Iris Stobbelaar, Die Verwunschenen
„Ich wünschte, du wärst dein eigener Albtraum und nicht meiner. Ich wünschte, du wärest so weit weg wie möglich, damit ich dich nie wieder sehen muss und du mir nie wieder Ärger machst.“ (20)
Der elfjährige Jakob ist begeisterter Fußballer und liebt es, wenn für sein herausragendes Spiel von allen gelobt wird. Wäre da nur nicht seine kleine fünfjährige Schwester Katie, auf die er ständig aufpassen muss. Ausgerechnet am Tag des Nachbarschaftsturniers, dem wichtigsten Fußballspiel des Jahres, verlangen seine Eltern von ihm, bei Katie zu Hause zu bleiben.
Die Vorstellung, dass ihm seine Schwester den wichtigsten Tag des Jahres verderben soll, lässt Jakob so wütend werden, dass er sie in seinem Zorn fürchterlich verwünscht. Anschließend geht er zum Fußballspiel und lässt seine kleine Schwester allein zu Hause. Als er endlich heim kommt, sind seine Eltern von ihrem Krankenhausbesuch bereits wieder zurück. Zu seinem Entsetzen muss er feststellen, dass seine kleine Schwester verschwunden ist. Bevor seine Eltern etwas bemerken, macht er sich in der Umgebung des Hauses auf die Suche nach ihr.
Dabei trifft Jakob auf einen merkwürdigen Mann, der ihn fragt, ob er seine Schwester suche. Als ihm Jakob folgt, findet er sich plötzlich an einem mysteriösen fremden Ort, weit entfernt von seinem Zuhause wieder. Der griesgrämige Unbekannte stellt sich als Kait. Er hat den Auftrag ihn zur „Riverkilt“ zu bringen, wo alle landen, die jemanden verwünscht haben. Dort wird Jakob eine Karte erhalten, mit deren Hilfe er seine Schwester finden kann, falls er es wünscht.
Kait erhält den Auftrag Jakob zur weißen Seherin Agades zu bringen, die Jakob bei der Suche nach seiner Schwester helfen soll. Als sie Agades erreichen, müssen sie feststellen, dass die Suche nach Katie weit schwieriger werden wird als erwartet. Vom gefährlichen König Obir wurde ihr verboten Jakob zu helfen. Nun soll Kait ihn nach Ardelium bringen, wo er seine Schwester laut Karte finden wird. Kait weigert aber Jakob länger zu begleiten, sodass der Junge gezwungen ist, seinen Weg allein weiterzugehen.
Völlig allein und ausgehungert glaubt Jakob plötzlich das Schluchzen seiner kleinen Schwester zu hören. Als er sich der Stimme nähert, entdeckt er ein winziges Männlein namens Drorg, das Jakob nach Ardelium führen will. Drorg schläft ihm vor den Weg über das gefährliche Desdemonawasser zu vermeiden und lieber einen ungefährlichen Umweg zu gehen. Jakob ahnt nicht, dass ihm Drorg nicht zufällig über den Weg gelaufen ist.
In Iris Stobbelaars Abenteuergeschichte muss sich ein junger Held, der zu Beginn Schuld auf sich lädt, auf einer gefährlichen Odyssee, durch seinen Mut sein Vergehen wieder ausgleichen. Auf seiner abenteuerlichen Reise in einer von bösen Mächten bedrohten fantastischen Welt, wächst der junge Held über sich hinaus. Gleichzeitig baut er eine tiefe emotionale Beziehung zu seiner Schwester auf, die er vorher immer als Last empfunden hat.
Ein überaus empfehlenswerter und spannend erzählter fantastischer Abenteuerroman für Kinder, der die Leserinnen und Leser von der ersten Seiten an in ihren Bann ziehen wird und durch seine stark gezeichneten Protagonisten zu überzeugen weiß.
Iris Stobbelaar, Die Verwunschenen. Übers. v. Birgit Erdmann [Orig. Titel: Stranders], ab 11 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2018, 480 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-407-82356-4
Weiterführender Link:
Beltz & Gelberg Verlag: Iris Stobbelaar, Die Verwunschenen
Wikipedia: Birgit Erdmann
Andreas Markt-Huter, 23-11-2018