Elizabeth LaBan, So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
„Es ist wichtig, dass du weißt, warum und genau wie alles passiert ist. Irgendjemand muss es wissen – irgendwem könnten die Informationen nützen, damit er nicht dieselben Fehler macht. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Hör dir meine Geschichte an.“ (14)
Duncan steht vor seinem Abschlussjahr, in dem ihn die traditionelle Jahresarbeit der Abgänger der Irving Highschool erwartet, aber auch ein sogenannter „Schatz“ seines Zimmervorgängers aus dem vergangenen Jahr. Als er sich auf die Suche nach seinem Zimmer macht, ahnt er bereits, dass er das kleinste Einzelzimmer der Seniors sein könnte, aber nicht, dass der „Schatz“ er ihn erwartet, sein bisheriges Leben radikal verändern wird.
Auf seinem Schreibtisch findet Duncan einen Stapel mit CDs, von denen er zunächst glaubt, dass es Musik-CDs wären. In einem Brief erklärt ihm Tim Macbeth, sein Zimmervorgänger, dass er auf den CDs seine Geschichte des vergangenen Jahres erzählen wird.
Tim Macbeth ist ein Albino und es gewohnt, ein Außenseiter zu sein, als er sich auf den Weg macht, um das letzte Semester seines Senior-Jahres an der Irving Highschool zu verbringen. Auf dem Flughafen begegnet er einem Mädchen in bunter Kleidung und als alle Flüge nach New York wegen Schlechtwetters gestrichen werden, bietet sie ihn in seinem Zimmer am Airport übernachten zu dürfen.
Er fühlt sich sofort von ihrer Schonheit aber auch natürlichen Art und Fröhlichkeit angezogen, vor allem aber davon, dass sie ihm nie das Gefühl gibt, anders zu sein. Die unkomplizierte Zeit mit ihr, wird für Tim zur schönsten Zeit in seinem Leben. Umso größer ist sein Schock, als er erfährt, dass sie ebenfalls die Abschlussklasse der Irving Higschool besucht und einen Freund Namens Patrick hat. Erst nach ihrem getrennten Abflug nach New York schreibt ihr Tim per SMS, dass sie einander auf der Highschool wiederbegegnen werden.
Duncan verfällt immer mehr dem Sog von Tims Geschichte und vergisst dabei selbst, sich mehr um Daisy zu kümmern, in die er sich im letzten Schuljahr verliebt hat. Er hat es vor allem Tims Erzählung zu verdanken, dass er sich endlich traut, ihr seine Liebe zu gestehen. Im Gegenzug dazu wagt Tim es nicht Vanessa seine Gefühle zu zeigen. Es erscheint ihm unvorstellbar, dass Vanessa seine Gefühle erwidern könnte und auch die bedrohliche Körperstatur ihres athletischen Freundes Patrick weckt seinen Mut nicht übermäßig.
Umso überraschter ist Tim, dass Patrick ausgerechnet ihn um die Mithilfe zum „großen Spiel“ bittet, das die Seniors eines jeden Jahrgangs organisieren. Er ahnt nicht, welche Tragödie allen damit bevorstehen wird.
„So wüst und so schön sah ich noch keinen Tag“ ist eine wunderbare Geschichte über die Qual ein Außenseiter zu sein und die Angst zurückgewiesen zu werden, aber auch über die Kraft wahrer Liebe und Freundschaft, die alle Grenzen sprengen zu sprengen vermag.
Ein überaus empfehlenswerter Jugendroman, der seine Leserinnen und Leser von der ersten Seite weg in seinen Bann ziehen wird und der die Unsicherheiten und Ängste der ersten Liebe dramatisch und dennoch mit großer Leichtigkeit zu vermitteln vermag. Ein Plädoyer für den Mut in der Liebe, denn nur wer sich nicht traut, seine Gefühle zu offenbaren, hat bereits verloren.
Elizabeth LaBan, So wüst und schön sah ich noch keinen Tag. Übers. v. Birgitt Kollmann [Orig. Titel: The Tragedy Paper], ab 13 Jahren
München: Hanser Verlag 2016, 288 Seiten, 17,40 €, ISBN 978-3-446-25082-6
Weiterführende Links:
Hanser Verlag: Elizabeth LaBan, So wüst und schön sah ich noch keinen Tag
Homepage: Elizabeth LaBan
Andreas Markt-Huter, 14-09-2016