In der Bezirksstadt Gmünd klettert am Friedhof ein Nackter auf das Dach des Mausoleums und wartet auf seine Abführung. Die freiwillige Feuerwehr breitet zur Vorsicht das Sprungtuch aus, aber der Held lässt sich manuell retten und wird nach Wien in die Psychiatrie gebracht, wo alsbald die Diagnose fällt: „Der Nackte am Friedhof war irr.“ (23)
Thomas Sautner schickt im Roman „Pavillon 44“ seine Helden an die Kante ihrer jeweiligen Welt und lässt sie dann über die Klinge der Erkenntnis springen. Diese drei Welten sind: Roman, Psychiatrie, Politik.
Wenn jemand von einer Welt in die andere wechselt, wird aus einem Koryphäen bald einmal ein Irrer. Als Systemwechsler treten auf: Dimsch, der Nackte vom Friedhof, der in Wien Held des Pavillon 44 wird, Primar Siegfried Lobell, der Leiter von Projekt 44, der prompt ins Delirium verfällt, als er seine Medikamente selbst absetzt, und die Schriftstellerin Aliza Berg, bereits aus dem Roman „Die Erfindung der Welt“ (2021) bekannt, die ein Porträt über den Primar schreiben will und sich im Gästepavillon einweisen lässt.