Christian Yeti Beirer / Peter Wallgram, Tiroler Almquartett

Nichts ist so schön, als wenn man die Realität auf ein Spiel einladen darf. Und wenn diese Realität dann ohnehin schön ist, entsteht daraus ein schönes Realitäts-Spiel.

Christian Yeti Beirer und Peter Wallgram wenden sich mit ihrem „Tiroler Almquartett“ an unseren Spieltrieb, der uns allen in den Fingern liegt. Das Quartett dient dabei als didaktische Eselsbrücke, um sich so nebenher die wichtigsten Dinge über die Tiroler Almen zu merken.

Die schier zahllosen Almen sind dabei nach verschiedenen Kategorien aufgelistet, für das Quartett ist jeweils die Alm-Gattung das Merkmal, das immer vier und vier zusammenbringt.

So sind die Almen raffiniert eingeteilt in Rodelalmen, Ablassalmen, Mountainbike-Almen, Ochsenalmen, Kultalmen, Almen hochalpin, Familienalmen und Genussalmen. Erfahrungsgemäß stockt das Quartett-Spiel in den ersten Runden immer, weil die Spieler die Karten studieren, statt diese auszuspielen und auf den Tisch zu hauen.

Auf dem Kartenblatt selbst sind Parameter wie Seehöhe, Aussicht oder alpine Herausforderung aufgeschlüsselt. Diese alpine Herausforderung wird mit einem eigenen Begriffe-Katalog umschrieben, worin es nur so von aufmunternden und bewundernden Zurufen wimmelt.

„Machbar, zum Schnaufn, sportlich, gmiatlich, zaach, zapfig, nit so wild, geaht schun“ sind patriotische Zurufe, die auch unerfahrene „Almisten“ wie von selbst auf die Höhe treiben. Denn wer vom Land ein bisschen eine Ahnung haben will, muss ein paar Mal in seinem Leben auf eine Alm, in jenes geheimnisvolle Reich zwischen lauter Alltagswelt in der Tiefe und exotischer Stille in den Gipfeln.

Manche Zahlen, die unverrückbar wissenschaftlich gesichert wirken, sind in jenem almerischen Latein verfasst, das die Gefühle in der Höhe in neue Relationen setzt. So ist jeweils eine Verhältnis-Zahl Einheimische / Touristen angegeben, die in etwa beschreiben soll, welcher Sound auf der Alm herrscht. Also ein Faktor 97/3 deutet darauf hin, dass nur ganz selten ein Tourist hinkommt, 3/97 hieße, dass hier alles gesprochen wird, außer einem heimischen Slang.

Auch der Kaspressknödelfaktor ergibt auf drei Dezimalstellen genau einen Geschmack, der in einer geheimen Formel ausgedrückt werden kann, die nichts mit Qualität, Geschmack oder dem Preis zu tun hat. Der Kaspressknödelfaktor sagt also philosophisch in Zahlen gegossen das, was man nur mit persönlicher Anwesenheit auf der Alm erfahren kann.

Beim Almquartett gibt es letztlich nur Sieger, denn die Karten müssen immer wieder neu verteilt werden und jeder kommt zu seiner Lieblingsalm. Gerüchtehalber wird dieses Quartettspiel immer wieder abgebrochen, weil die Spieler zwischendrin in die Bergschuhe springen um schnell auf eine echte Alm zu gehen.

Das Tiroler Almquartett ist ein echtes Yeti-Produkt, gastrosophisch, detailgenau und generös mit den guten Emotionen. - Ein Spiel für Gewinner.

Christian Yeti Beirer / Peter Wallgram, Tiroler Almquartett. Kartenspiel. Konzept, Recherche, Fotos, Gestaltung durch das Büro für Kunst und Sport.
Innsbruck: Löwenzahn 2013. 32 Seiten. EUR 4,90. ISBN 978-3-7066-2524-1.

 

Weiterführender Link:
Löwenzahn-Verlag: Christian Yeti Beirer / Peter Wallgram, Tiroler Almquartett

 

Helmuth Schönauer, 17-05-2013

Bibliographie

AutorIn

Christian Yeti Beirer / Peter Wallgram

Buchtitel

Tiroler Almquartett. Kartenspiel

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2013

Verlag

Löwenzahn-Verlag

Illustration

Christian Yeti Beirer / Peter Wallgram

Seitenzahl

32

Preis in EUR

4,90

ISBN

978-3-7066-2524-1

Kurzbiographie AutorIn

Christian Yeti Beirer, geb. 1966 in Oberletzen, lebt in Innsbruck.