Hubertus Buchstein, u.a., Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart

hubertus buchstein, demoktratietheorien„Häufig existieren utopische und idealisierte Vorstellungen von Demokratie und überzogenen Erwartungen und Anforderungen bezüglich der Leistungsfähigkeit eines demokratischen Systems, die sich weit von der Realität entfernt haben und vor denen die alltägliche Praxis demokratischer Wirklichkeit unscheinbar, wenn nicht sogar abstoßend wirkt.“ (S. 12)

Um die Demokratie der Gegenwart besser zu verstehen ist es wichtig, sich ihre Entwicklungsschritte im Laufe der Geschichte näher zu betrachten. Das Sachbuch „Demokratietheorien“ bietet dazu mit ausgewählten Quellentexten und erläuternden Interpretationen eine Einführung in die Demokratietheorien und Theorien zur Demokratie von der Antike bis in die Gegenwart.

Vorgestellt werden Demokratietheorien von der Antike, über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart. Im Kapitel „I. Antike“ werden die Anfänge der theoretischen Auseinandersetzungen mit der Demokratie bei Herodot, Thukydides, Platon, Aristoteles und Cicero erläutert. Dazu wird zunächst das historische Umfeld im antiken Athen vorgestellt, aus dem heraus die demokratischen Reformen hervorgegangen sind. Daneben wird das politische Spannungsfeld gezeichnet, die in die theoretische Auseinandersetzung mit der demokratischen Verfassungsform in der Antike eingegangen sind.

Kapitel „II. Mittelalter und Frühe Neuzeit“ setzt sich mit Ideen und Theorien auseinander, die späteren Theorien und dem Boden für eine Wiederentdeckung der Demokratie zugrunde gelegen sind. In der Spätantike und im Frühmittelalter spielte Demokratie keine Rolle mehr und erst mit der Aristoteles-Rezeption im 13. Jhd. werden politische Theorien wieder thematisiert. Auf dieser Grundlage findet sich auch die Demokratie im Laufe der Frühen Neuzeit wieder in theoretischen Auseinandersetzungen über Gesellschaftsformen. Ist Demokratie bei Thomas Hobbes noch durchweg negativ verwendet, fordert Rousseau bereits, dass sich die Befugnisse der Regierenden vom Willen des Volkes abzuleiten haben.

Im Kapitel „III. Moderne“ verfolgen wir den Siegeszug des demokratischen Verfassungsdenkens in der westlichen Welt von der Amerikanischen und Französischen Revolution bis zu Abraham Lincolns Forderung nach gleicher Freiheit für alle.

Kapitel „IV. 20. Jahrhundert“ stellt die wichtigsten politischen Theorien und Stellungnahmen zur Demokratie im 20. Jahrhundert vor von Max Weber über John Dewey, Carl Schmitt, Hans Kelsen bis hin zu Joseph Schumpeter, John Rawls und Niklas Luhmann.

Das abschließende Kapitel „V. Gegenwartsprobleme“ zeigt die wesentlichsten kritischen Strömungen der theoretischen Auseinandersetzung mit Demokratie und der Krise der Demokratie auf. Thematisiert werden dabei Fragen zum Klimawandel, zur Fragmentierung der Öffentlichkeit im Zeitalter der Digitalisierung, zu gesellschaftliche und sozialen Auseinandersetzungen im Rahmen von Wirtschaftskrisen und Globalisierung oder zur zunehmenden Politikverdrossenheit. Vorgestellt werden dazu Theorien und Stellungnahmen von Colin Crouch über Judith Butler, Achille Mbembe bis hin zu Jürgen Habermas Theorie der Deliberativen Demokratie.

Zum Buch gibt es außerdem auf der Internetseite des Wochenschau Verlags einen Anhang mit Auszügen aus wichtigen Verfassungstexten als pdf-Datei zum Download.

Das Sachbuch „Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart“ bietet einen breiten historischen Überblick über die wesentlichsten theoretischen Auseinandersetzungen mit der Demokratie von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Die Verbindung von Ausschnitten aus Originaltexten und Interpretation veranschaulicht und erläutert das Denken zur Demokratie über einen Zeitraum von ca. 2500 Jahren und macht neugierig auf eine Vertiefung mit dem Thema.

Ein überaus empfehlenswertes Sachbuch, das einen schnellen und verständlichen Überblick und Einblick in die Entwicklung demokratischen Denkens ermöglicht, das auch im politischen Unterricht gezielt vermittelt werden kann.

Hubertus Buchstein / Dirk Jörke / Antonia Lenz u.a., Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart, hsg. v. Hubertus Buchstein / Kerstin Pohl / Rieke Trimcev
Frankfurt a. Main: Wochenschau Verlag 2021, 368 Seiten, 23,60 €, ISBN 978-3-7344-1239-4

 

Weiterführende Links:
Wochenschau Verlag: Hubertus Buchstein, u.a., Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart
Wochenschau Verlag: Auszüge aus wichtigen Verfassungstexten
Wikipedia: Hubertus Buchstein
Wikipedia: Kerstin Pohl

 

Andreas Markt-Huter, 16-12-2021

Bibliographie

AutorIn

Hubertus Buchstein / Dirk Jörke / Antonia Lenz u.a.

Buchtitel

Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart

Erscheinungsort

Frankfurt a. Main

Erscheinungsjahr

2021

Verlag

Wochenschau Verlag

Herausgeber

Hubertus Buchstein / Kerstin Pohl / Rieke Trimcev

Seitenzahl

368

Preis in EUR

23,60

ISBN

978-3-7344-1239-4

Kurzbiographie AutorIn

Dr. Hubertus Buchstein ist Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte am Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Greifswald.

Dr. Kerstin Pohl ist Professorin für Didaktik der politischen Bildung am Institut für Politikwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Katharina Liesenberg ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft der Technischen Universität Darmstadt.