Buch-CoverWas hat ein Kapuzinerpater aus der Zeit der Türkenkriege mit dem Errichter des österreichischen Ständestaates zu tun und in welchem Zusammenhang steht damit seine Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II im April 2003?

Ausgehend von dieser Konstellation, die eines Kriminalromans würdig wäre, setzen die Autoren verschiedene Bilder unterschiedlicher Epochen wie ein Puzzle zusammen und werfen einen "unangenehm kritischen" Blick auf die politischen Umwälzungen in Österreich am Ende der 1. Republik.

Buch-CoverWas am Brenner beginnt, wird für den gelernten Tiroler Leser aufregend! - Tatsächlich lässt Andreas Renoldner den Ich-Erzähler seiner Petrarca-Reise am Brenner starten, weil es da bald einmal ohne zu treten hinunter geht und so die Reise flott begonnen werden kann.

Der philosophische Reisebericht durch sieben Jahrhunderte ist fürs erste einmal eine Radtour, vom Brenner hinunter gehts über die Po-Ebene in den Alpenbogen gegen Frankreich, und den Höhepunkt stellt der Mont Ventoux dar, den ja schon Petrarca bestiegen hat.

Buch-CoverEin Krimi gilt als umso spannender, je glaubwürdiger er ist. Wie glaubwürdig ist aber das Leben eines Krimi-Autors, der spannende Krimis schreibt?

Petros Markaris ist der wichtigste Krimi-Autor Griechenlands und sein Held Kostas Charitos ist in manchen Gegenden berühmt wie Odysseus. Petros Markaris erzählt, wie er zu diesem Helden gekommen ist. Die Lösung ist verblüffend, dieser seltsame Kommissar ist einfach ein Verschnitt aus eigenwilligen Verwandten.

Buch-CoverIn guten Verwandtschaften gibt es zwischen den Mitgliedern meist eine Höflichkeitslücke, in welche jene Geschichten eingepflanzt sind, über die man nicht spricht.

"Jene Dinge" ans Tageslicht zu karren, die über Jahrzehnte im Dunkeln gehalten worden sind, ist für einen Erzähler eine Eselsaufgabe.

Buch-CoverDer geheimnisumwitterte Gebirgsstock "Similaun" ist in aller Munde, seit in dieser Gegend Mister Ötzi gefunden und nach Jahrtausenden aus dem ewigen Eis gepickelt worden ist.

Für Hans Haid ist dieser magische Berg-Name eine Beschwörungsformel, mit der sich die Zeitlosigkeit zwischen biblischer Apokalypse und aktuellem Alpenwahn kurz und bündig darstellen lässt.

Buch-CoverWenn sich eine Lebensgeschichte über ein Jahrhundert hinzieht, kann man auf jeden Fall von einem Roman sprechen, auch wenn der Umfang vielleicht eher an ein Prosagedicht erinnert.

Didier Goupil erzählt vor allem vom Vergessen, Versickern, Verbleichen der Zeit. Aus diesem Grund sind fallweise nur die rechten Seiten bedruckt, die linken sind quasi schon der Zeit zum Opfer gefallen.

Buch-CoverLetztlich sind alle Namen Schall und Rauch, der Sinn des Lebens besteht oft darin, seinen Namen skurril artikuliert auszusprechen.

Fritz von Herzmanovsky-Orlando ist der Meister der Österreichischen Seele, seine Figuren tapsen auf einem rutschigen Parkett herum und lassen sich dann genüsslich in die eigene Gosche fallen, meist aber hilft jemand mit einem Verbal-Tritt nach, dass der Auftritt des Mitbewerbers am Rout ins Lächerliche gezogen wird.

Buch-CoverEin kontinentales Gemetzel, wie es Napoleon seinerzeit quer durch Europa vor und wieder zurück durchführen ließ, beflügelt auch nach zweihundert Jahren noch die Phantasie der Schriftsteller.

Tobias Schiefer nimmt für seinen Schlachtentext aus dem Jahre 1812 die Form der Novelle und erzählt aufgeklärt aus heutiger Sicht, wie es wohl einem Kriegsteilnehmer aus der Gegend um Speyer unter Napoleon ergangen sein könnte.

Buch-CoverArtige Geschichten stehen oft auf wackeligen Beinen, eine kleine Böe und sie geraten in Schräglage.

Peter Reutterer führt in seinen kurzen Satiren zuerst immer ein Stück abgepackte Welt vor, aber die Ware ist offensichtlich angeschlagen, lässt seltsame Düfte aus, bringt die genormte Dramaturgie aus dem Häuschen oder stellt ganz etwas anderes dar, als im ersten Absatz versprochen wird.

Buch-CoverManchmal zischt ein Buch in die Seele des Lesers wie ein zweischneidiges Messer. Üblicherweise liest man ein Buch, das in eine unbekannte Zeitzone führt, mit dem Nachwort zuerst, ehe es ab in den Text geht, aber im Falle der Blockade ist es egal, wo man beginnt, mit dem aufrüttelnden Originaltext von Gennadij Gor oder dem noch aufrüttelnderen Nachwort von Peter Urban.

Es geht schlicht darum, dass zwischen 1942 und 1944 in Leningrad ein Genozid stattgefunden hat, die Stadt wurde von der deutschen Wehrmacht belagert und man rechnete damit, dass sie von selbst stirbt.