Steven Knight, Das Vermächtnis des Will Wolfkin

„Ich konnte hören, aber nicht sprechen, ich konnte mich berühren lassen, aber selbst niemanden berühren. Doch ich konnte denken. In den ersten vier Jahrzehnten meines Lebens war ich nicht weiter als ein Denkprozess außer Kontrolle.“ (10)

Steven Knight erzählt eine Fantasy-Geschichte, mit sicherlich einem der außergewöhnlichsten Helden der Jugendliteratur. Toby Walsgrove ist ein vierzehnjähriger Jugendlicher, der in London geboren wurde und seit seinem ersten Lebenstag am ganzen Körper gelähmt war.

Gleich nach seiner Geburt macht sich die Mutter aus dem Staub, sodass er im Kloster der Karmeliterinnen aufwächst, von denen ihm Schwester Mary besonders an Herz wächst. Sie kümmert sich fürsorglich um ihn und scheint ihn wortlos zu verstehen, obwohl er nicht imstande ist, ihr auch nur die kleinste Mitteilung zu kommen zu lassen. Auf der anderen Seite gibt es einen schwarzen Kater namens Shipley, dem er sich im Laufe der Zeit immer enger verbunden fühlt und mit dem er im Traum die gefährlichsten Abenteuer bewältigte.

Doch eines Tages beginnt sich die Welt des Toby Walsgrove von Grund auf zu verändern. Gerade an dem Tag als Schwester Mary ihm mitteilt, das ein Doktor Felman aus Island glaube ihm helfen zu können, erscheint in der Nacht Egil, ein etwa sechzehnjähriger Junge, der sich als Kater Shipley entpuppt und ihn mit Hilfe von Magie aus seiner Bewegungslosigkeit befreit. Toby kann zum ersten Mal sprechen und sich bewegen und ist bereit mit Egil nach Island nach Langjuskoll zu kommen, wo er bereits erwartet wird, um die Nachfolge des legendären Königs Will Wolfkin anzutreten.

Selbstverständlich sind nicht alle von der Idee begeistert, dass ein vierzehnjähriger englischer Junge, der gerade Gehen und Sprechen gelernt hat, den Thron der Fel besteigen soll, einem Volk mit magischen Fähigkeiten, das unter dem isländischen Eis lebt. Ganz besonders nicht  Helva Gullkin, der König von Langjoskull, der Toby schon auf der Reise nach Island seine Spitzel entgegen schickt, um ihn aus dem Weg zu räumen.

Egil gelingt es Toby unbemerkt nach Langjuskoll zu bringen, wo er Egils Großvater, Doktor Felman, trifft und endlich Antworten zu finden hofft. Bevor Doktor Felman Toby über die wahren Hintergründe aufklären will, soll er seine Schwester Emma, kennen lernen, die aus dem Sudan stammt. Beide sollen menschliche Nachkommen des legendären Fel-Königs Will Wolfkin sein und der Untergrundbewegung rund um Doktor Felman dabei helfen, Helva Gullkins Aufstieg zum König zu verhindern.

„Wenn der Schwur der Eide vorüber ist und ihr als rechtmäßige Thronfolger ernannt seid, werdet ihr die ganze Macht, die ihr geerbt habt, unverzüglich einem neuen, freien, demokratischen … Fel-Parlament übergeben.“ (123)

Steven Knights Geschichte gleicht einem Feuerwerk der Fantasie mit überraschenden Wendungen. Bereits die Auswahl der beiden Helden der Geschichte ist bemerkenswert: ein am ganzen Körper gelähmter Junge aus England und ein abgemagertes, an Malaria erkranktes Mädchen aus dem Sudan. Neben den zahlreichen interessanten Charakteren und fantastischen Figuren beeindruckt auch die Einbindung der imposanten isländischen Landschaft in den Roman. Ein von der ersten bis zur letzten Seite spannend zu lesender Fantasy-Roman mit einem überraschenden Ende.



Steven Knight, Das Vermächtnis des Will Wolfkin. Übers. v. Ulli und Herbert Günter, ab 12 Jahren
Köln: Boje-Verlag 2011, 350 Seiten, 15,50 €, ISBN: 978-3-414-82194-2



Weiterführender Link:

Boje-Verlag: Steven Knight, Das Vermächtnis des Will Wolfkin

 

Andreas Markt-Huter, 29-03-2012

Bibliographie

AutorIn

Steven Knight

Buchtitel

Das Vermächtnis des Will Wolfkin

Originaltitel

The Last Words of Will Wolfkin

Erscheinungsort

Köln

Erscheinungsjahr

2011

Verlag

Boje-Verlag

Übersetzung

Ulli und Herbert Günter

Seitenzahl

350

Preis in EUR

15,50

ISBN

978-3-414-82194-2

Lesealter

Zielgruppe

Kurzbiographie AutorIn

Steven Knight, geboren 1959, ist einer der großen amerikanischen Drehbuch-Autoren. Für seine Arbeit wurde er bereits mit einer Oscar-Nominierung ausgezeichnet.