Paolo Friz, Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis

„»Das ist wirklich sehr ungerecht. Ich will euch helfen.« Die halbe Nacht lag der Weise wach. Gegen Morgen fiel ihm ein, dass der Kaiser Brettspiele liebte. »Das ist es!«, sagte er zu seiner Nichte. »Wir werden ihm das spannendste und schönste Spiel schnitzen, das es je gegeben hat. Der Kaiser ist die wichtigste Figur im Spiel.«“

Der Erfindung des Schachspiel wird mit einer Legende verbunden, die sowohl als Gleichnis für die wichtige Bedeutung der einzelnen Teile steht als auch Anekdote für Gerechtigkeit und die Magie der Mathematik. Während die ursprüngliche Legende in Indien anzusiedeln ist, verlegt Paolo Friz die Geschichte in die chinesische Kaiserzeit.

Der Bauern leiden seit Jahren unter der hohen Steuerlast, die ihnen der Kaiser auferlegt. Während der Kaiser Reis in Unmengen hortet, muss sein Volk Hunger leiden und sich vor den neuen Steuerabgaben fürchten. Der Dorfälteste richtet sich mit der Bitte an den Kaiser, die Steuerabgaben zu senken, um die Not der Kinder zu lindern. Aus Wut über diese Anmaßung befiehlt der Kaiser, die Steuern weiter zu erhöhen.

In ihrer Not beschließen die Bauern, den alten Weisen auf dem Hügel um Rat zu bitten. Nachdem sie dem Weisen und seiner Nichte ihre Sorgen geschildert haben, beschließt der weise Erfinder gegen die Ungerechtigkeit des Kaisers vorzugehen. Gemeinsam mit seiner Nichte, baut er ein Brettspiel, dessen zentrale Figur der Kaiser sein soll.

Die Nichte strahlte: „Aber ohne die restlichen Spielfiguren kann der Kaiser nichts ausrichten.“

Der Weise plant mit seinem Spiel nicht nur den Bauern ihre Reisvorräte zurückzubringen, sondern auch den Kaiser zu belehren und ihm eine Lehre über die wichtige Bedeutung der Untertanen für das gute Gelingen im Staat zu erteilen. Als Preis wird er vom Kaiser Reiskörner verlangen:

„Ich will fürs erste Feld auf dem Brett ein Reiskorn, für das zweite zwei Reiskörner, für das dritte vier Reiskörner, für das vierte acht Reiskörner und so weiter. Also immer das Doppelte. Bis zum vierundsechzigsten Feld.“

Paolo Friz gelingt mit wunderbarer Erzähl- und Illustrationskunst eine einprägsame und klar verständliche Geschichte über Gerechtigkeit, das Schachspiel, die Magie der Zahlen und nicht zuletzt die Macht der Gedanken zu erzählen, bei der am Ende alle Beteiligten als Gewinner dastehen werden.

Die wunderschönen Illustrationen und die nicht weniger schöne Gesamtaufmachung des Buches machen das überaus empfehlenswerte Kinderbuch zu einem kleinen Juwel der Kinderliteratur, das Jung und Alt richtiggehend zum gemeinsamen Lesen und Schmökern einlädt.

Paolo Friz, Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis. Von der Erfindung des Schachspiels, ab 5 Jahren
Zürich: Atlantis Verlag 2017, 32 Seiten, 15,40 €, ISBN 978-3-7152-0724-7

 

Weiterführende Links:
Atlantis Verlag: Paolo Friz, Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis
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Andreas Markt-Huter, 04-05-2017

Bibliographie

AutorIn

Paolo Friz

Buchtitel

Ein Weiser, ein Kaiser und viel Reis. Von der Erfindung des Schachspiels

Erscheinungsort

Zürich

Erscheinungsjahr

2017

Verlag

Atlantis Verlag

Illustration

Paolo Friz

Seitenzahl

32

Preis in EUR

15,40

ISBN

978-3-7152-0724-7

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Paolo Friz studierte Illustration an der Hochschule Design & Kunst Luzern und an der Hochschule für angewandte Kunst in Prag. Nach seinem Abschluss machte er ein Masterstudium an der Central Saint Martins School of Art in London in Communication Design. Heute ist Paolo Friz Designer, Illustrator mehrfach ausgezeichneter Arbeiten und Dozent an der Hochschule Design & Kunst Luzern.