Buch-CoverSogenannte echte Künstler erleben nicht nur die Welt manchmal als unerträglich, auch die Erotik flippt öfter einmal in seltsame Seitengassen der Empfindung aus, wenn sie von Künstlern ins Spiel gebracht wird.

Helene Flöss stellt in ihrer Erzählung Der Hungermaler zwei erotisch extravagante Typen vor. Sie ist eine perfekte Weberin, die vor allem im sakralen Bereich hinreißende an der Schöpfung angelehnte Altartücher und andere gewebte Devotionalien kreiert, er ist ein Hungermaler, weil er nichts zu beißen hat und auch selten über die Phase der Entwürfe hinauskommt.

Buch-CoverIm Zeitalter durchgehender Terrorangst darf man nirgendwo auf der Welt einen Koffer abstellen, ohne dass dieser nicht sofort gesprengt würde.

Diese Erfahrung macht auch der Lebenskünstler Fedele Conte Mamai - wörtlich übersetzt der treue Graf Niemals (S. 78) -, als er nach Jahrzehnten wieder in das Po-Delta zurückkehrt. Irgendwie verliert er den Koffer aus den Augen und ist schon dran. Carabinieri wollen alles wissen, wer warum weshalb, und genau auf diese Fragen weiß der treue Graf keine Antwort.

Buch-CoverDein Bild ist gemalt / wir bewundern es jeden Tag! – Bereits diese Präambel, die wie ein Grabstein vor die Erzählung gemeißelt ist, lässt erahnen, mit welcher Inbrunst hier ein Vaterbild an die Wand der Erinnerung gehängt wird.

Die strengen Züge des Vaters werden Absatz für Absatz entstrafft, bis allmählich ein gutmütiges, wohlwollenden und trauriges Erinnerungsbild übrig bleibt.

Buch-CoverNirgendwo lässt sich die Geschichte so genau beschreiben wie im Familienkreis. Selbst die großen weltbewegenden Vorgänge wirken manchmal wie ein Durchblättern eines Familienalbums.

In Gabriele Böschs Erzählung stellt eine so genannte Dutzendfamilie die Zeitgeschichte der Sechziger- und Siebzigerjahre dar. Magische Jahreszahlen tauchen als Kapitelüberschriften auf, 1948, 1958, 1979 etwa, und man merkt gleich, dass diese herausgepickten Jahre nicht immer mit den großen Ereignissen in der Welt etwas zu tun haben. Es sind persönliche Fransen, wo ein Familienmitglied vielleicht etwas Poetisches, Elementares oder auch nur bemerkenswert Alltägliches erlebt hat.

Buch-CoverEinbruch ist so ungefähr das aufregendste Wort, das in der Literatur auftauchen kann. Da gibt es den Klassiker im Krimibereich, wo einfach ein Einbruch geschieht, im Sport erleiden Helden oft knapp vor dem Ziel ihren totalen Einbruch und auch der psychische Einbruch ist nicht ohne.

Wenn nun plötzlich die Landschaft einbricht, steckt vermutlich ein geographisch psychologisches Urereignis im Hintergrund.

Buch-CoverEin aufregendes Leben beginnt üblicherweise mit einer Sturzgeburt, während die Mutter seufzt.

Wolfgang Pollanz nimmt die Kunst der literarisch aufgeblasenen Selbstbiographie äußerst wörtlich und stellt in sechs Episoden ausgewiesene Helden vor, die als Icherzähler letztlich alle vom Zeitgeist erzählen, der durch die Republik Österreich weht.

Buch-CoverWas passiert, wenn unsere Illusionen Wirklichkeit werden? – Führen sanfte Illusionen nicht zwangsläufig zu einer harten Landung?

Carsten Otte führt die vorgestanzten Welten der Groschenhefte und des Kurbetriebes jäh zusammen, so dass daraus glaubhafte Realität entsteht. In der Mega-Kurstadt Baden-Baden gibt es einen Blumenladen, den Tamara nach den Gesetzen des Kitsches und der halbseidenen Lieblichkeit über die Runden zu bringen versucht.

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Unsichtbar ist ja eine doppelte Eigenschaft, einmal die des Objekts, dass man etwas nicht sieht, und zum andern jene des Subjekts, dass man selbst nicht gesehen werden will.

In der Liebe, im Flirt, in der Ehe und in allen gesellschaftlichen oder philosophischen Formen des Zusammenbandelns zwischen Männern und Frauen geht es um dieses permanente Wechselspiel von Unsichtbarkeiten.

Buch-CoverWer glaubt, er ist, was er ist, täuscht sich gewaltig. Im Zeitalter der genetischen Nachverfolgung der Vorfahren entpuppt sich so mancher Stammbaumhalter als formidables Kuckuckskind.

So erwischt auch den Kulturjournalisten Michael Zbornik am Ende seiner Tage noch das große Reinemachen. Mit dem zittrigen Fieber Marke "subfebril" wird er ins Krankenhaus eingeliefert und kriegt von seinem befreundeten Leibarzt die niederschmetternde Prognose, dass er nicht mehr lange zu leben hat.

Buch-CoverEs gibt wirklich diese lichten Romane, die vom Titel weg bis zur letzten Zeile etwas Speedig-Helles ausstrahlen.

In Angelika Reitzers Roman wird es schon auf der ersten Seite in einem Innenhof hell, die Bäume sind zwar für diese Saison am Ende der Blüte, aber zu ihren Füssen steht in einer Sandkiste bereits das Spielzeug bereit, um bei Bedarf jederzeit ein Stück Kindheit in den Sand zu spielen. Und diese Kindheit kann überall aus der Hüfte heraus einsetzen und bringt die Protagonistin in eine optimistische Stimmung.