Martin Kolozs, Karl Rahner. Innsbrucker Jahre

Im Volksmund heißt es, man muss dreimal nach Innsbruck, um es in seiner Belanglosigkeit zu kapieren. Der weltberühmte Theologe Karl Rahner ist tatsächlich dreimal nach Innsbruck, einmal um von den Nazis vertrieben zu werden, ein zweites Mal um vor dem Konzil von den eigenen Leuten ruhig gestellt zu werden, und letztlich um zu sterben. Karl Rahner hat dabei sicher mehr für Innsbruck getan als umgekehrt.

Martin Kolozs würdigt den Jesuitenpater Karl Rahner vor allem mit Dokumenten aus der Innsbrucker Zeit, dabei spiegelt sich in den jeweiligen Epochen durchaus der Zeitgeist und es ist interessant zu sehen, wie sich ein großer Theologe in einer abgelegenen Kleinstadt geistig über Wasser hält.

Die erste Vertreibung aus der Stadt verursachen die Nazis, die nach der Machtübernahme die Theologie in Innsbruck mehr oder weniger schließen. Hier lässt sich erahnen, wie spontan zeitgeistig die Innsbrucker vorgegangen sind. In der zweiten Epoche, 1948 bis 1964, gerät Karl Rahner quer in die Abluft der Theologie. In einer recht ängstlichen Atmosphäre sieht man in ihm offensichtlich einen Revoluzzer, den man in Innsbruck ruhig stellen kann.

Dabei geht das Missverständnis auf eine intelligente Themenverfehlung Karl Rahners zurück, statt das Dogma von der Maria ordentlich zu würdigen, hat er offensichtlich zu viel über den Sinn von Dogmen nachgedacht.
Und in den Jahren 1981 bis zum Tod 1984 ist das Konzil schon wieder gut abgehangen, alles in der Kirche ist wieder ruhig, weshalb auch die Forschungen Rahners eher still gelingen, ständig bedroht vom gebrechlichen Gesundheitszustand.

Martin Kolozs lässt Rahner viel in Dokumenten und Schriften selbst zu Wort kommen, in zwei Interviews mit gegenwärtigen Theologen versucht er, Rahner als großen Denker darzustellen, aber die beiden Interview-Partner ziehen nicht so richtig und tun alles als gewöhnlichen Lauf der Geschichte ab nach dem Motto, keine lebende Krähe hackt der verstorbenen ein Auge aus. Die Frage, inwiefern Karl Rahner das Konzil geprägt hat wird auf seine Arbeit als Formulierer und Endschleifer der Fügungen abgetan.

Dafür ist ein Ast des Stammbaums gesichert, der Karl Rahner als Mini-Tiroler ausweist, eine Spur führt 1710 nach Kössen.

Martin Kolozs Innsbrucker Porträt entspricht sicher den Erwartungen der Fachleute und lässt auch einen unbedarften Menschen gerne lesen unter dem Aspekt: Großer Kopf in einer engen Welt.

Martin Kolozs, Karl Rahner. Innsbrucker Jahre. Abbildungen.
Innsbruck: Wagner 2014, 126 Seiten, 21,90 €, ISBN 978-3-7030-0837-5.

 

Weiterführende Links:
Universitätsverlag Wagner: Martin Kolozs, Karl Rahner. Innsbrucker Jahre
Wikipedia: Martin Kolozs

 

Helmuth Schönauer, 02-05-2014

Bibliographie

AutorIn

Martin Kolozs

Buchtitel

Karl Rahner. Innsbrucker Jahre

Erscheinungsort

Innsbruck

Erscheinungsjahr

2014

Verlag

Universitätsverlag Wagner

Seitenzahl

126

Preis in EUR

21,90

ISBN

978-3-7030-0837-5

Kurzbiographie AutorIn

Karl Rahner, geb. 1904 in Freiburg/Breisgau, starb 1984 in Innsbruck.<br />Martin Kolozs, geb. 1978 in Graz, lebt in Wien und Innsbruck.