Joanne K. Rowling, Die Märchen von Beedle dem Barden
„Die Märchen von Beedle dem Barden sind eine Sammlung von Geschichten, die für junge Zauberer und Hexen geschrieben wurden. Sie werden seit Jahrhunderten gerne zur Schlafenszeit vorgelesen, weshalb der hüpfende Topf und der Brunnen des wahren Glücks vielen Hogwarts-Schülern genauso vertraut sind wie Aschenputtel und Dornröschen, den (nichtmagischen) Muggelkindern.“ (XI)
Märchen und Sagen prägen die Lebenswelt von Kindern und gehören zum Hintergrundwissen von Erwachsenen. In der magischen Welt des Harry Potter sind es vor allem die Märchen von Beedle dem Barden, der den jungen Zauberlehrlingen als Belehrung und Unterhaltung dient. Im Mittelpunkt stehen natürlich die Kraft der Zauberei und ihre Gefahren.
Beedle der Barde, dessen Leben weitgehend geheimnisumwoben geblieben ist, lebte im fünfzehnten Jahrhundert, der seine Themen aus dem verbreiteten Missbrauch von Zauberkräften und der Verwendung von schwarzer Magie gezogen habe. Jedes magische Kind kennt Beedles Märchen und auch Professor Albus Dumbledore hielt große Stücke auf die Geschichten und legte jedem Märchen seine persönlichen Anmerkungen bei.
Das erste Märchen „Der Zauberer und der hüpfende Topf“ erzählt die Geschichte eines jungen Zauberers, der von seinem verstorbenen Vater einen Kochtopf erbt. Während der Vater großzügig und hilfsbereit war und sich um die Leiden der Menschen der Umgebung kümmerte, zeigt der Sohn kein Interesse an den Hilferufen der Notleidenden. Die Folgen dieses Verhaltens sollen nicht ausbleiben.
Dumbledores Kommentar weist auf die verschiedenen Bedeutungen der Geschichte hin, die über eine Lektion für kaltherziges Verhalten hinausgeht und auch auf das spannungsgeladene Verhältnis zwischen Menschen mit und ohne Zauberkräfte verweist.
Das Märchen „Der Brunnen des wahren Glücks“ handelt von der Hoffnung der Menschen von ihren Leiden befreit zu werden. Jedes Jahr bietet ein magischer Brunnen einem einzigen Unglücklichen die Möglichkeit, in seinem Wasser zu baden und wahres Glück zu empfangen. Drei Hexen und ein Ritter sind auserwählt, den letzten mühsamen Weg bis zum Brunnen zu bewältigen, doch während sie nur gemeinsam die Prüfungen bestehen können, kann nur eine Person im Brunnen baden. Auch hier richtet sich Dumbledores Kommentar vor allem auf die Beziehung Zauberwesen und Muggel.
Zu den weiteren Märchen zählt „Des Hexers haariges Herz“, in dem sich ein Hexer mit besonderem Stolz brüstet, sich in keine Frau zu verlieben und damit eine Katastrophe heraufbeschwört. Nicht weniger spannend ist die Geschichte „Babbity Rabbity und der gackernde Baumstumpf“, der von einem Betrüger handelt, der sich als Zauberer ausgibt und dafür seinen Preis zahlen muss. Die letzte Erzählung „Das Märchen von den drei Brüdern“ zeigt, dass am Ende niemand dem Tod entgehen kann. Zu dieser Geschichte gibt Professor Dumbledore interessantes Hintergrundwissen zum Elderstab preis.
Joanne K. Rowling erweitert mit den Märchen von Beedle dem Barden das Harry Potter-Universum um zusätzliche Geschichten, in denen das Wesen der Zauberei und dem Verhältnis zwischen magischen und nichtmagischen Menschen beleuchtet wird. Dabei werden die Leserinnen und Leser ganz bewusst als Teil der magischen Welt von Hogwarts angesprochen, was den märchenhaften Anekdoten einen überaus realen Anstrich gibt, was natürlich durch die Kommentare des bekannten Schulleiters Professor Dumbledore verstärkt wird.
Die „Märchen von Beedle dem Barden“ sind natürlich ein „Muss“ für alle Harry Potter Fans, sprechen mit ihrer Fantasie und Erzähllust aber sicherlich auch andere junge Leserinnen und Leser an.
Joanne K. Rowling, Die Märchen von Beedle dem Barden. Ill. v. Joanne K. Rowling, übers. v. Klaus Fritz [Orig. Titel: The Tales of Beedle the Bard], ab 10 Jahren
Hamburg: Carlsen Verlag 2017, 128 Seiten, 13,40 €, ISBN 978-3-551-55695-0
Weiterführende Links:
Carlsen Verlag: Joanne K. Rowling, Die Märchen von Beedle dem Barden
Wikipedia: Joanne K. Rowling
Andreas Markt-Huter, 27-09-2017