Klaus Rohrmoser, Tod bringen

Der Tod kommt ja landläufig gesehen von selbst, wenn es plötzlich Vermittler gibt, die den Tod bringen, wird die Sache unheimlich und gefährlich.

Klaus Rohrmoser lässt seine Figuren in einem, wenn überhaupt, schlecht ausgeleuchteten Ambiente agieren. Das Schicksal ist wie bei Tragödien üblich letal, es geht darum, möglichst lange einen Leuchtkörper in der Finsternis in der Hand zu halten. In den drei Erzählungen von „Tod bringen“ ringen die Helden um eine logische Form, um das Unausweichliche irgendwie in dramaturgisch überschaubare Bahnen zu lenken.

„Innozenz“ zeigt einen erzählenden Einzelgänger, der als Voyeur ständig den Eingang der Klinik beobachtet. Erregt wird der Erzähler immer, wenn an der Babyklappe etwas abgegeben wird. Einmal schnappt er sich so eine Tasche mit dem Findelkind drin, nennt den Jungen Innozenz und flieht schließlich in den Wald, wo das Kind verschwindet.

In einem psychischen Eigenkonstrukt arbeitet der Held seine Kriegsgeschichte auf, einmal hat ein Offizier einen Säugling an der Hauswand erschlagen, was ihn nicht mehr los lässt. Auch der Orden „um zu vergessen, wer du bist“ (34) hat keine Ordnung in den Wirrwarr gebracht. Jahre später taucht zum Sterben plötzlich Innozenz auf, er muss es sein, denkt sich der Erzähler, damit er gerettet sterben kann.

In der Erzählung „Theresa“ wird lakonisch kommentiert, wie ein hellwaches Mädchen keine Haltegriffe in der Welt findet und sich als junge Frau zur Terroristin ausbilden lässt. „Tod bringen!“ (80) heißt die Parole. Als terroristische Vorbilder gelten Helden aus der anti-zaristischen Anarcho-Szene, die letztlich in der Verbannung enden. Auch Teresa verbringt den Rest des Lebens im Gefängnis, ab und zu wird sie besucht von einer Geliebten, die ihr dann auch die rettende Injektion setzt, um sie von dieser Welt zu erlösen.

Der in sich selbst verloren gegangene Held „Andrej“ durchwandert die Welt wie in Trance, insgesamt vierzehn Stationen muss er durchleben, einem Kreuzweg nicht unähnlich. Die Abschnittszimmer sind wie karge Einmann-Stücke ausgestaltet, der Handlungs- und Lebensfaden besteht aus der Kunst des Komponierens. Andrej gelingt tatsächlich die Komposition eines Weltstückes, aber damit ist nichts gewonnen. Die Schwermut treibt ihn ins letzte Zimmer, das Erleichterung verspricht, weil es einer Gruft ähnelt. Der Schuss für den Suizid irrt zwischen Spiegelbildern umher, ehe er sein Ziel findet.

Klaus Rohrmoser erzählt Biographien des Ausnahmezustands, die dystopischen Lebensentwürfe enden logischerweise mit dem Tod, der als Geschenk empfunden wird.

Klaus Rohrmoser, Tod bringen. Drei Erzählungen
Krems: Edition Roesner 2016, 189 Seiten, 24,90 €, ISBN 978-3-903059-07-8

 

Weiterführende Links:
Edition Roesner: Klaus Rohrmoser, Tod bringen
Wikipedia: Klaus Rohrmoser

 

Helmuth Schönauer, 24-01-2016

Bibliographie

AutorIn

Klaus Rohrmoser

Buchtitel

Tod bringen

Erscheinungsort

Krems

Erscheinungsjahr

2016

Verlag

Edition Roesner

Seitenzahl

189

Preis in EUR

24,90

ISBN

978-3-903059-07-8

Kurzbiographie AutorIn

Klaus Rohrmoser, geb. 1953 in Innsbruck, ist Schauspieler und Regisseur.