Öffentliche Bibliotheken: Die Stadtbücherei Schwaz - Teil 1

Es ist gut fünf Jahre her, dass die Stadtbücherei Schwaz in die neuen Räumlichkeiten im Stadtzentrum in der Franz-Josef-Straße 26 übersiedelt ist. Seit dieser Zeit erlebt die Bücherei einen nie gekannten Aufschwung.

Jährlich können an die 300 neue Mitglieder gewonnen werden. Der Medienbestand konnte in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt werden und die Medienausleihe hat sich während dieser Zeit sogar verzwanzigfacht. Wenn es um die Anzahl der BesucherIinnen geht, braucht die Stadtbücherei den Vergleich mit dem Öffentlichen Schwimmbad nicht zu scheuen.

Zurückzuführen ist diese in Tirol beispiellose Erfolgsgeschichte einer Öffentlichen Bücherei zweifellos auf Renate Prünster, die seit dieser Zeit die Stadtbücherei Schwaz mit großem Engagement leitet. Unterstützt durch ihre MitarbeiterInnen Alexander Rabalder, Hermi Ludwig, Angelika Troppmair und Helga Dornauer, ist es ihr gelungen, die Attraktivität der Stadtbücherei bei der Bevölkerung durch besonders kundenfreundliche Öffnungszeiten zu vervielfachen.

 

Öffnungszeiten:

 Dienstag:    10:00 - 13:00 Uhr und 15:00 - 19:00 Uhr
 Mittwoch:    15:00 - 19:00 Uhr
 Donnerstag:    10:00 - 13:00 Uhr und 15:00 - 19:00 Uhr
 Freitag:    15:00 - 19:00 Uhr
 Samstag:    10:00 - 13:00 Uhr

 

Das Angebot der Stadtbücherei umfasst derzeit 30.000 Medien aus den Bereichen Kinderbücher, Belletristik, Sachbücher, Zeitschriften, Hörbücher und DVD-Filme sowie einen offenen Internetzugang.

 

*  *  *  *  *

 

Lesen in Tirol hat die Leiterin der Stadtbücherei Schwaz, Renate Prünster, interviewt und sie über die Stadtbücherei Schwaz im speziellen aber auch zu Themen wie "Öffentliche Bücherei" und Lesen? befragt.

 

Die Stadtbücherei Schwaz - Interview Teil 1


Anfänge - Entwicklung - Erfolge


Lesen in Tirol: Wie würden Sie die ausschlaggebenden Faktoren für die Entwicklung der Stadtbücherei in Schwaz kurz beschreiben?

Wie würden Sie die ausschlaggebenden Faktoren für die Entwicklung der Stadtbücherei in Schwaz kurz beschreiben?

Renate Prünster: Die treibende Kraft für die Entstehung der neuen Bücherei in Schwaz war Bürgermeister Dr. Hans Lintner, für den die Stadtbücherei als Deutsch- und Geschichteprofessor aber auch als Kulturmensch ein ganz großes persönliches Anliegen war. Als Bürgermeister hat er die Förderung und Neugestaltung der Stadtbücherei massiv forciert; sogar gegen den Widerstand einiger Gemeinderäte, die anfangs nicht so begeistert waren.

 
Renate Prünster und ihren MitarbeiterInnen ist es gelungen, die Stadtbücherei Schwaz zu einem wichtigen kulturellen Zentrum umzugestalten. Die Anzahl der BesucherInnen der Bücherei hat seit dem Umbau kontinuierlich zugenommen. Foto: Markt-Huter

 

Dass sie aber von Anfang an so hervorragend läuft, hat schließlich viele Gründe, die wie ein Zahnrad ineinander gehen und sich gegenseitig verstärken. Es spielen dabei die zentrale Lage der Stadtbücherei und ihre Architektur eine wichtige Rolle, aber auch die Bereitschaft der Gemeinde, der Bücherei jährlich Mittel zur Verfügung zu stellen. Nicht vergessen möchte ich das Personal unserer Stadtbücherei, mit dem wir ganz besonderes Glück haben, weil sich alle hervorragend ergänzen. Jede Mitarbeiterin hat ihre Interessensschwerpunkte, und somit können wir den größten Teil der Interessen der LeserInnen abdecken.

Lesen in Tirol: Die Stadtbücherei Schwaz erlebt seit einigen Jahren einen beispiellosen Aufschwung. Welche Rolle hat dabei die Übersiedlung der Stadtbücherei Schwaz in die neuen Räumlichkeiten im Zentrum der Stadt gespielt?

Renate Prünster: Eine sehr große, denke ich. Allein die Lage der Bücherei ? für jeden ersichtlich im Herzen von Schwaz - hat einen wesentlichen Anteil am Erfolg der Bücherei während der letzten fünf Jahre. Aber auch die Innenarchitektur unserer Bücherei kann sich sehen lassen, die von Architekt Dipl. Ing. Erich Pichler, im Zusammenhang mit der Neugestaltung des ganzen Hauses, geplant worden ist.

Lesen in Tirol: Als wichtiges Kriterium für den Erfolg einer Bücherei zählt vor allem die Anzahl der Ausleihen. Wie hat sich die Stadtbücherei in diesem Bereich in den letzten Jahren entwickelt?

Renate Prünster: Wir haben im vergangenen Jahr 65.000 Medien verliehen. Damit ist es uns gelungen, innerhalb von nur fünf Jahren 20-mal mehr Entlehnungen als in der alten Bücherei nachweisen zu können. Mehr kann, glaube ich, nicht erwartet werden. Manchmal wird es uns ehrlich gesagt schon ein wenig zu viel, nachdem die Anzahl unserer Mitarbeiterinnen nicht mit der Zunahme der Entlehnungen mitgehalten hat. Einer 20-fachen Ausleihe steht lediglich ein 4-faches Personal gegenüber. Es lässt sich leicht vorstellen, dass die Arbeit bei dieser Entwicklung manchmal an die Grenzen stößt.


Der von Architekt Erich Pichler geplante Umbau der Stadtbücherei Schwaz bietet eine angenehme Atmosphäre und ist auch in architektonischer Hinsicht sehr interessant.  Foto: Markt-Huter

 

Lesen in Tirol: Welche Auswirkungen hat der Personalmangel auf den Büchereibetrieb?

Renate Prünster: Die minimale personelle Ausstattung erlaubt leider oft kein beratendes Gespräch oder eine persönliche Unterhaltung mit unseren BesucherInnen mehr, was meiner Ansicht nach sehr wichtig wäre. Wenn sich z. B. eine Mutter an mich wendet, weil ihr Sohn ein Buch über Ritter benötigt und ich nur mehr auf das unterste Regal in der vorletzten Reihe verweisen kann, tut mir das sehr leid. Noch dazu, wenn ich sie bitten muss, selbst nachzuschauen, weil bei mir an der Theke zur gleichen Zeit bereits zehn Personen warten, die etwas entlehnen wollen. All das empfinde ich als schade und unangenehm, aber im Zweifel muss ich an der Ausleihtheke bleiben.

Lesen in Tirol: Wie setzen sich die BesucherInnen der Stadtbücherei Schwaz in Hinblick auf Geschlecht und Altersstufen zusammen?

Renate Prünster: Laut unserer Statistik sind 2/3 unserer Benutzer Frauen und 1/3 Männer. Jugendliche und Männer im Alter zwischen 16 und 40 Jahren sind in unserer Bücherei besonders unterrepräsentiert. Dabei werden Gründe, wie berufliche Etablierung, Hausbauen oder Familiengründung eine entscheidende Rolle spielen. Die Statistik dürfte aber auch ein wenig täuschen, weil es meist Frauen sind, die Bücher oder andere Medien für ihre Männer ausleihen.

Ich persönlich glaube nicht, dass Männer wenig lesen, sondern dass sie sich einfach den Weg in die Bücherei ersparen, den ihre Frauen ja ohnehin gehen. Es gibt bei uns aber auch Männer, die ihre Mittagszeit in der Stadtbücherei verbringen, den Raum nützen und aktuelle Zeitschriften lesen, dabei aber oft gar kein Buch ausleihen und deshalb in der Statistik nicht aufscheinen.

Lesen in Tirol: Die Stadtbücherei Schwaz hat sehr kundenfreundliche Öffnungszeiten. Welche Rolle spielen generell die Öffnungszeiten für den Erfolg einer Bücherei?

Renate Prünster: Als eine unserer wichtigsten Änderungen würde ich sicherlich die sehr kundenfreundlichen Öffnungszeiten erachten. Wenn ich mich nicht täusche, sind wir die einzige Öffentliche Bücherei in Tirol mit amtlichem Personal, die auch samstags geöffnet hat. Und gerade dieser Samstag zwischen 10 Uhr und 13 erweist sich als unser umsatzstärkster Tag. Außerdem haben wir jeden Tag bis 19 Uhr geöffnet, um auch Berufstätigen, die erst nach 17 Uhr Zeit haben, einen Besuch bei uns zu ermöglichen.


Die großen Schaufenster der Stadtbücherei erregen immer wieder das Interesse der Schwazerinnen und Schwazer und sind das Aushängeschild der Bücherei. Foto: Markt-Huter

 

Lesen in Tirol: Eine Öffentliche Bücherei kann immer nur so gut arbeiten, wie es die Gemeinde zulässt, vor allem also wieviel Mittel der Bücherei für den laufenden Betrieb zur Verfügung gestellt werden. Wie schaut das Zusammenspiel zwischen Stadtbücherei und Gemeinde in Schwaz aus und wie wird die Bücherei generell von der Schwazer Bevölkerung angenommen?

Renate Prünster: Nachdem in Schwaz Schwimmbad und Stadtbücherei ca. die gleichen Besucherzahlen aufweisen, bringe ich bei meiner Argumentation für das Jahresbudget gerne den Vergleich zwischen diesen beiden Einrichtungen, der meiner Ansicht nach durchaus zulässig ist. Ich denke, dass in keiner Gemeinde, die ein Schwimmbad hat, jedes Jahr darüber diskutiert wird, ob das Chlor auch im kommenden Jahr wieder angekauft werden soll. Was hier selbstverständlich ist, wünsche ich mir auch für unsere Stadtbücherei, dass das jährliche Budget für den laufenden Betrieb selbstverständlich zur Verfügung gestellt wird.

Lesen in Tirol: Worauf führen Sie es zurück, dass das noch nicht so ist?

Renate Prünster: Der Grund dafür liegt vielleicht darin, dass ein Großteil der Schwazer Bevölkerung bis vor fünf Jahren noch nicht einmal richtig zur Kenntnis genommen hatte, dass es überhaupt eine Stadtbücherei gibt. Ich möchte aber auf der anderen Seite nicht unerwähnt lassen, dass sich gerade in den letzten fünf Jahren sehr viel positiv verändert hat.

Für uns ganz entscheidend ist der Umstand, dass Bürgermeister Dr. Hans Lintner nach wie vor voll hinter der Stadtbücherei steht. Auch wenn er nicht alle unsere Wünsche erfüllen kann, hat er für uns doch immer ein offenes Ohr, sodass wir uns in unserer Arbeit sehr unterstützt fühlen.

 

>> Öffentliche Bibliotheken: Die Stadtbücherei Schwaz - Teil 2

 

Weiterführende Links:

 

Andreas Markt-Huter, 17-07-2006

Redaktionsbereiche