegenüber eine sehr feindliche Haltung ein.

Der mächtige Hirsch bittet Kester um Hilfe, um die Tiere vor der roten Pest zu retten, die immer noch ihre Opfer fordert. Und so macht sich der Junge gemeinsam mit seinen Freunden einem frechen Wolfsjungen, einer eigensinnigen Katze, einer Feldmaus, einer weißen Taube, dem General, der Kakerlake und einem jungen Mädchen namens Polly auf die große Reise zu den Menschen, wo die Ursachen für alles Unglück zu finden sind.

„Die große Wildnis“ ist einerseits eine recht düstere Dystopie, in der sich das Leben der Menschen unglaublich weit von der Natur entfernt hat und die Tiere nur noch als lebensbedrohende Feinde erlebt werden. Es braucht einen Außenseiter, der selbst ausweglos verloren scheint, um die katastrophale Trennung zwischen Menschen und Tieren wieder ins Lot zu bringen.

In überaus kritischer Weise wird eine Gesellschaft gezeichnet, deren Umweltzerstörung direkte in die Diktatur führt, in der jegliche Zuneigung und Mitgefühl auch gegenüber der eigenen Umwelt verloren gehen.

Auch wenn für die jungen Leserinnen und Leser vielleicht die einen oder anderen gegenwartskritischen Bilder nicht ganz leicht zu verstehen ist, wird der emotionale Blick ganz klar auf die Seite der Schwachen und Ausgestoßenen gerichtet. Ein überaus empfehlenswertes, emotionales und spannungsgeladenes Buch, das durch seine überaus fesselnde Fantasie nicht nur junge Leserinnen und Leser von der ersten Seite weg zu begeistern vermag.

Piers Torday, Die Große Wildnis. Aus der Reihe: Die Große Wildnis Bd. 1, übers. v. Petra Koob-Pawis [Orig. Titel: The last Wild], ab 10 Jahren
München: Cbj Verlag 2013, 384 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3-570-15796-1

 

Weiterführende Links:
Cbj Verlag: Piers Torday, Die Große Wildnis
Homepage: Piers Torday (engl.)

 

Andreas Markt-Huter, 27-06-2015

Bibliographie

AutorIn

Piers Torday

Buchtitel

Die Große Wildnis

Originaltitel

The last Wild

Erscheinungsort

München

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Cbj Verlag

Reihe

Die Große Wildnis Bd. 1

Übersetzung

Petra Koob-Pawis

Seitenzahl

384

Preis in EUR

17,50

ISBN

978-3-570-15796-1

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Piers Torday stammt ursprünglich aus Northumberland. Er begann seine Karriere als Autor am Theater und für Live-Comedy-Shows. Zuletzt schrieb er fürs Fernsehen und entwickelte dort Programmideen. Piers' Vater ist der berühmte Autor Paul Torday (Lachsfischen im Yemen). „Die Große Wildnis” ist Piers' erster Roman.