Nina Horaczek / Sebastian Wiese, Gegen Vorurteile

„Wie lässt sich ein Vorurteil erkennen? Davon handelt dieses Buch. Es liefert Informationen zu den gängigsten Vorurteilen. Es soll helfen, die eigenen Vorurteile zu erkennen. Es soll Nachschlagwerk und Unterstützung in politischen Debatten sein. Und es soll vor allem eines zeigen: dass die einfachen Antworten oft nicht die richtigen sind.“ (7)

Es gibt niemanden, der frei von Vorurteilen ist. Es kommt nur darauf an, ob wir uns darüber bewusst sind, dass es sich dabei um eine vorläufige Meinung handelt, über die wir uns erst ein endgültiges Urteil bilden müssen. Wer an sich selbst höhere Ansprüche stellt, als über andere ohne ausreichende Begründung schlecht zu reden, sollte lernen, seine eigenen Vorurteile zu erkennen und in Frage zu stellen.

Thematisch im Mittelpunkt stehen Fragen zu Vorurteilen gegenüber Ausländern, Flüchtlingen, Andersgläubigen und Homosexuellen aber auch gegenüber Frauen und Jugendlichen, sowie die Verharmlosungen des Nationalsozialismus oder die Leugnung des Holocaust. Gezielt werden dabei anhand bekannter und gängiger Vorurteile, Vorurteil und Wirklichkeit einander gegenüber gestellt und die Hintergründe für die Entstehung des jeweiligen Vorurteils beleuchtet. Dabei wird der gefährliche Weg aufgezeigt, der vom Stereotyp hin zum persönlichen Gefühl und schließlich zur Diskriminierung der von Vorurteilen betroffenen Personengruppen.

Aufgedeckt werden zahlreiche Halbwahrheiten und Stereotype, denen durch Zahlen und Fakten die Grundlagen der Argumentation entzogen wird, wie am Beispiel des häufig genannten Vorurteils, dass „ausländische Sozialtouristen“ die Sozialleistungen unseres Staates ausnützen würden. Bei der Analyse der Behauptungen kommt es mitunter zu erstaunlichen Ergebnissen:

In Österreich betrug das durchschnittliche Ausmaß des Sozialbetrugs im Jahr 2012 etwa 1,1 Milliarden Euro, bei der Schwarzarbeit beträgt der Schaden sogar 19,6 Milliarden Euro. Allerdings sind die Täter zu zwei Dritteln Inländer. Sie kennen das österreichische Sozialsystem besser und wissen, wo es etwas zu holen gibt. (33)

Nina Horaczeks und Sebastian Wieses Jugendsachbuch „Gegen Vorurteile“ ist ein wichtiges Buch, das zeigt, dass nur mit sachlichen Argumenten, Daten und Fakten den meist hartnäckig bestehenden Vorurteilen zu begegnen ist. In verständlichen und klaren Worten wird sowohl den möglichen Hintergründen von Vorurteilen nachgegangen, als auch ihre Auswirkungen auf die von Vorurteilen diskreditierten Menschen aufgezeigt. Dabei steht immer die Verallgemeinerung negativer Erscheinungen von Einzelpersonen auf eine ganze Gruppe.

Neben der wichtigen Sachinformation rüttelt das Buch aber auch an der selektiven Wahrnehmung und den bestehenden Vorurteilen der Leserinnen und Leser und lädt zum Hinterfragen der eigenen Meinungen und Blickwinkel ein. Ein überaus empfehlenswertes Sachbuch, das sich auch als Diskussionsgrundlage im Schulunterricht anbietet.

Nina Horaczek / Sebastian Wiese, Gegen Vorurteile. Wie du dich mit guten Argumenten gegen dumme Behauptungen wehrst, ab 14 Jahren
Wien: Czernin Verlag 2015, 192 Seiten, 17,90 €, ISBN 978-3-7076-0493-1

 

Weiterführende Links:
Czernin Verlag: Nina Horaczek / Sebastian Wiese, Gegen Vorurteile
Wikipedia: Nina Horaczek

 

Andreas Markt-Huter, 18-11-2015

Bibliographie

AutorIn

Nina Horaczek / Sebastian Wiese

Buchtitel

Gegen Vorurteile. Wie du dich mit guten Argumenten gegen dumme Behauptungen wehrst

Erscheinungsort

Wien

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Czernin Verlag

Seitenzahl

192

Preis in EUR

17,90

ISBN

978-3-7076-0493-1

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Nina Horaczek ist Politologin, Buchautorin und Politikredakteurin der Wiener Wochenzeitung Falter.<br /> Sebastian Wiese ist ein auf Wirtschaftsrecht spezialisierter Rechtsanwalt und promovierter Rechtsanthropologe. Neben seiner regen Publikationstätigkeit in juristischen Fachmedien sowie Publikationen zu Indigenenrechten ist er Lehrbeauftragter an der FH St. Pölten.