Wolfgang Pollanz, Das Buch Elvis / Unten in Tupelo / Morrison an der Mur

In der guten alten Pop-Musik gibt es Heroen, Götter, Glitzer, Fans und Anbetungen wie in einer handfesten Religion. Die Mythen des auftretenden Pop-Personals sind ähnlich gestrickt wie Schöpfungsberichte oder Sagen des klassischen Altertums.

Wolfgang Pollanz erzählt in der Serie „Pop kommt auf den Kürbis“ von den Auswirkungen der Pop-Musik auf die steirische Kürbisgegend und stellt im Umkehrschluss die These auf, dass wesentliche Teile der Pop-Musik in der Steiermark entstanden oder wenigstens dort aus dem Kürbis gekrochen sind.

„Im Buch Elvis“ wird mit dem Vokabular des Matthäusevangeliums handfest nacherzählt, wie Elvis in erbärmlichen Verhältnissen auf den Welt gekommen, inauguriert und schließlich zum Erlöser durch Musik geworden ist. „Dies ist der Gesang, an dem ich meinen Wohlgefallen habe“, (10) heißt es nicht unprätentiös über die Lebensgeschichte des King. Dieser erfüllt dann auch in zwölf Kapiteln, die wie Gesetzestafeln in die Musik gerammt sind, seine Mission bis ins Jenseits hinein.

Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. (23)

„Unten in Tupelo“ nimmt das Pop-Betlehem zum Anlass, um in dieser Geburtsstadt des Elvis am Mississippi gleich noch andere Popstars unterzubringen. Wohlweislich werden die biographischen Aufrisse Vermutungen genannt, denn es grenzt schon sehr ans „Pop-öse“, was Typen wie Jimi Hendrix, Jim Morrison, Neil Young oder Captain Beefheart für die Allgemeinheit geleistet haben. Über den Captain Beefheart heißt es abschließend:

Am Ende hatte Beefhart den Wolken voller Wein und den tropischen Hot Dog-Nächten längst abgeschworen. Er hatte sich wieder in seine erste Inkarnation verwandelt und bemalte mit ruhiger Hand den Untergang der Sonne und die Stacheln sterbender Kakteen. (41)

In „Morrison an der Mur“ kommen Episoden aus der (un)heimlichen Hauptstadt des Rock`n Roll zum Vorschein. Die ganze Gegend wird Graz-Land genannt und steht unter schwerem Rock. Der Volksschullehrer Gerhard Glitter erfindet so nebenher den Glamrock, der vorzugsweise mit riesigen Sonnenbrillen, auf-toupierten Haaren und Plateau-Stöckelschuhen vorgetragen wird. (51)

Die Grazfull Dead setzen sich genauso erfolgreich in Szene wie Eric Burdon, der mit seinen St. Leonhard Nights brilliert, natürlich lässt sich auch Jimi Hendrix in Frauental mit seinem Electric-Ladyland-Studio nieder. Dem Ganzen setzt schließlich Phil Collins den Dauer-Gupf an Unterhaltung auf, indem er seinen Job als Vermessungsbeamter in Graz für die Kunst aufgibt.

Wolfgang Pollanz erschließt den Fans mit seinem Retro-Projekt die längst verschollen gegangene Geschichte vom Elvis wieder und stattet sie mit Bonusgeschichten aus. Das Buch ist im Vinyl-Stil gehalten, das heißt, es ist eigentlich eine gedruckte Schallplatte ohne Rillen. - Eine sehr glaubwürdige Popgeschichte nicht nur für Gläubige.

Wolfgang Pollanz, Das Buch Elvis / Unten in Tupelo / Morrison an der Mur. (= Pop! Goes The Pumpkin No 1).
Wies: edition kürbis 2015, 59 Seiten, 14,00 €, ISBN 978-3-900965-51-8

 

Weiterführenden Link:
Edition Kürbis: Wolfgang Pollanz, Das Buch Elvis / Unten in Tupelo / Morrison an der Mur
Wikipedia: Wolfgang Pollanz

 

Helmuth Schönauer, 07-09-2015

Bibliographie

AutorIn

Wolfgang Pollanz

Buchtitel

Das Buch Elvis / Unten in Tupelo / Morrison an der Mur

Erscheinungsort

Wies

Erscheinungsjahr

2015

Verlag

Edition Kürbis

Reihe

(= Pop! Goes The Pumpkin No 1)

Seitenzahl

59

Preis in EUR

14,00

ISBN

978-3-900965-51-8

Kurzbiographie AutorIn

Wolfgang Pollanz, geb. 1954 in Graz, lebt in Wies.