Mechthild Gläser, Emma und das vergessene Buch

„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass es kaum etwas Schöneres gibt, als nach langer Abwesenheit wieder nach Hause zu kommen. So ging es mir jedenfalls, als ich nach einem regnerischen Freitag nach Stolzenburg zurückkehrte.“ (S. 9)

Emma ist froh aus ihrem Urlaub heimzukommen, den sie mit ihrer Mutter und deren neuen Freund in England verbracht hat. Gleich zu Beginn des neuen Schuljahres, findet sie in der westlichen Bibliothek des Internats von Stolzenburg ein merkwürdiges Buch mit Aufzeichnungen ehemaliger Schlossbewohner. Emma ahnt nichts von der Magie, das von dem alten Buch ausgeht.

Die sechzehnjährige Emma Morgenroth plant mit ihren Freundinnen und Freunden den Bibliotheksklub „Westbooks“ zu gründen, den sie in der Bibliothek mit einem gemeinsamen Videoabend mit dem Film „Shakespeare in Love“ starten will. Dabei hat sie die Rechnung ohne Darcy de Winter, den Sohn des Schlossbesitzers, gemacht, dessen Wohnung sich direkt hinter der Bibliothek befindet. Der fühlt sich vom Lärm des Films in seinem Schlaft gestört und wirft alle Anwesenden des Buchklubs aus der Bibliothek.

Emma hat schon zu Schulbeginn Dardy de Winter als arroganten Jugendlichen erlebt, der den von Emma organisierten gemeinsamen Schulstartparty des Internats mit sichtlicher Abneigung beigewohnt und mit herablassenden Bemerkungen beurteilt hat.

„Lächerlich. Aber was will man erwarten, für diese Kids ist das Internat die Welt und diese Party das Ereignis des Jahres.“ (S. 44)

Emma verachtet Darcys arrogante Art und ist alles andere als glücklich, dass ihre beste Freundin Charlotte sich ausgerechnet in Darcys Freund Toby Bell verliebt.

Frustriert von Darcys Verhalten beginnt Emma im alten Tagebuch, das eine Chronik der Bewohner des Schlosses enthält, zu lesen und selbst hineinzuschreiben. Bald ereignen sich merkwürdige Dinge und sie erkennt, dass sie mit ihren Aufzeichnungen im Buch die Wirklichkeit beeinflussen kann.

Emma erfährt, dass Darcy Schloss Stolzenburg besucht, um nach seiner vor vier Jahren verschwundenen Schwester Gina de Winter zu suchen, die vor ihrem Verschwinden ständig von einem Faun gesprochen hat. Beim Lesen der Tagebuchaufzeichnungen findet Emma das von der Schriftstellerin Eleanor Morland im August 1794 auf Schloss Stolzenburg geschriebene Märchen „Faunträume“. Emma ist überzeugt, dass das Märchen und Ginas Verschwinden in einem engen Zusammenhäng stehen. Doch die Chronik ist trügerisch und Emmas Nachforschungen erweisen sich als schwieriger, als gedacht.

„Emma und das vergessene Buch“ taucht tief in die literarische Welt Jane Austens ein und greift zahlreiche Figuren und Motive der großen englischen Dichterin auf. Dazu zählen die Figur des Mr. Darcy und der Jane Bennet aus dem Roman „Pride and Prejudice“ ebenso wie Motive aus „Emma“ und „Northanger Abbey“.

Während die Anspielungen auf Austens Werke und Figuren ein wenig gekünstelt wirken, liest sich die fantastische Geschichte rund um die Faunträume und Ginas Verschwinden überaus spannend. Insgesamt ein unterhaltsamer und kurzweiliger Jugendroman mit fantastischen Elementen und überraschenden Wendungen.

Mechthild Gläser, Emma und das vergessene Buch. Ab 12 Jahre
Bindlach: Loewe Verlag 2020, 416 Seiten, 10,30 €, ISBN 978-3-7432-0365-5

Weiterführende Links:
Loewe Verlag: Mechthild Gläser, Emma und das vergessene Buch
Wikipedia: Mechthild Gläser

Andreas Markt-Huter, 12-10-2020