Erwin Moser, Der Mond hinter den Scheunen
„Der schwarze Ratz machte eine unmerkliche Bewegung mit dem Kopf, wobei seine langen Schneidezähne im Mondlicht matt glänzten. Es sah aus, als ob er grinste. »Ich bin Schwarzpelz – euer neuer Häuptling!«, sagte der Schwarze mit tiefer, heiser Stimme. Gelbzahn hatte begriffen.“ (17)
Es ist Erntezeit auf den burgenländischen Getreidefeldern und auch der Spiehsbauer bringt sein Korn in die Speicher seines Bauernhofes. Versehentlich wird der kleine Feldmäuserich Grauschnauz auf dem Heuwagen mit zum Bauernhof gebracht. Bei der nahen Mühle kommt es bei den Mühlratzen zu einem dramatischen Machtwechsel, der das Leben des Rattenhäuptlings Gelbzahn auf den Kopf stellen wird und Raffael, der Kater des Bauernhofs, schlägt sich mit Liebesgeschichten und frechen Mäusen herum.
Erwin Moser erzählt die Geschichte eines Sommers zur Zeit der Getreideernte auf einem burgenländischen Bauernhof. Dabei stehen drei unterschiedliche Schicksale im Mittelpunkt der Erzählung, die sich im Verlauf der Ereignisse überkreuzen werden. Grauschnauz, der kleiner Mäuserich, findet sich ganz unversehens auf dem Getreidewagen des Bauern wieder und muss sich bei den Hausmäusen ein neues Leben aufbauen. Dass die Getreidespeicher leichte Nahrung bieten und die Hausmäuse recht umgänglich, erweist sich dabei als recht angenehm. Weniger angenehm sind da schon die die zahlreichen Katzen, die auf den einzelnen Bauernhöfen für die Mäusejagd zuständig sind.
Raffael ist der Kater auf dem Bauernhof der Familie Spiehs der noch immer seiner Freundin nachtrauert, die von einem Menschen mit dem Auto mitgenommen wurden. Seither versuchen ihn sein Freund Kotti, der Nachbarskater und dessen Freundin Susi über den Verlust hinwegzutrösten. Als die wunderschöne Angorakatze Jasmin auftaucht, verlieren plötzlich alle Kater ihren Verstand und verlieben sich in die selbstbewusste aber oberflächliche Katze. Auch Kotti gerät ganz aus dem Häuschen, sodass Raffael versuchen muss, die Beziehung zwischen Kotti und seiner alten Freundin Susi zu retten.
Viel gefährlicher entwickelt sich die Situation bei den Ratzen, als plötzlich der riesige und gewalttätige Schwarzpelz bei den Mühlratzen auftaucht und ihren Häuptling Gelbzahn vertreibt. Während Schwarzpelz ein Schreckensregiment aufbaut, gelingt es Gelbzahn bei den Kanalratzen auf dem Spiehs-Bauernhof unterzukommen. Doch Rufus, der alte Häuptling der Kanalratzen, traut dem Neuankömmling nicht über den Weg und sieht sich von diesem in seinem Machtanspruch bedroht. Als Gelbzahn das Geheimnis von Rufus Macht entdeckt, sieht er die Möglichkeit, mit Hilfe der Kanalratten seine Mühlratten wieder von Schwarzpelz zu befreien.
Erwin Moser erzählt eine Sommergeschichte mit dichter Atmosphäre und lässt die jungen Leserinnen und Leser tief in die Welt der Mäuse, Ratzen und Katzen eintauchen. Dabei ist das Leben der Tiere am Bauernhof mit zahlreichen Gefahren verbunden, wo hinter jeder Ecke auch der Tod lauern kann und nur eines zu zählen scheint: die Herrschaft des Stärkeren.
„Der Mond hinter den Scheunen“ ist eine spannend erzählte Parabel von Unterdrückung und Aufstand, von Freundschaft und Wagemut aber auch von Liebe, Eifersucht und Mitgefühl in der sich am Ende alles zum Guten wendet. Eine überaus empfehlenswerte Tiergeschichte in der eine eigene Welt an Bildern und Gerüchen entsteht, wie sie nur Erwin Moser zu erzählen versteht, in der Luft zu schimmern scheint und in man den Regen herniederprasseln zu hören glaubt.
Erwin Moser, Der Mond hinter den Scheunen. Eine Fabel von Katzen, Mäusen und Ratzen, ill. v. Erwin Moser, ab 8 Jahren
Weinheim: Beltz & Gelberg Verlag 2017, 312 Seiten, 13,95 €, ISBN 978-3-407-82325-0
Weiterführende Links:
Beltz & Gelberg Verlag: Erwin Moser, Der Mond hinter den Scheunen
Wikipedia: Erwin Moser
Andreas Markt-Huter, 09-10-2017