Tad Williams, Die Hexenholzkrone 2
„»Nein, ich habe ihn gesehen, und zwar vor meinem Sturz. Es war schrecklich. Er war schrecklich. Ein vollkommen verschrumpeltes Gesicht mit kohlschwarzen Augen. Ich glaube, es war der rote Priester persönlich oder sein Geist. Ich glaube es war Pryrates.« »Sollte das nicht jemand wissen? Eure Großeltern oder Binabik?« »Nein.« Morgan klang felsenfest überzeugt. »Nein, es wäre das Schlimmste, was passieren könnte. Das Allerschlimmste.«“ (S. 47)
Nach dem Erwachen der Nornenkönigin mehren sich die Zeichen in Osten Ard, die auf einen drohenden Angriff hindeuten. Aber auch im Königreich selbst gerät die Ordnung immer stärker aus den Fugen. Der König von Hernystir droht sich dem Feind zuzuwenden und im Herzogtum Nabban treten die Streitigkeiten zwischen dem Herzog und seinem Bruder immer offener zu Tage. Aber auch in den Graslanden brechen unruhige Zeiten an.
König Simon will dem flatterhaften Leben Prinz Morgans einen Schlussstrich ziehen, nachdem dieser verbotener Weise den Hjeldinsturm betreten und schwer gestürzt ist. Er ahnt nicht, dass der Prinz davon überzeugt ist Pryrates, den roten Priester gesehen zu haben, der vor langer Zeit König Elias zum Bund mit den Nornen verleitet hat. König Simon betraut Prinz Morgan mit der Aufgabe, gemeinsam mit Graf Eolair die verletzte Sithi zurück zu ihrem Volk zu bringen, um doch noch ihr Leben retten zu können. Eolair und Morgan müssen erkennen, dass die Sithi den Menschen nur mehr bedingt mit Wohlwollen gegenüberstehen.
Tiamak, der Träger der Schriftrolle und Freund des Königs, erhält den Auftrag, im Süden des Königreichs nach den Spuren des verschollenen Prinzen Josua und seiner beiden Kinder zu suchen, und damit den letzten Wunsch Herzog Isgrimnurs am Sterbebett zu erfüllen.
Im Herzogtum Nabban gelingt es Graf Drusis die Angriffe der Grasländer auf Grenzregionen des Herzogtums zu nutzen, um Unruhen zu schüren und die Autorität seines Bruders und Rivalen, Herzog Saluceris, zu schwächen. Gleichzeitig kommt es bei den Grasländern zu einer folgenschweren Tat, als der geheimnisvolle Außenseiter Unvar nach einem Streit auf einer Hochzeit, Ulva, den Than des Kranich-Clans, tötet und flieht.
Hoch im Norden bei den Hikeda’ya erhält Viyeki, der Großmagister des Ordens der Bauleute, einen Auftrag der Nornenkönigin, der in weit in die Gebiete der Menschen bringen wird. Dabei muss er erkennen, dass er wie eine Marionette behandelt und über die wahren Ziele der Reise im Unklaren gehalten wird.
Im zweiten der Hexenholzkrone, die in der englischen Originalausgabe in einem Band erschienen ist, treten die verschiedenen Fäden der Handlung immer deutlicher zu Tage, die unaufhaltsam auf einen drohenden Angriff und Krieg mit den Nornen hinweisen. Mit zahlreichen unerwarteten Ereignissen und Handlungen gelingt es Tad Williams die Handlung und Grenzen der einander gegenüberstehenden Lager in Schwebe zu halten.
Ein überaus spannendes Lesevergnügen, das die Leserinnen und Leser unaufhaltsam in ihren Bann zieht und die komplexe Umwelt und Handlung in immer schärferen Linien zu zeichnen vermag. Ein muss, für alle Fantasy-Fans.
Tad Williams, Die Hexenholzkrone 2. Aus d. Reihe: Der letzte König von Osten Ard 1, übers. v. Cornelia Holfelder-von der Tann / Wolfram Ströle [Orig. Titel: The Witchwood Crown. The Last King of Osten Ard Volume 1]
Stuttgart: Klett-Cotta Verlag / Hobbit Presse 2021, 560 Seiten, 14,40 €, ISBN 978-3-608-98478-1
Weiterführende Links:
Hobbitpresse Klett-Cotta Verlag: Tad Williams, Die Hexenholzkrone 2
Wikipedia: Tad Williams
Andreas Markt-Huter, 12-01.2022