Yussi Pick, Das Echo-Prinzip
Im Online-Verkehr herrscht ein dermaßen großer Speed, dass nicht alle dargestellten Maßnahmen bei der Drucklegung des Buches noch aktuell sind.
Yussi Pick weiß um die Schnelllebigkeit des Online-Wesens, deshalb lautet seine wichtigste These gleich zu Beginn: Die modernen Medien lösen einander nicht ab sondern funktionieren als gegenseitige Ergänzung.
Tatsächlich ergibt erst das Glossar der flüchtigen Begriffe wie Advocacy, Crowd oder Cloud eine Stabilität und erhöht die Halbwertszeit dieser Begriffe. Und auch die Onlinekommunikation funktioniert erst, wenn sie auf vertraute und stabile Bausteine trifft.
Dabei erhellen sich manche Erfindungen, wenn sie dem sogenannten alten System gegenübergestellt werden, Twitter ist das Arte, Facebook das RTL heißt ein solcher Vergleich, der über den Umweg vertrauter Einrichtungen die neuen Medien erklärt.
Ein wesentlicher Irrtum bei der Verwendung von Online-Medien besteht darin, dass auf das gute alte Zuhören, die Rezeption, vergessen wird. Auch die modernen Medien müssen zuerst einmal gelesen und gescrollt werden, ehe der Anwender darauf antworten kann. In der Praxis freilich wird auf Teufel komm raus gesendet, gepostet und gebloggt, und die sogenannte Rezeption geschieht durch Weglöschen oder Daumen-Heben.
In der Politik werden die Medien oft falsch eingesetzt, indem die Sender ohne Meta-Überlegung blind ihre Botschaften über das Volk blasen. Am Beispiel Obamas, als er für seinen zweiten Präsidentschaftsgang eigene Online-Stäbe installiert, wird ersichtlich, wie überaus feinnervig das System genützt werden muss, damit dieser Echo-Effekt als Verstärkung einer Bewegung eintritt.
Allein für die passenden Überschriften einer Mailnachricht werden gut zwei Dutzend Überschriften getestet, ehe man dann Zielgenau die entsprechenden Schlagzeilen los lässt.
Manches ist nicht nur ein Problem der politischen Kommunikation sondern liegt in der Geschwindigkeit selbst.
Wir bekommen Nachrichten viel schneller, als wir daraus klug werden können.“ (29)
Und wer von Haus aus schon nicht kommunizieren kann, für den ist auch das Social Web ein Desaster.
Yussi Pick erreicht mit seiner langsamen, sorgfältigen Print-Darstellung die Speed-Typen genauso wie langsame Meldungs-Wiederkäuer. Die Gesetzmäßigkeiten in Glossarium, Tabellen und Regelkreise dargestellt wenden sich an die gute alte Lehrmethode, als Inhalte noch eine gewisse Halbwertszeit hatten. Und die Darstellung der diversen Plattformen mit ihren Vor- und Nachteilen bremst euphorische Anwender und bringt sie auf den Boden realistisch anwendbarer Kommunikation.
Vieles in den neuen Medien freilich trägt ausgesprochen religiöse Züge, das heißt, sie sind mit bloßen wissenschaftlichen Zügen nicht darstellbar. So vermittelt das Echo-Prinzip auch ein Stück gewollte oder ungewollte Transzendenz. – Ein Aufklärungsbuch auch für langsame Anwender.
Yussi Pick, Das Echo-Prinzip. Wie Onlinekommunikation Politik verändert.
Wien: Czernin 2013. 174 Seiten. EUR 16,90. ISBN 978-3-7076-0470-2.
Weiterführende Links:
Czernin Verlag: Yussi Pick, Das Echo-Prinzip
Echoprinzip: Yussi Pick
Helmuth Schönauer, 18-02-2014