Holly Grant, Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief
„Anastasia lehnte sich zurück und drückte ihre Schultasche an sich. Warum um alles in der Welt verbrachten sie die Nacht in der Irrenanstalt St. Marter für verquere, tyrannische, gestörte und anderweitig unerwünschte Personen (will heißen geisteskranke Straftäter)?“ (37)
Das Familienleben der elfjährigen Anastasia McCrumpet ist nicht gerade das, was man gemeinhin als unbeschwert bezeichnet. Während ihr Vater überaus sensibel ist und die meiste Zeit mit Staubsaugen verbringt, verbringt ihre Mutter die meiste Zeit im Bett und lässt sich von allen Seiten bedienen. Dennoch ist Anastasia schockiert, als sie in der Schule erfahren muss, dass ihre Eltern bei einem Staubsaugerunglück verunglückt sind und ihre beiden Großtanten Prude und Prime vor der Tür auf sie warten, um sie abzuholen.
Völlig entsetzt von der Nachricht fährt Anastasia mit den beiden merkwürdigen Tanten mit. Auf der Fährt ins Krankenhaus schläft sie ein und muss mit Sorge feststellen, dass die beiden alten Damen nicht ins Krankenhaus gefahren sind. Das Auto fährt durch einen dunklen Wald und schließlich zu einem alten gruseligen Haus, das sich als Irrenanstalt St. Marter entpuppt, wo Anastasia die Nacht verbringen soll.
Die beiden Großtanten offenbaren der verwirrten Anastasia, dass die Verletzungen ihrer Eltern doch schwerer sind als sie zugeben wollten und sie daher längere Zeit bei ihnen verbringen müsse. Mit Schrecken muss Anastasia feststellen, dass ihre Großtanten sie in ihrem Schlafzimmer einsperren und auch die seltsamen Geräusche, die sie in der Nacht hört, helfen nicht ihr die Angst vor den merkwürdigen alten Tanten mit ihren Gebissen aus Eisen zu nehmen. Als sie am nächsten Morgen erfährt, dass ihre Eltern eigentlich tot sind und sie von nun an für immer bei ihren Großtanten auf St. Mater leben darf, bricht für sie eine Welt zusammen.
Für Trauer bleibt ihr nicht viel Zeit, weil sie von nun an mit Arbeiten in dem alten verstaubten Haus überschüttet wird. Dabei ist sie mit ihren Tanten nicht allein im Haus. Sie entdeckt einen merkwürdiger junger Gärtner mit einem Vogelkäfig am Kopf, den ihre Tanten als überaus gefährlich bezeichnen und den es zu meiden gilt. Als Anastasia weiter durch das Haus streift, um ihre Reinigungsarbeiten zu erledigen, gelingt es ihr nach und nach hinter die Geheimnisse des furchterregenden Hauses zu kommen.
Schon bald muss sie erkennen, dass ihre Großtanten nicht das sind, was sie vorgeben zu sein und ihr Leben in großer Gefahr ist. Auf ihren weiteren Erkundungen lernt Anastasia jungen Gärtner Quentin und dessen jüngeren Bruder Ollie kennen und gründet mit ihnen „Liga der garstigen Ungeheuer“. Gemeinsam schmieden sie einen Plan, um den rätselhaften, gefährlichen alten Damen noch rechtzeitig zu entkommen. Es geht um Leben und Tod.
Die Geschichte der Anastasia McCrumpet hat alle Elemente die eine spannende Gruselgeschichte für Kinder haben soll. Dabei wird erst nach und nach preisgegeben, was sich hinter den merkwürdigen Vorkommnissen verbirgt, was die Spannung zunehmend anwachsen lässt. Die starken und merkwürdigen Charaktere und die gruselige Umgebung ziehen die jungen Leserinnen und Leser von Beginn an in ihren Bann und lassen sie mit der Heldin mitfiebern.
Eine überaus gelungener und unterhaltsamer Mystery-Roman für junge Leserinnen und Leser der sowohl durch seine durchdachte Handlung als auch gekonnten Erzählstil zu überzeugen weiß und gerne weiterempfohlen werden kann.
Holly Grant, Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief. Ill. v. Josie Portillo, übers. v. Ursula Höfker [Orig. Titel: The League Of Beastly Dradfuls], ab 10 Jahren
München: cbt Verlag 2015, E-Book (EPUB), 11,99 €, ISBN 978-3-641-14851-5
Weiterführende Link:
cbt Verlag: Holly Grant, Anastasia McCrumpet und der Tag, an dem die Unke rief
Andreas Markt, 08-09-2017