Franz schuh, fortunaOft hilft ein Piktogramm, damit man sich etwas Abstraktes vorstellen kann. Im Falle der Fortuna steht eine Frau mit dem Rücken zum Zuschauer an einer laternenpfahlähnlichen blauen Säule und ist mit dem rechten Träger des Badeanzugs an einen Strich aus Sommer angekettet.

Franz Schuh erzählt ähnlich wie das Cover auf seinem „Magazin des Glücks“, überschaubar, reduziert, weiträumig und logisch. Man liest die längste Zeit und merkt gar nicht, dass man schweres philosophisches Gelände bewältigt hat. Seine Gedankengänge führt er oft als Unterflurtrasse durch seine eigene Textlandschaft, die beschwingt wie ein Erlebnisroman über den Fährnissen des Erzählers angelegt sind.

johannes richard, die sortierte gesellschaft„Gerade innerhalb der Linken betrachten viele Identitätspolitik als ein Mittel, um Minderheiten zu schützen. Sie wird als Quelle des Selbstbewusstseins und als Ausgangspunkt von Politisierung und Selbstorganisation für ausgegrenzte Minderheiten dargestellt. Die in »Die sortierte Gesellschaft« versammelten Autoren sind skeptisch gegenüber dieser Auffassung.“ (S. 6)

Die Idee, für marginalisierte Gruppen Anerkennung und Respekt für ihr spezifisches Anderssein zu fordern, scheint auf den ersten Blick positiv und sympathisch zu sein, führt aber rasch zu einer Fragmentierung der Gesellschaft, in der sich lauter unterschiedliche „Identitäten“ gegenüberstehen, die eine Sonderbehandlung verlangen. Demgegenüber stellen die Autoren des Buches den Universalismus der Aufklärung mit Werten wie Vernunft, Freiheit und Demokratie gegenüber.

jens-uwe krause, spätantike„Lange Zeit ist in der althistorischen Forschung die Auffassung vertreten worden, das Römische Reich sei im 3. Jh. stark geschwächt worden. Die archäologischen Forschungen, die sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt der Spätantike zugewandt haben, haben dazu geführt, diese Vorstellung zu korrigieren.“ (S. 31)

Jens-Uwe Krauses „Geschichte der Spätantike“ bietet einen kompakten historischen Abriss der politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und religiösen Geschichte des ausgehenden Römischen Reichs von der 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts bis zum Ende des 6. Jahrhunderts n. Chr.

wolfgang pollanz, hasta la vista, babyEs gibt so messerscharfe Jahre, die eine Biographie in vorher und nachher trennen. Für die Jahrgänge der 1950er Jahre gibt es um 1970 herum diesen Einschnitt, wo der Hippie-Boom vorbei und der Kampf gegen den Vietnamkrieg aufgenommen ist. Als markanter Roman über diese Zeit gilt Peter Handkes „Der kurze Brief zum langen Abschied“. Darin fährt der Held einsam und abseits aller Weltgeschehnisse durch Amerika, um am Schluss seinem Bruder beim Holzfällen zuzuschauen.

Wolfgang Pollanz, Jahrgang 1954, schickt seinen Helden Arno Weissenegger in ähnlicher Mission durch Kalifornien. Dieser ist Bodybuilder und Steirer und versucht eine Weltkarriere, für die durchaus Schwarzenegger Vorbild ist, obwohl im Vorspann ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass es mit niemandem eine Ähnlichkeit gibt, höchstens in einem Paralleluniversum.

Urlich knefelkamp, das mittelalter„Wer als Europäer den Begriff »Mittelalter« benutzt, sollte auf keinen Fall vergessen, dass es in anderen Regionen der Welt ganz andere Entwicklungen und demnach auch andere Bezeichnungen für den gesamten Zeitraum gibt. Wenn man Geschichte als ein von Menschen bewirktes Geschehen im Raum verstehen will, dann meint »mittelalterliche Geschichte« das Geschehen im europäischen Raum zwischen 500 bis 1500 nach Christi Geburt.“ (S. 13)

Ulrich Knefelkamps legt in seinem Sachbuch „Das Mittelalter“ den Schwerpunkt der Darstellung auf den Raum des Nachfolgereichs des Imperium Romanum in Mitteleuropa gelegt, das aus dem Ostfrankenreich hervorgegangen ist. Zeitlich umfasst die Darstellung den Zeitraum von der Entstehung des christlichen Europas um 380 bis zum Ende der Herrschaft Kaiser Maximilians I. und dem Beginn der Reformation.

wolfgang hermann, das japanische FährtenbuchVon Kindheit an sind Leser Fährtensucher und Fährtenleser, Abenteuer sind nur zu bestehen, wenn man Spuren lesen kann. Und auch später gehen die Leser immer noch Fährten nach, um sich im Erlebnisdschungel der Welt jenseits aller Digitalisierung mit den eigenen Sinnesorganen zurechtzufinden.

Wolfgang Hermann bringt den Zustand des Schriftsteller-Seins mit Energie, Durchhaltevermögen, Sturheit, aber auch Beschränktheit, Blindheit, Verbissenheit in Verbindung. (85) Vollends gefordert ist er, wenn er sich durch eine fremde Kultur schlängeln muss, auf Wegen, die noch gar nicht existieren.

hans-ulrich wiemer, theoderich der große„Das Jahr 493 begann schlecht für die Einwohner Ravennas. Die Stadt war von der Außenwelt abgeschnitten. Lebensmittel waren kaum noch aufzutreiben und für viele unerschwinglich geworden, man hatte begonnen, alles zu essen, was sich kauen ließ, selbst Unkraut und Leder. […] Der Grund für diese Not war der Krieg, den die Könige Odovakar und Theoderich um die Herrschaft in Italien gegeneinander führten.“ (S. 15)

Das Ende der Herrschaft Odovakars und der Beginn der Herrschaft Theoderichs ist ebenso grausam wie bekannt. Wenn man den Worten den Geschichtsschreibers Johannes der Antiochener Glauben schenken darf, hat Theoderich seinen Widersacher eigenhändig mit dem Schwert erschlagen und bemerkt haben: „Nicht ein Knochen war in dem Schuft!“ (S. 15)

alfred noll, wie das recht in die welt komnmt„Wer will heute noch über das Recht diskutieren, Argumente auf ihre Prämissen überprüfen, Lebenszeit verausgaben, um nach Gründen für Recht und nach Gründen des Rechts zu suchen. Vom Recht ist nicht mehr die Rede, alle Welt ist nur noch an Gesetzen, Richtlinien, Verordnungen, Erlässen, Bescheiden, Urteilen und Weisungen interessiert. Es gibt keine Vorstellung von der notwendigen Differenz zwischen Ideal und Praxis.“ (S. 7)

Den Gründen und Ursachen des Rechts auf die Spur zu gehen und die Differenz zwischen Ideal und Praxis aufzuzeigen macht sich Alfred Noll in einem Abriss durch die Geschichte des Rechts auf den Weg. Dabei zeigt er detailliert und anhand zahlreicher Beispiele, wie sich die Vorstellung und Umsetzung von Recht von der steinzeitlichen Welt der Nomaden bis in die Zeit komplexer Städtestrukturen gewandelt hat.

hamed abdel-samad_integration„Überspitzt formuliert könnte man sagen: Nach all den Bemühungen, Konferenzen und Integrationsprojekten, sind vor allem der politische Islam und die Kultur des Patriarchats in Deutschland gut integriert, und das mit staatlicher und kirchlicher Unterstützung.“ (S. 18)

Hamed Abdel-Samad zeigt auf weshalb es gerade muslimischen Migranten so schwerfällt, sich in die europäische Gesellschaft und Kultur zu integrieren. Dabei wird auf die politischen und gesellschaftlichen Versäumnisse im Bereich der Integration während der letzten Jahrzehnte hingewiesen und darauf hingewiesen, dass Integrationen „keine Einbahnstraße“ ist und beide Seite es wollen und etwas dafür tun müssen.

hans-joachim schönkneckt, Mythos Wissenschaft„In der ersten Hälfte des 6. Jh. v. Chr. ereignete sich in einer Küstenstadt Groß-Griechenlands ein Vorgang von weitreichender, ja man darf sagen: von welthistorischer Bedeutung, »eine geistesgeschichtliche Revolution unerhörten Ausmaßes« deren Auswirkungen allerdings erst mehr als zweitausend Jahre später zu voller Geltung kommen.“ (Bd. 1, S. 13)

Hans-Joachim Schönknecht verfolgt in seiner auf drei Bände ausgelegten Arbeit das Ziel, den Ursprung und die Entstehungsgeschichte wissenschaftlichen Denkens zu erforschen. Dabei fokussiert er seinen Blick auf die Philosophie und Naturwissenschaften in ihren Anfängen bei den griechischen Naturphilosophen und deren kulturellen Grundlage bei Homer und Hesiod.