Edward van de Vendel, Die Taube, die sich nicht traute

„Sei ruhig. Du hast getan, was du getan hast, weil du nicht konntest, was du nicht konntest. Und das macht gar nichts. Wirklich, Lieber, das macht so was von gar nichts!“

„Das ist die Geschichte von Telemark, der Taube, die sich nicht traute“, heißt es gleich zu Beginn des Buches und die Frage nach Mut und Tapferkeit steht im Mittelpunkt der Erzählung rund um den Tauber Telemark, der vor seiner größten Herausforderung steht: der Sturzflugprüfung.

Prüfungsaufgabe ist es, sich von einer Dachrinne zu stürzen, neben den Tischen der essenden Menschen zu landen und ein Stück Brotrinde oder ein Brotkrümel zu holen. Alle jungen Tauben stehen auf der Dachrinne bereit zum Abflug und auf den Giebeltribünen warteten bereits die Eltern der Prüflinge auf deren großen Auftritt. Am Abend erwartet alle ein großes Fest.

Nur noch sieben Tauben sind vor Telemark an der Reihe und er wird zunehmend unruhiger. Sein Problem war es, auf halbem Weg die Orientierung zu verlieren und Stellen zu landen, die meilenweit vom Essen entfernt waren. Noch nie hatte er ein Körnchen erwischt und seine Freunde hänselten ihn und nannten ihn „Schielemark“.

So kommt eine Taube nach der anderen an die Reihe, während sich Telemark an seine zahlreichen gescheiterten Versuche erinnert, was seinen Mut nicht gerade wachsen lässt. Dabei möchte er seinen Eltern so gerne eine Freude bereiten.

Mama Aviva. Sie wollte so gerne, dass er ein Körnchen für sie aufpickte. Nur ein einziges. Und Papa. Papa Kapp. Der war Sturzflugmeister von zweitausendeins bis zweitausendfünf gewesen. Er hatte noch die Medaillen. Aber nie sagte er etwas Unfreundliches zu Telemark. Er guckt einfach nur so … so stumm.

Als schließlich Telemark an die Reihe kommt, sind zunächst alle entsetzt, weil er sich wie eine Kugel in die Tiefe stürzt bis er kopfüber in einer Salatschüssel landet und das ganze Essen auf dem Tisch nur so herumfliegt.

Edward van de Vendel erzählt eine berührende Geschichte über Angst und Mut und wie schwer es oft ist, sich den Herausforderungen des Lebens und den Erwartungen der anderen zu stellen. „Die Taube die sich nicht traute“ zeigt aber auch, wie scheinbar ausweglose Situationen doch noch wunderbare Wendungen nehmen können.

Vor allem van de Vendels Beschreibung der Ängste der jungen Taube, wird so manchen jungen Leserinnen und Lesern nicht ganz fremd sein. Dabei ist sich Telemark seiner Angst ebenso bewusst wie der Erwartungen der anderen. Am Ende sehen wir, dass selbst Ängste noch großes bewirken können.

Edward van de Vendel, Die Taube, die sich nicht traute. Ill. v. Alain Verster, übers. v. Rolf Erdorf [Orig. Titel: De duif die niet kon duiken], ab 4 Jahren
Hildesheim: Gerstenberg-Verlag 2012, 32 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-8369-5419-8

 

Weiterführende Links:
Gerstenberg-Verlag: Edward van de Vendel, Die Taube, die sich nicht traute
Wikipedia: Edward van de Vendel

 

Andreas Markt-Huter, 27-11-2012

Bibliographie

AutorIn

Edward van de Vendel

Buchtitel

Die Taube, die sich nicht traute

Originaltitel

De duif die niet kon duiken

Erscheinungsort

Hildesheim

Erscheinungsjahr

2012

Verlag

Gerstenberg-Verlag

Illustration

Alain Verster

Übersetzung

Rolf Erdorf

Seitenzahl

32

Preis in EUR

13,40

ISBN

978-3-8369-5419-8

Lesealter

Altersangabe Verlag

4

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Edward van de Vendel wurde in den Niederlanden geboren und arbeitete als Lehrer und Schulleiter, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Seine Bücher sind mittlerweile in zwölf Sprachen übersetzt.

Alain Verster wurde in Belgien geboren und studierte in Antwerpen und Gent Grafikdesign und Illustration. „Die Taube, die sich nicht traute“ ist seine Diplomarbeit.