Barbara Balldini, Einmal Schlampe, immer Schlampe

Guter Sex besteht aus einem handwerklichen Teil und dem verbalen Design. Kaum ein Thema lässt sich durch Changieren zwischen diesen beiden Ebenen so heftig diskutieren wie diese Praktiken, die jeden herausfordern und wovon jeder will, dass es gut gelingt.

Barbara Balldini arbeitet als Sex-Therapeutin einerseits im diskreten Gespräch, andererseits in großer Öffentlichkeit. Bei Kabarettsitzungen lacht im Idealfall das Publikum wie ein griechischer Chor und reinigt die ganze Stadt mit seinem Gelächter.

Quasi als Mitnimmsel nach der Kabarettvorstellung hat Barbara Balldini ihre Bücher ausgelegt. Im aktuellen Schriftverkehr „Einmal Schlampe, immer Schlampe“ schlüpft sie dabei in die Figur einer Ratgeberin, welche die aufgeregten Kunden beruhigt, sie gleichsam zur eigenen Hochachtung führt und bei dieser Gelegenheit die eine oder andere Spielregel fallen lässt.

„Verhalten ist veränderbar“, heißt es gleich einmal am Beginn, was bedeutet, dass jeder von selbst in eine missliche Lage geraten ist, weshalb er auch selbst wieder daraus herauskommen kann, wenn er will. Viele freilich fühlen sich in der misslichen Lage wohl und halten es für Sex.

„Wer hinter meinem Rücken redet, redet mit meinem Arsch!“ (10) Tatsächlich hat guter Sex manchmal was mit dem A. zu tun, darüber reden muss man freilich immer noch von Angesicht zu Angesicht.

Zwischen diese markanten Aufklärungs-Thesen sind dann auch im Stile einer Kummerbox mehr oder weniger Hardcore-Fälle angehäuft. Ein Paar, dessen Eltern Lehrer sind, nimmt sich aus Treue-Gründen eine Auszeit von einander, was die Eltern nicht verstehen, so dass vermutlich sie die nächsten Therapie-Kunden sein werden.

Ein anderes Paar wagt sich in die Swinger-Szenerie und hat wie im Märchen den Eindruck, dass die Körper der beiden für einander bestimmt sind und deshalb am besten schmecken.

Eine reifere Frau empfängt einen als Kater verkleideten Mann und lässt sich von diesem abschnurren und abschlecken. Eine andere Klientin hat drei Lover und verliert dabei den emotionalen Überblick.

Die sogenannten Ratschläge sind durchaus vernünftig. Da der Mensch nicht zur sexuellen Monokultur geeignet ist, wird es immer Wirbel geben, sobald er sexuell aktiv wird. Wer glaubt, mit aufpassen könnte er seinen Partner halten, verliert ihn umso schneller. Auch die Geständnisse und Seitensprung-Beichten haben nur dann einen Sinn, wenn es um das Verändern der Zukunft geht, schlechtes Gewissen alleine verzeiht noch keinen Seitensprung.

Barbara Balldini trifft in ihren Gesprächen einen buddhistisch ausgeruhten Ton, sie nimmt viel Hitze aus den aufgeregten Sex-Seelen und genau betrachtet ist die kabarettistische Haltung gegenüber dem Sex die ideale: Erst wenn man ordentlich darüber lacht, lassen sich diese sexuellen Verrenkungen und Leerläufe mit Geschmeidigkeit hinkriegen.

Barbara Balldini, Einmal Schlampe, immer Schlampe. Intimer Schriftverkehr.
Innsbruck, Wien: Kyrene 2014. 108 Seiten. EUR 13,90. ISBN 978-3-902873-37-8.

 

Weiterführender Link:
Kyrene Verlag: Barbara Balldini, Einmal Schlampe, immer Schlampe

 

Helmuth Schönauer, 23-01-2014

Bibliographie

AutorIn

Barbara Balldini

Buchtitel

Einmal Schlampe, immer Schlampe. Intimer Schriftverkehr

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Kyrene Verlag

Seitenzahl

108

Preis in EUR

13,90

ISBN

978-3-902873-37-8

Kurzbiographie AutorIn

Barbara Balldini, geb. 1964 in Tirol, lebt in Wien, Vorarlberg und im Waldviertel.