David Cay Johnston, Die Akte Trump

„Als Donald Trump im Juni 2015 auf der Rolltreppe in das Atrium des Trump Tower herabschwebte, um bekannt zu geben, dass er bei den Präsidentschaftswahlen antreten würde, live übertragen von den nationalen Fernsehsendern, hielten fast alle Journalisten seine Kandidatur für ein reines Eitelkeitsprojekt. Ich nicht.“ (9)

Während sich früher nur Leser der Klatschspalten und Regenbogenpresse für den „Milliardär“ und „Bau-Tycoon“ Donald Trump interessierten, fragt sich nach seiner Wahl zum mächtigsten Präsidenten der Welt im November 2016 wohl die ganze Welt, welche Persönlichkeit sich hinter Donald Trump verbirgt und was die Welt von seiner Präsidentschaft zu erwarten hat. Der bekannte amerikanische investigative Journalist David Cay Johnston befasst sich schon seit Jahrzehnten mit dem frisch gebackenen US-Präsidenten und bietet in seinem Buch „Die Akte Trump“ tiefe Einsichten in das Wesen und die Vergangenheit von Donald Trump.

In 24 Kapiteln erleben wir die Familiengeschichte, den Werdegang und die Persönlichkeit Donald Trumps sowie sein Umfeld, seine Geschäftstätigkeit, seinen Umgang mit Problemen und seine Selbstinszenierung in den Medien. Daraus entsteht ein Bild, das die aus dem Wahlkampf entstandenen Ängste vor einem Präsidenten Trump nicht gerade mindert, sondern im Gegenteil, mit zahlreichen Fakten zu untermauern vermag.

Die Familiengeschichte der Trumps lässt sich bis in das Deutschland des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Im Jahr 1885 verlässt Donalds Großvater Friedrich Deutschland als illegaler Einwanderer Richtung New York, um dem drohenden Militärdienst zu entgehen. Bald gelingt es Friedrich, der sich nun Frederick nennt, als Friseur mit Hilfe zweifelhafter Geschäfte ein Vermögen zu verdienen. Donalds Vater Fred trat nach dem Tod seines Vater bereits mit zwölf Jahren in dessen Fußstapfen und wird mit 21 Jahren bei einer Prügele auf Seiten des Ku-Klux-Klans festgenommen. Trump äußerte sich dazu etwas verwirrend folgendermaßen:

„… Das Ganze ist nie passiert. Und es hieß auch, es sei keine Anklage erhoben worden, nichts. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es nicht fair ist, das zu erwähnen, weil doch keine Anklage erhoben worden ist.“ (30)

Auch Donald wird schon früh in die Geschäftswelt seines Vaters eingeführt und erweist sich, im Gegensatz zu seinem älteren und früh verstorbenen Bruder Fred Jr. als der härtere und bessere Schüler und übernimmt die Firma nach dem Tod des Vaters. Die Frau und die Kinder seines verstorbenen Bruders waren vom Erbe ausgeschlossen worden und selbst für eine schwere kostenintensive Krankheit seines Neffen William, gab es von Seiten Trumps keine finanzielle Unterstützung und Hilfe.

Während er selbst engste Familienangehörige herzlos behandelt habe, pflegte er engen Umgang mit dem berüchtigten Roy Cohn „einem der bösartigsten und herzlosesten Menschen, die je in den USA gelebt haben.“ (60)

Auf weiteren knapp 300 Seiten werden die zahlreichen geschäftlichen Unternehmungen Donald Trumps vorgestellt, die nicht selten in einem finanziellen Fiasko geendet haben, wobei die Verluste vor allem von seinen Geschäftspartner zu tragen waren, während er selbst, mit Hilfe seiner Anwälte, meist noch mit Gewinnen aussteigen konnte. Gerichtlichen Verurteilen gelang es ihm dabei mit zahllosen Vergleichen zu entgehen, was seinen Partner meist nicht gelang.

David Cay Johnston bietet eine Fülle an Fakten und Materialien die den Charakter sowie das Denken und Handeln Donald Trumps belegen und eine selbstsüchtige, egozentrische Person offenbaren. In seiner Schlussbemerkung sieht Johnston den Aufstieg Trumps als Zeichen einer tiefen politischen Krise in den USA.

Sein Aufstieg veranschaulicht die wachsende Kluft zwischen der politischen Elite und dem Rest des Landes. (296)

Ein überaus informatives, detaillierets und spannend zu lesendes Sachbuch, das allen, die sich die Frage stellen, was von der Politik in den USA in Zukunft zu erwarten sein wird, bestens weiterempfohlen werden kann.

David Cay Johnston, Die Akte Trump. Übers. v. Regina Berger / Robert Poth / Annemarie Pumpernig [Orig. Titel: The Making of Donald Trump]
Wals bei Salzburg: Ecowin Verlag 2016, 352 Seiten, 24,00 €, ISBN 978-3-7110-0115-3

 

Weiterführende Links:
Ecowin Verlag: David Cay Johnston, Die Akte Trump
Wikipedia: David Cay Johnston

 

Andreas Markt-Huter, 01-12-2016

Bibliographie

AutorIn

David Cay Johnston

Buchtitel

Die Akte Trump

Originaltitel

The Making of Donald Trump

Erscheinungsort

Wals bei Salzburg

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Ecowin Verlag

Übersetzung

Regina Berger / Robert Poth / Annemarie Pumpernig

Seitenzahl

352

Preis in EUR

24

ISBN

978-3-7110-0115-3

Kurzbiographie AutorIn

David Cay Johnston ist investigativer Journalist und erhielt 2001 den Pulitzer-Preis für Journalismus. Er ist langjähriger Reporter der New York Times und vormals Präsident von Investigative Reporters and Editors (IRE), Autor mehrerer New York Times-Bestseller sowie Kolumnist der Zeitungen The Daily Beast, The National Memo und USA Today. Johnston lehrt am Syracuse University College of Law und lebt in Rochester, New York.