Harald Specht. Das Erbe des Heidentums

„Diese Suche auf den Spuren des Heidnischen im abendländischen Christentum hatte mit einem geheimnisvollen Gemälde von Nicolas Poussin begonnen, auf dem eine rätselhafte Begräbnisstätte abgebildet war.“ (11)

Ausgehend von einem berühmten Gemälde des französischen Barockmalers Nicolas Poussin mit dem unscheinbaren Titel „Die Hirten von Arkadien“ und der mysteriösen Grabinschrift „Et in Arcadia ego“ geht der Autor den zahlreichen im Bild versteckten Hinweisen auf eine längst verloren geglaubte antike Glaubens- und Vorstellungswelt nach, die bis in die Welt der griechischen, ägyptischen und mesopotamischen Mythologie und Religion zurückreichen und mit dem Siegeszug des Christentums im Laufe der Jahrhunderte verdrängt, verboten oder assimiliert worden waren.

„Das Erbe des Heidentums“ liest sich wie eine spannende Detektivgeschichte, in der einzelne Hinweise wie ein Puzzle zusammengesetzt werden und ein immer klareres Bild über die Geschichte der Entwicklung des Christentums aus antiken Glaubensvorbildern ergeben. Dabei verbindet der Autor wissenschaftliches Hintergrundwissen mit persönlicher Forschungsneugier, was sich in zahlreichen persönlichen Bemerkungen und Hinweisen niederschlägt.

Die Leserinnen und Leser sind dabei hautnah bei der Suche nach Hinweisen und deren Interpretation mit dabei und erleben, wie spannend historische Forschungsarbeit sein kann aber auch welch hoher Stellenwert den anderen Wissenschaften, wie z.B. der Astronomie und den Religionswissenschaften zukommt, um Licht in vergangene Zeiten bis hinein in unsere Gegenwart zu tragen.

„Dass meine Puzzlearbeit aber gar eine spannende Reise von der barocken Kunst über interessante Geschichten aus der Antike und dem Mittelalter wieder zurück zu unserer aufgeklärten Zeit bedeuten würde, machte die Sache nur noch spannender.“ (14)

Auf 700 Seiten geht Harald Specht minutiös jedem kleinsten Hinweis nach, der Erkenntnis in den Ausgangsgegenstand seiner Forschung bringt. Ein Weg, der von der mythologischen Bedeutung Arkadiens, bis in die Welt der Astronomie und der Bedeutung von Sternenbildern und Zahlenmythologien in den antiken Religionen führt. Wir erleben aber auch eine Reise in die Anfänge des Christentums und seinen kämpferischen Wettbewerb mit ähnlichen religiösen Kulten wie z.B. den Isis-Kult oder den Mithras-Kult, wobei die Entstehung des Marien-Kults im Laufe der Jahrhunderte nur eine der Folgen dieses Konkurrenzkampfes mit den anderen Religionen widerspiegelt.


Nicolas Poussins Bild „Les Bergers d'Arcadie ou Et in Arcadia ego“, entstanden zwischen 1638 und 1640, ist der mysteriöse Ausgangspunkt einer religionskritischen Reise von der Antike bis in die Gegenwart.
Bildquelle: Wikimedia commons – Foto: Silaghi Alexandre: Nicolas Poussin „Les Bergers d'Arcadie ou Et in Arcadia ego“

„Das Erbe des Heidentums“ ist ein überaus empfehlenswertes Sachbuch zum Thema Religionsgeschichte und antike Kultur, in dem der Autor durch seine persönliche Darstellungsweise die Leserinnen und Leser hautnah am Forschungsprozess teilhaben lässt und damit Geschichtswissenschaft als überaus spannende detektivische Arbeit am Detail erleben lässt.

Harald Specht, Das Erbe des Heidentums. Antike Quellen des christlichen Abendlands
Marburg: Tectum Verlag 2015, 700 Seiten, 23,60 €, ISBN 978-3-8288-3561-0

 

Weiterführende Links:
Tectum Verlag: Harald Specht. Das Erbe des Heidentums
Wikipedia: Harald Specht
Wikipedia: Die arkadischen Hirten



Andreas Markt-Huter, 02-08-2016

Bibliographie

AutorIn

Harald Specht

Buchtitel

Das Erbe des Heidentums. Antike Quellen des christlichen Abendlands

Erscheinungsort

Marburg

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Tectum Verlag

Seitenzahl

700

Preis in EUR

23,60

ISBN

978-3-8288-3561-0

Kurzbiographie AutorIn

Harald Specht ist Naturwissenschaftler und Autor. Neben mehr als 70 Fachpublikationen schrieb er auch Drehbücher, Filmkommentare, Romane und Sachbücher. Insbesondere durch sein viel besprochenes Buch „Jesus? – Tatsachen und Erfindungen“ wurde er einer breiteren Leserschaft bekannt.