Michelle Harrison, Eine Prise Magie
„Der Tag, an dem Betty Widdershins von dem Familienfluch erfuhr, war ihr Geburtstag. Es war ihr dreizehnter, für manche eine Unglückszahl, aber Betty war zu vernünftig veranlagt, um an solchen abergläubischen Unsinn zu glauben, auch wenn sie damit aufgewachsen war. (S. 17)
Betty lebt mit ihrer älteren Schwester Fliss, ihrer kleinen Schwester Charlie und ihrer Granny auf der Insel Krähenstein, gegenüber der Insel der Sühne, wo sich ein berüchtigtes Gefängnis und der unheimliche Krähensteinturm befinden. An ihrem dreizehnten Geburtstag plant sie heimlich mit Charlie die Insel zu verlassen. Sie ahnt nicht, dass sie damit einen alten Fluch heraufbeschwört.
Betty wird die Welt im Wildschütz, dem Gasthaus ihrer Großmutter, die sie ständig kontrolliert und antreibt, allmählich zu eng. Auch ihrer Schwester Fliss hat sich seit ihrem sechzehnten Geburtstag merkwürdig verschlossen und ist unerklärlich still geworden. Zu Halloween an ihrem Geburtstag beschließt Betty mit ihrer kleinen Schwester heimlich mit der Fähre die Insel zu verlassen, um auf dem Festland in Marschweiler nach Süßigkeiten zu fragen.
Auf der Fahrt kommen sie an den Inseln des Jammers vorbei, wo ihr Vater eingesperrt war, bis man ihn in ein anderes Gefängnis verlegt hatte. Betty und ihre Schwestern haben noch Krähenstein und die Inseln des Jammers verlassen. Als ein unheimlicher Nebel aufkommt, erscheint plötzlich Granny wie aus dem Nichts und zwingt den Fährmann wieder zurück nach Krähenstein zu fahren.
Betty ist außer sich und will endlich wissen, warum sie niemals Krähenstein und die Inseln verlassen und sich ihre Schwester Fliss so merkwürdig verändert hat. Granny beschließt ihre Enkelin noch vor ihrem sechzehnten Geburtstag in das Geheimnis der Widdershins einzuweihen. Sie erzählt von einem Fluch, der auf den Frauen der Familie liegt und sie daran hindert, jemals Krähenstein und die Inseln zu verlassen. Alle, die dennoch versucht haben, der Insel zu entkommen, ereilte bei Sonnenaufgang der Tod.
Granny erzählt aber auch von drei magischen Gegenständen der Familie: eine Tasche, die ihre Besitzerin an jeden Ort bringen kann, einen Spiegel, mit dem gewünschte Personen gesehen und gehört werden können und eine Matroschka, die unsichtbar machen kann. Als Betty erfährt, dass Granny heimlich einen Gefangenen auf der Insel der Sühne besucht hat, erwacht ihre Hoffnung, dass dieser vielleicht weiß, wie der Fluch gebrochen werden könnte.
Gemeinsam mit ihren Schwestern besucht sie den Gefangenen und ahnt nicht, dass damit der Fluch ausgelöst wird und ihnen nur noch Stunden bleiben, um dem drohenden Tod zu entkommen.
Michelle Harrison erzählt eine abenteuerliche Geschichte voller Poesie und Magie, in der die jungen Leserinnen und Leser von Beginn an ihren Bann gezogen werden. Während sich nach und nach die Hintergründe des Fluches eröffnen, setzt ein Wettlauf mit der Zeit ein, der durch zahlreiche Rückschläge gestört wird.
Ein überaus empfehlenswerter und spannend zu lesender Fantasy-Roman für Kinder in der Freundschaft, Mitgefühl, Vertrauen und Mut im Mittelpunkt der Handlung stehen und die jungen Leserinnen und Leser begeistern wird.
Michelle Harrison, Eine Prise Magie. Drei Schwestern, ein Familienfluch und eine Prise Magie, übers. v. Mareike Weber [Orig. Titel: A Pinch of Magic], ab 10 Jahren
Zürich: Woow Books Verlag 2019, 368 Seiten, 18,50 €, ISBN 978-3-96177-044-1
Weiterführende Links:
Woow Books Verlag: Michelle Harrison, Eine Prise Magie
Wikipedia: Michelle Harrison
Andreas Markt-Huter, 23-03-2020